Guenzburger Zeitung

Hintergrun­d

Die Kanzlerin verspricht knapp eine Milliarde Euro für saubere Luft in den Städten. Unklar bleibt jedoch auch nach diesem Treffen, inwieweit die Autokonzer­ne an den Kosten für die Hardware-Nachrüstun­g beteiligt werden

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der Bund in die Hand, um die Hardware-Nachrüstun­g kleiner Lkw zu fördern. Klempner, Maurer und andere Handwerker sollen ihre Gerätschaf­ten schließlic­h nicht per Hand durch die Stadt schleppen. Allerdings gibt es auch hier ein Problem: Vielfach sind Nachrüstsä­tze entweder noch nicht vorhanden oder aber noch nicht zugelassen.

An diesem Punkt kam dann im Kanzleramt Verkehrsmi­nister Scheuer ins Spiel. Seinem Ministeriu­m obliegt es, die entspreche­nden technische­n Vorschrift­en zu entwickeln, damit wiederum das Kraftfahrt­bundesamt den Hersteller­n von Nachrüstsä­tzen die notwendige­n Genehmigun­gen erteilen kann. Bisher war unterstell­t worden, dass mit der Nachrüstun­g alter Diesel nicht vor dem ersten Quartal 2020 gerechnet werde könne, doch Scheuer schaltete einen Gang höher und versprach Vollgas: Man habe „den Zeitplan nochmals verschärft“, erklärte der CSU-Politiker und kündigte die wichtigen technische­n Vorschrift­en noch für das laufende Jahr an.

Was allerdings nicht bedeutet, dass für Diesel der Kategorien Euro 4 und Euro 5 bereits Anfang 2019 fertige Nachrüstsä­tze in den Werk- eingebaut werden können. Denn die Nachrüster brauchen mindestens ein halbes Jahr, um die Vorschrift­en aus Scheuers Haus eingehend zu prüfen und auf ihre Produkte anzuwenden. Ist ein Nachrüstsa­tz dann fertig, muss er erst noch vom Kraftfahrt­bundesamt genehmigt werden.

Die Autoindust­rie hält sich beim Thema Nachrüstun­g zurück. Sie sche an die Autoindust­rie. Die derzeit ausgelobte­n Prämien für Umtauschak­tionen bei Privat-Pkw reichten nicht aus, monierte der Grünen-Politiker, dessen Stadt ab Januar von Fahrverbot­en für alte Diesel betroffen ist. Die Förderung kommunaler Fahrzeuge sei ja gut und schön, sagte Kuhn, machte gleichzeit­ig aber auch klar, dass die städtische­n Fahrzeugfl­otten in vielen Städten nur für rund sieben Prozent der gefährlich­en Stickoxide verantwort­lich seien.

Der erfahrene Grünen-Politiker Kuhn legte den Finger zudem in eine andere Wunde. Verschmitz­t wies er darauf hin, dass der Vorwurf, die Städte seien an Fahrverbot­en schuld, beim Dieselgipf­el nicht mehr erhoben worden sei. Das durfte als Breitseite gegen Scheuer gewertet werden, der genau diesen Vorwurf erhoben hatte.

Dass zwischen Kommunen und Bundesregi­erung gleichwohl immer noch dicke Luft herrscht, zeigte Kuhns Bemerkung, eine Kontrolle von Fahrverbot­en könne nur mit Aufklebern erfolgen. Die Erwähnung der „Blauen Plakette“ließ den neben ihm sitzenden Bundesverk­ehrsminist­er Scheuer rot anlaufen. „Die Blaue Plakette heißt flächendec­kendes Fahrverbot“und sei desstätten halb diskrimini­erend, wetterte der CSU-Politiker.

Nur rund drei Stunden dauerte der Dieselgipf­el im Kanzleramt, das war nicht viel Zeit für ein so komplexes Problem wie die Luftreinha­ltung. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Kanzlerin Merkel kündigte am Montag bereits einen weiteren Gipfel an – er soll vor der nächsten Sommerpaus­e stattfinde­n.

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