Von wegen Glücksbringer
Neuvorstellung Mit dem Talisman tut sich Renault bislang schwer. Das soll sich jetzt ändern
Ein Glücksbringer ist der Talisman für Renault nicht. Seit ein paar Jahren versuchen die Franzosen mit Limousine und Kombi in der umkämpften Mittelklasse zu punkten, machen aber gegen VW Passat, Opel Insignia und erst recht die deutschen Premiumhersteller nicht wirklich einen Stich. Zwar sind jeweils über viertausend verkaufte Talismänner in den vergangenen Jahren mehr, als man erwartet. Auf der Straße sichtbar wird der Renault damit aber noch lange nicht. Zum Vergleich: VW hat allein in den ersten zehn Monaten dieses Jahres 60 000 Passats unters deutsche Volk gebracht.
Ob der Talisman-Absatz mit den neuen Motoren deutlich an Schwung gewinnt, muss sich im kommenden Jahr zeigen. Auf jeden Fall versprechen sich die Manager in der Deutschlandzentrale viel davon; zumindest wird der potenzielle Kundenkreis dadurch deutlich größer. Denn die Nachfrage nach stärkeren Benzinern und Dieseln ist in dieser Klasse in der Tempolimitfreien Bundesrepublik durchaus gegeben. Mit dem in wenigen Wochen erhältlichen 200-PS-Selbstzünder – der jetzt schon im Espace Einzug hält (Bericht folgt in der Mittwochausgabe) – sowie dem ebenfalls bereits aus dem Familien-Van bekannten 1,8-Liter-Turbobenziner mit 225 PS baut Renault deshalb oben an; bislang waren 160 beziehungsweise 200 Pferdestärken das Höchste der Gefühle. Geht die Rechnung der Produktplaner auf, sorgen die neuen Motorvarianten bald für 60 Prozent aller Talisman-Verkäufe.
Der Ottomotor selbst ist keine Neuentwicklung, neben dem Espace kommt er mit etwas mehr Power auch im Mégane R.S. und in der Alpine A110 zum Einsatz. In der jüngsten Evolutionsstufe wurde der Vierzylinder aber um einen Partikelfilter erweitert, der Euro6d-Temp-saubere Abgase sicherstellt. Ausgeliefert wird der BenzinTalisman ausschließlich mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das die 300 Newtonmeter Drehmoment souverän verwaltet, bei sportlicher Gangart aber manchmal mit dem Zurückschalten nicht ganz so schnell nachkommt, wie man sich das wünschen würde.
Der Preis für den neuen Diesel liegt bei 40500 Euro, der Benziner ist ab 36 150 Euro erhältlich. Wenig überraschend: Für die Limousine können sich hierzulande kaum Käufer erwärmen, 90 Prozent der Kundschaft nehmen die moderaten 1000 Euro Aufpreis für den optisch gefälligeren Kombi Grandtour gerne in Kauf. Mit 572 Liter Stauraum steht dort voll bestuhlt allerdings weniger Platz im Gepäckabteil zur Verfügung als in der Limousine (608 Liter); erst wenn man die Rückbank flachlegt, trumpft der Kombi mit 1681 Litern auf.