Therapeuten dringend gesucht
Heilmittel Sechs Wochen Wartezeit bis zum ersten Termin sind die Regel. Inhaberinnen von Fachpraxen schildern, wie verfahren die Situation ist
Krumbach/Landkreis Was ist eigentlich los in unserem Gesundheitswesen und dem damit eng verflochtenen Pflegebereich? Diese Frage, obwohl vielfach und oft sehr kritisch diskutiert, hat bis heute keine befriedigende Antwort gefunden. Das gilt für Gesamtdeutschland. Auch in unserem Landkreis fehlt es an Pflegekräften. Beispiele dafür sind der dringende Bedarf in den Krankenhäusern und Altenheimen aber auch den privaten Physio-, Ergo- und Logopädischen Fachpraxen. Gesucht werden von ihnen Fachkräfte wie die berühmte Nadel im Heuhaufen.
Dabei tun sich diese Hilfseinrichtungen für Jung und Alt bei der Suche nach weiteren Mitarbeitern untereinander nicht weh. Jeder sucht speziell geschulte Kräfte mit individuellem Fachwissen, die den jungen wie älteren Patienten zumindest eine Linderung in ihren unter- schiedlichsten Leiden und Krankheiten bringen. Das wiederum ist das Ziel ihrer Arbeit. Und so kommen die Chefinnen Ines Scharpf, Margitta Schulze und Melanie Hofmann von drei Krumbacher Fachpraxen in einem Gespräch mit unserer Redaktion zu einem einheitlichen Fazit: „Wir sind in einem wunderschönen, wenngleich nicht leichten Beruf aktiv. Es gibt für uns nichts Schöneres als die tägliche Erfahrung, Menschen jeden Alters gleich welcher Erkrankung helfen zu dürfen.“Kommt hinzu: „Zumeist zeigt sich der Patient sehr dankbar und kommt gern wieder.“
Dieses Wiederkommen kann aber dauern. Sechs Wochen Wartezeit bis zum ersten Therapietermin sind vielfach die Regel. Das wiederum ist für manche Erkrankung oder RehaMaßnahme nach einer Operation lang, wenn nicht gar zu lange. Hier Abhilfe zu schaffen, sehen die drei als wichtigste Aufgabe, die sie allein nicht lösen können.
Vielmehr sei dies im Besonderen eine Sache der Politik und der Krankenkassen. Aber auch die Praxen selbst wollen einen konkreten Beitrag zur Nachwuchsförderung leisten: Schnupperlehre für Mittel- und Realschüler, Praktika in den Praxen, duales Studium, bezahlte Weiterbildung und höheren Lohn. Ein Lichtblick ist für sie: Bei den Verhandlungen mit den Krankenkassen zeige sich in jüngster Zeit eine positive Einstellung zur Erhöhung der Anteilsbeiträge und die Schulgeldfreiheit ab September 2019.
Die Physiotherapie, Ergo- und Logopädie als Berufsziel ergreift in erster Linie das weibliche Geschlecht. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Die dreijährige Ausbildung bis zum Staatsexamen muss allerdings zumeist aus der eigenen Tasche oder von den Eltern bezahlt werden. Für Weiterbildungsmaßnahmen nach dem Ausbildungsabschluss sind jedoch die Praxisinhaber durchaus zu finanzieller Hilfe bereit. Sie verweisen darauf, dass der Beruf neben dem Gefühl, eine echte Hilfe für den Mitmenschen zu sein, zusätzliche Vorteile besitze.
Diese beginnen schon bei der Grundausbildung. Anschließend folge die helfende Tätigkeit an Patienten jeden Alters und reiche vom Kind über den Jugendlichen bis zum Heranwachsenden und Senior. Dies wiederum bedeute eine „Teilhabe am Leben unserer Patienten, das die beruflichen, sozialen und familiären Spektren jedes einzelnen umfasst“, sagt Ines Scharpf. Der Beruf biete darüber hinaus die Möglichkeit zum zeitweiligen Aussetzen bei einer Mutterschaft und anschließend den Wiedereintritt in eine familiengerechte Teilzeitbeschäftigung. Gerade diese beliebte kürzere Arbeitszeit stellt einen weiteren Grund für den Fachkräftemangel insgesamt dar.
Das Fazit der Expertinnen: „Es gibt doch nichts Schöneres als den Patienten auf seinem, zwar oft langen, letztlich aber doch erfolgversprechenden Weg zurück ins Leben zu begleiten.“Melanie Hofmann, Margitta Schulze und Ines Scharpf sind sich sicher, dass ihr Bemühen und auch ihre Forderungen an Politik und Krankenkassen im Einklang mit allen Fachpraxeninhabern des Landkreises stehen. Das gelte ebenso für alle anderen Praxen, die Kliniken und auch das Heilbad Krumbad. „Wir wollen jungen Menschen Mut machen, diesen Beruf zu ergreifen, und gleichzeitig ein Zeichen setzen, unseren Patienten zuliebe“, ist ihre Schlussfolgerung.