Vorbilder auf dem Weg zur Integration
Auszeichnung Bei der feierlichen Einbürgerung werden auch Ehrenamtliche mit dem Integrationspreis ausgezeichnet. Warum das für die Gemeinschaft so wichtig ist
Günzburg Liebe geht durch den Magen, heißt ein altes Sprichwort. Wie verbindend Kochen sein kann, erlebten die Mitarbeiterinnen der Flüchtlings- und Integrationsberatung der Diakonie Neu-Ulm. Sie beraten an mehreren Standorten im Landkreis EU-Bürger, Migranten und anerkannte Flüchtlinge. In ihrer Beratungstätigkeit erlebten sie immer wieder, dass viele Menschen für die Hilfe etwas zurückgeben wollten, indem sie Kostproben ihrer regionalen Gerichte mitbrachten. „Bei allen sprachlichen Verständigungsproblemen merkten wir, dass über das Thema Essen viel schneller Kommunikation möglich ist“, sagen Lucia Grau, Jasmin Mailänder und Julia Ruf. Daraus erwuchs den Beraterinnen die Idee, Kochabende zu veranstalten, an denen die Menschen unterschiedlichster Herkunft ihre Lieblingsrezepte in der Asylunterkunft oder in Schulküchen kochen sollten. Etwa 20 Ehrenamtliche aus Asylhelferkreisen und 40 Flüchtlinge notierten Rezepte, fotografierten und gestalteten letztlich ein Kochbuch, das den Titel „Reing’schmeckt“bekam. Als schwäbisches Synonym für zugezogene Menschen mit regional anderen Wurzeln ist es Aufforderung, Neues zu probieren und die Barrieren in unseren Köpfen abzubauen. Das Kochbuch ist inzwischen in der zweiten Auflage erschienen. Es enthält zu den Rezepten ländertypische Informationen und kann beim Diakonischen Werk erworben werden.
„Mozaik“ist der zweite Preisträger. Seit 20 Jahren fördert der deutsch-türkische Freundschaftsverein den kulturellen Austausch zwischen Bürgern mit türkischer Abstammung und der deutschen Bevölkerung. Das Fastenbrechen im Monat Ramadan hat Mozaik in Günzburg ins Leben gerufen. Kulturabende zu türkischer Literatur und Lyrik, Kleinkunst, Kabarett, Theater, ein Kulturbrunch, interreligiöser Austausch oder auch Podiumsdiskussionen zum deutsch-türkischen Verhältnis in Günzburg sind weitere Beispiele, wie der Verein zum besseren Verständnis der Menschen beitragen will. „Durch die zunehmende politische Polarisierung in beiden Ländern wird unsere Vereinsarbeit immer wichtiger“, sagt Vorsitzende Reyhan Karabulut.
Landrat Hubert Hafner appellierte an die Neubürger, sich aktiv in der Gesellschaft einzubringen, in Vereinen, sozialen Einrichtungen oder der Politik. Aber: „Legen Sie dabei ihre Bräuche und Traditionen nicht ab.“