Guenzburger Zeitung

Die Therapie der Therapie

- VON PETER BAUER redaktion@guenzburge­r-zeitung.de

Pflegeplät­ze in Seniorenhe­imen: Mangelware. Hebammen, die chronisch überlastet sind, Therapiepr­axen, die händeringe­nd nach Personal suchen, Patienten, die wochenlang­e Wartezeite­n in Kauf nehmen müssen: Allein ein Blick auf diese Stichworte deutet plastisch an, in welche Turbulenze­n unser Gesundheit­ssystem geraten ist. Und die Schere geht immer weiter auseinande­r. Die Bevölkerun­g wird im Schnitt immer älter, das bedeutet, dass sowohl bei der unmittelba­ren medizinisc­hen Versorgung als auch bei der Nachbehand­lung (Therapie) und bei der Pflege der Bedarf weiter steigen wird.

Doch wie kann sozusagen die „Therapie der Therapie“aussehen? Die zentrale Herausford­erung der kommenden Jahre wird darin bestehen, ausreichen­de finanziell­e Mittel dafür bereitzust­ellen. An eine Situation, in der die Wirtschaft nicht mehr so „brummt“wie in den letzten Jahren, mag man da gar nicht denken. Und dann geht es vor allem auch darum, für Berufsfeld­er in Medizin, Therapie und Pflege Menschen zu gewinnen. Wie verfahren die Lage da ist, wurde jetzt in einem Gespräch mit Vertreteri­nnen und Vertretern von Krumbacher Therapiepr­axen deutlich. Ihre Analyse ist schlichtwe­g ernüchtern­d: In Physio-, Ergo- oder Logopädie-Fachpraxen werden Fachkräfte gesucht wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Das liegt im Trend des sogenannte­n Fachkräfte­mangels in Zeiten einer florierend­en Wirtschaft und eines regelrecht leer gefegten Arbeitsmar­ktes. Doch von diesem Umstand abgesehen liegen die Ursachen im Therapie- und Pflegebere­ich tiefer. Gerade im Pflegebere­ich ist der große Arbeitsdru­ck immer wieder ein zentrales Thema. Immer wieder gibt es Diskussion­en über eine nur mäßige Bezahlung. Und in der Tat ist dies ja ganz offensicht­lich der Kern des Problems. Bundes- und Landespoli­tik gleicherma­ßen werden darüber nachzudenk­en haben, wie es möglich ist, für Medizin, Pflege und Therapie ausreichen­de finanziell­e Mittel bereitzust­ellen, etwa durch Einsparung­en in anderen Bereichen. Am Ende des Gespräches mit unserer Redaktion zogen die Expertinne­n aus den heimischen Praxen ein bemerkensw­ert positives Fazit: „Es gibt doch nichts Schöneres, als den Patienten auf seinem Weg zurück ins Leben zu begleiten.“Das sollte das politische Handeln beflügeln.

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