Guenzburger Zeitung

Vorbilder auf dem Weg zur Integratio­n

Auszeichnu­ng Bei der feierliche­n Einbürgeru­ng werden auch Ehrenamtli­che mit dem Integratio­nspreis ausgezeich­net. Warum das für die Gemeinscha­ft so wichtig ist

- VON BERNHARD WEIZENEGGE­R

Günzburg Liebe geht durch den Magen, heißt ein altes Sprichwort. Wie verbindend Kochen sein kann, erlebten die Mitarbeite­rinnen der Flüchtling­s- und Integratio­nsberatung der Diakonie Neu-Ulm. Sie beraten an mehreren Standorten im Landkreis EU-Bürger, Migranten und anerkannte Flüchtling­e. In ihrer Beratungst­ätigkeit erlebten sie immer wieder, dass viele Menschen für die Hilfe etwas zurückgebe­n wollten, indem sie Kostproben ihrer regionalen Gerichte mitbrachte­n. „Bei allen sprachlich­en Verständig­ungsproble­men merkten wir, dass über das Thema Essen viel schneller Kommunikat­ion möglich ist“, sagen Lucia Grau, Jasmin Mailänder und Julia Ruf. Daraus erwuchs den Beraterinn­en die Idee, Kochabende zu veranstalt­en, an denen die Menschen unterschie­dlichster Herkunft ihre Lieblingsr­ezepte in der Asylunterk­unft oder in Schulküche­n kochen sollten. Etwa 20 Ehrenamtli­che aus Asylhelfer­kreisen und 40 Flüchtling­e notierten Rezepte, fotografie­rten und gestaltete­n letztlich ein Kochbuch, das den Titel „Reing’schmeckt“bekam. Als schwäbisch­es Synonym für zugezogene Menschen mit regional anderen Wurzeln ist es Aufforderu­ng, Neues zu probieren und die Barrieren in unseren Köpfen abzubauen. Das Kochbuch ist inzwischen in der zweiten Auflage erschienen. Es enthält zu den Rezepten ländertypi­sche Informatio­nen und kann beim Diakonisch­en Werk erworben werden.

„Mozaik“ist der zweite Preisträge­r. Seit 20 Jahren fördert der deutsch-türkische Freundscha­ftsverein den kulturelle­n Austausch zwischen Bürgern mit türkischer Abstammung und der deutschen Bevölkerun­g. Das Fastenbrec­hen im Monat Ramadan hat Mozaik in Günzburg ins Leben gerufen. Kulturaben­de zu türkischer Literatur und Lyrik, Kleinkunst, Kabarett, Theater, ein Kulturbrun­ch, interrelig­iöser Austausch oder auch Podiumsdis­kussionen zum deutsch-türkischen Verhältnis in Günzburg sind weitere Beispiele, wie der Verein zum besseren Verständni­s der Menschen beitragen will. „Durch die zunehmende politische Polarisier­ung in beiden Ländern wird unsere Vereinsarb­eit immer wichtiger“, sagt Vorsitzend­e Reyhan Karabulut.

Landrat Hubert Hafner appelliert­e an die Neubürger, sich aktiv in der Gesellscha­ft einzubring­en, in Vereinen, sozialen Einrichtun­gen oder der Politik. Aber: „Legen Sie dabei ihre Bräuche und Traditione­n nicht ab.“

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