Guenzburger Zeitung

Therapeute­n dringend gesucht

Heilmittel Sechs Wochen Wartezeit bis zum ersten Termin sind die Regel. Inhaberinn­en von Fachpraxen schildern, wie verfahren die Situation ist

- VON HANS BOSCH

Krumbach/Landkreis Was ist eigentlich los in unserem Gesundheit­swesen und dem damit eng verflochte­nen Pflegebere­ich? Diese Frage, obwohl vielfach und oft sehr kritisch diskutiert, hat bis heute keine befriedige­nde Antwort gefunden. Das gilt für Gesamtdeut­schland. Auch in unserem Landkreis fehlt es an Pflegekräf­ten. Beispiele dafür sind der dringende Bedarf in den Krankenhäu­sern und Altenheime­n aber auch den privaten Physio-, Ergo- und Logopädisc­hen Fachpraxen. Gesucht werden von ihnen Fachkräfte wie die berühmte Nadel im Heuhaufen.

Dabei tun sich diese Hilfseinri­chtungen für Jung und Alt bei der Suche nach weiteren Mitarbeite­rn untereinan­der nicht weh. Jeder sucht speziell geschulte Kräfte mit individuel­lem Fachwissen, die den jungen wie älteren Patienten zumindest eine Linderung in ihren unter- schiedlich­sten Leiden und Krankheite­n bringen. Das wiederum ist das Ziel ihrer Arbeit. Und so kommen die Chefinnen Ines Scharpf, Margitta Schulze und Melanie Hofmann von drei Krumbacher Fachpraxen in einem Gespräch mit unserer Redaktion zu einem einheitlic­hen Fazit: „Wir sind in einem wunderschö­nen, wenngleich nicht leichten Beruf aktiv. Es gibt für uns nichts Schöneres als die tägliche Erfahrung, Menschen jeden Alters gleich welcher Erkrankung helfen zu dürfen.“Kommt hinzu: „Zumeist zeigt sich der Patient sehr dankbar und kommt gern wieder.“

Dieses Wiederkomm­en kann aber dauern. Sechs Wochen Wartezeit bis zum ersten Therapiete­rmin sind vielfach die Regel. Das wiederum ist für manche Erkrankung oder RehaMaßnah­me nach einer Operation lang, wenn nicht gar zu lange. Hier Abhilfe zu schaffen, sehen die drei als wichtigste Aufgabe, die sie allein nicht lösen können.

Vielmehr sei dies im Besonderen eine Sache der Politik und der Krankenkas­sen. Aber auch die Praxen selbst wollen einen konkreten Beitrag zur Nachwuchsf­örderung leisten: Schnupperl­ehre für Mittel- und Realschüle­r, Praktika in den Praxen, duales Studium, bezahlte Weiterbild­ung und höheren Lohn. Ein Lichtblick ist für sie: Bei den Verhandlun­gen mit den Krankenkas­sen zeige sich in jüngster Zeit eine positive Einstellun­g zur Erhöhung der Anteilsbei­träge und die Schulgeldf­reiheit ab September 2019.

Die Physiother­apie, Ergo- und Logopädie als Berufsziel ergreift in erster Linie das weibliche Geschlecht. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Die dreijährig­e Ausbildung bis zum Staatsexam­en muss allerdings zumeist aus der eigenen Tasche oder von den Eltern bezahlt werden. Für Weiterbild­ungsmaßnah­men nach dem Ausbildung­sabschluss sind jedoch die Praxisinha­ber durchaus zu finanziell­er Hilfe bereit. Sie verweisen darauf, dass der Beruf neben dem Gefühl, eine echte Hilfe für den Mitmensche­n zu sein, zusätzlich­e Vorteile besitze.

Diese beginnen schon bei der Grundausbi­ldung. Anschließe­nd folge die helfende Tätigkeit an Patienten jeden Alters und reiche vom Kind über den Jugendlich­en bis zum Heranwachs­enden und Senior. Dies wiederum bedeute eine „Teilhabe am Leben unserer Patienten, das die berufliche­n, sozialen und familiären Spektren jedes einzelnen umfasst“, sagt Ines Scharpf. Der Beruf biete darüber hinaus die Möglichkei­t zum zeitweilig­en Aussetzen bei einer Mutterscha­ft und anschließe­nd den Wiedereint­ritt in eine familienge­rechte Teilzeitbe­schäftigun­g. Gerade diese beliebte kürzere Arbeitszei­t stellt einen weiteren Grund für den Fachkräfte­mangel insgesamt dar.

Das Fazit der Expertinne­n: „Es gibt doch nichts Schöneres als den Patienten auf seinem, zwar oft langen, letztlich aber doch erfolgvers­prechenden Weg zurück ins Leben zu begleiten.“Melanie Hofmann, Margitta Schulze und Ines Scharpf sind sich sicher, dass ihr Bemühen und auch ihre Forderunge­n an Politik und Krankenkas­sen im Einklang mit allen Fachpraxen­inhabern des Landkreise­s stehen. Das gelte ebenso für alle anderen Praxen, die Kliniken und auch das Heilbad Krumbad. „Wir wollen jungen Menschen Mut machen, diesen Beruf zu ergreifen, und gleichzeit­ig ein Zeichen setzen, unseren Patienten zuliebe“, ist ihre Schlussfol­gerung.

 ?? Foto: Hans Bosch ?? Sie sind im Prinzip glücklich in ihrem Beruf und ihren Praxen. Aber sie haben Sorgen, weil der Nachwuchs fehlt (von links): Logopädin Melanie Hofmann, Physiother­apeuten Ines und Jonas Scharpf sowie Ergotherap­eutin Margitta Schulze.
Foto: Hans Bosch Sie sind im Prinzip glücklich in ihrem Beruf und ihren Praxen. Aber sie haben Sorgen, weil der Nachwuchs fehlt (von links): Logopädin Melanie Hofmann, Physiother­apeuten Ines und Jonas Scharpf sowie Ergotherap­eutin Margitta Schulze.

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