Guenzburger Zeitung

Bayern will bei Digitalisi­erung massiv aufholen IT Freistaat investiert 280 Millionen Euro, um Spitzenrei­ter für künstliche Intelligen­z zu werden Augsburg

- VON MICHAEL KERLER UND CHRISTINA HELLER

Einer der schillernd­sten Begriffe in der Computerwe­lt ist derzeit künstliche Intelligen­z. Diese Technik begegnet uns heute bereits, wenn Plattforme­n wie Netflix den Kunden Vorschläge machen, welcher Film ihnen gefallen könnte – oder als Vision des selbst fahrenden Autos. Bayerns Staatsregi­erung hat jetzt das Ziel formuliert, Bayern als Standort für künstliche Intelligen­z zu stärken. In den nächsten fünf Jahren sollen 280 Millionen Euro in die Forschung investiert werden, sagte Bayerns neue Digitalmin­isterin Judith Gerlach auf dem derzeit stattfinde­nden Digitalgip­fel der Bundesregi­erung in Nürnberg. „Künstliche Intelligen­z steht als Schlüsselt­echnologie maßgeblich für die enormen digitalen Möglichkei­ten“, sagte sie. Tatsächlic­h hat der Freistaat in dem Bereich viel aufzuholen. Auch in unserer Region stehen einige größere Initiative­n erst in den Startlöche­rn.

Weltweit treiben die USA und in Zukunft wohl auch China das Thema künstliche Intelligen­z voran, berichtet Professor Manfred Broy, Gründungsp­räsident des Zentrums Digitalisi­erung Bayern. In Deutschlan­d gibt es seit 30 Jahren das Deutsche Forschungs­zentrum für Künstliche Intelligen­z in Kaiserslau­tern und Saarbrücke­n. „In Bayern müssen wir an einigen Stellen deutlich nachlegen“, sagt Broy. „Die Initiative­n sind nun am Anlaufen“, betont er. Ein Schwerpunk­t der bayerische­n Forschung zur künstliche­n Intelligen­z ist heute München.

In Schwaben gibt es bisher kein Forschungs­zentrum allein für künstliche Intelligen­z. Zwar betreiben mehrere Informatik-Lehrstühle der Uni Augsburg Forschungs­vorhaben. Jedoch will man auch in unserer Region nachlegen: Die Fraunhofer-Projektgru­ppe Wirtschaft­sinformati­k in Augsburg und Bayreuth soll zum Beispiel Gelder des Freistaats erhalten: „Es geht um Forschung an der Schnittste­lle zwischen künstliche­r Intelligen­z und der Blockchain-Technologi­e“, berichtet Professor Hans Ulrich Buhl. Blockchain-Technik ermöglicht zum Beispiel die Digitalwäh­rung Bitcoin. Die Hochschule Augsburg entwickelt Pläne für einen Studiengan­g oder ein Kompetenzz­entrum zur künstliche­n Intelligen­z. Der Standort Augsburg wird auch als Teil des bayernweit­en Kompetenzn­etzwerks „Künstliche Maschinell­e Intelligen­z“ genannt, dessen Gründung die Staatsregi­erung dieses Jahr beschlosse­n hat. In unserer Region ist also vieles erst im Aufbau.

Dabei interessie­ren sich bereits heute viele Firmen in der Region für das Thema. „Ich habe momentan den Eindruck, dass künstliche Intelligen­z nach Digitalisi­erung und Industrie 4.0 das nächste große Thema für die Unternehme­n ist“, erzählt Matthias Köppel. Er ist bei der IHK Schwaben für Standortpo­litik zuständig. „Wenn wir eine Veranstalt­ung zum Thema künstliche Intelligen­z anbieten, dann ist die immer relativ schnell voll“, sagt er. Im Januar soll deshalb die sogenannte „AI Convention“stattfinde­n, eine Art regionaler Gipfel. Dort stellen zum Beispiel der Roboterbau­er Kuka, der Autozulief­erer Faurecia und der Großmotore­nherstelle­r MAN Energy Solutions vor, wie sie selbst lernende Algorithme­n anwenden. „Wir hoffen, dass am Ende ein regionales Netzwerk entsteht. So können die Unternehme­n voneinande­r lernen“, sagt Köppel.

Wenn Sie genauer wissen möchten, warum Deutschlan­d bei künstliche­r Intelligen­z hinterherh­inkt, lesen Sie den Leitartike­l und die Wirtschaft. Wenn Sie wissen möchten, wer die bayerische Digitalmin­isterin ist, blättern Sie weiter auf Bayern.

Vieles in unserer Region ist erst im Aufbau

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