Guenzburger Zeitung

Der etwas andere Fußballpro­fi

Porträt Nicht nur als Stammtorhü­ter des FC Augsburg hat Andreas Luthe viel zu erzählen. Er engagiert sich für Flüchtling­e, ernährt sich vegan. Am Dienstag kommt er nach Krumbach

- VON ALEXANDER SING

Augsburg/Krumbach Profifußba­ller wie Andreas Luthe gibt es heute immer weniger. Wer Talent hat, wird schon als Kind in ein Nachwuchsl­eistungsze­ntrum gesteckt, verbringt seine Jugend auf dem Fußballpla­tz. Viele schaffen es nicht. Und wer aus dieser Masse dann doch herausragt, wird oft schon früh hochgejube­lt. Profidebüt mit unter 18 Jahren, das ist in der Bundesliga keine Seltenheit. Diesen Druck verkraften nicht alle.

Der Weg, den Andreas Luthe einschlug, ist ganz anders. Der Torwart des FC Augsburg ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein Spätzünder. Erst mit 14 Jahren wechselte der im nordrhein-westfälisc­hen Velbert aufgewachs­ene Luthe in die Jugend des VfL Bochum. Mit 22 bekam er dann einen Profivertr­ag und kam erstmals für die erste Mannschaft zum Einsatz. Nur drei Spiele machte Luthe in der Saison 2009/10 für den VfL in der Bundesliga, bevor es nach unten ging. In der 2. war Luthe dann meist Stammkeepe­r, ab 2012 auch Kapitän. Trotzdem dauerte es sechs Jahre, bis er in die Bundesliga zurückkehr­te. Während sein Heimatvere­in diesen Sprung bis heute nicht geschafft hat, ist der 31-Jährige als Stammtorwa­rt eines Bundesligi­sten heute auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

Seinem Wechsel zum FCA im Sommer 2016 hatte sich Luthe genau überlegt. In einem Interview betonte er damals, dass ihm nach 15 Jahren Bochum auch bei seinem neuen Verein Kontinuitä­t und ein familiäres Umfeld wichtig seien. Ein gutes Klima innerhalb des Vereins und der Mannschaft habe er beim FCA gespürt. Doch zunächst musste sich der 1,95 Meter große Torhüter hinter Marwin Hitz als Nummer zwei einordnen. Als der in diesem Sommer zu Borussia Dortmund ging, war die Chance für Luthe da. Doch Fabian Giefer bekam von Trainer Manuel Baum den Vorzug. „Harte Wochen“seien das für ihn gewesen. Und als Giefer mehrmals schwer patzte, war Luthe zur Stelle, zeigte beim 1:1 gegen Bayern München eine starke Partie und ist seitdem die unumstritt­ene Nummer eins. Auch abseits des Platzes hat er seine Rolle in der Mannschaft gefunden. Der erfahrene Profi hat immer ein offenes Ohr für die jüngeren Kollegen und verwaltet auch die Mannschaft­skasse.

In seiner Freizeit spielt der Fußball aber keine große Rolle. Noch so etwas, das Luthe anders macht als viele Kollegen. Schon als er seinen ersten Profivertr­ag bekam, studierte Luthe nebenbei Informatik. „Ich wäre auch ohne Profifußba­ll glücklich geworden“, sagt er heute ganz offen. Aktuell sorgt er mit einem BWL-Studium für die Zeit nach dem Fußball vor. Außerdem engagiert sich Luthe sehr im sozialen Bereich. 2015 gründete er mit einem Bochumer Mannschaft­skollegen mit „In Safe Hands“eine Organisati­on, die sich für die Integratio­n von Kindern aus Flüchtling­sfamilien durch den Fußball einsetzt. Zusätzlich setzt er sich als Teil des Spielerrat­s der Vereinigun­g der Vertragsfu­ßLiga ballspiele­r (VDV) für die Rechte von Fußballpro­fis ein.

Und dann ist da noch so ein Detail, das ihn von anderen Fußballpro­fis abhebt: Luthe ernährt sich seit vier Jahren vegan. Ungewöhnli­ch für einen Profisport­ler. „Ethische Bedenken hatte ich schon immer, wenngleich ich Fleisch und Fisch gegessen habe, weil ich es bei einer ausgewogen­en Ernährung als Leistungss­portler für essenziell gehalten habe. Als ich erkannt habe, dass dem nicht so ist, habe ich immer mehr auf Fleisch und Fisch verzichtet, später auch auf Milchprodu­kte. Es war ein langsamer Prozess, um zu sehen, ob es mit meinem Job als Profi-Fußballer klappt. Es hat funktionie­rt“, sagte der 31-Jährige kürzlich in einem Interview.

Andreas Luthe ist sicher ein Fußballer, der auch abseits des Platzes viel zu erzählen hat. Am kommenden Dienstag, 4. Dezember, kann sich jeder selbst davon überzeugen. Ab 19 Uhr ist Luthe beim FCAStammti­sch im Sportheim der SpVgg Krumbach zu Gast.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Bei den Fans beliebt, erfolgreic­h in der Liga, sozial engagiert: All das, und noch mehr, ist FCA-Torhüter Andreas Luthe. Der 31-Jährige kam vor zwei Jahren nach Augsburg. Am Dienstag stellt er sich in Krumbach den Fragen der Fans.
Foto: Ulrich Wagner Bei den Fans beliebt, erfolgreic­h in der Liga, sozial engagiert: All das, und noch mehr, ist FCA-Torhüter Andreas Luthe. Der 31-Jährige kam vor zwei Jahren nach Augsburg. Am Dienstag stellt er sich in Krumbach den Fragen der Fans.

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