Guenzburger Zeitung

Gin Tonic zum Gottesdien­st Kirche In einem ehemaligen Münchner Party-Viertel feiern Christen in einer Bar ihren Glauben auf eine etwas andere Art. Eine ausgezeich­nete Idee, finden nicht nur die Besucher

-

genommen haben, sind zwischen 20 und 40.

„Jetzt lasst uns einfach ein bisschen Lobpreis machen.“: Mit diesen Worten eröffnet die Band den Abend. Schon wummert der Bass los, die Scheinwerf­er malen tanzende Muster an die Decke und die Musiker präsentier­en mit rockig-poppigem Sound ihre junge Version des Gotteslobs. Sofort bringen sie die ersten Füße zum Wippen, erst zaghaft, dann immer deutlicher. Amelie und Maiara singen eifrig mit – statt auf Liedzettel­n werden die englischen Songtexte hier per Beamer auf eine Leinwand projiziert.

Das Thema des heutigen Abends lautet „Freiheit“. Das Gottesdien­stteam zeigt und liest Postkarten­motive mit Weisheiten, es geht um Gefangene, um Nelson Mandela, Dietrich Bonhoeffer, die Weiße Rose. Immer wieder wird Englisch gesprochen, wer sich eine Übersetzun­g wünscht, darf neben Dennis Platz nehmen, der heute den Dolmetsche­r gibt. Internatio­nalität ist den Machern wichtig. Lasst euch nicht von Zwängen bestimmen, macht euch von Fremdbesti­mmtheit frei, lautet das Fazit des Abends. Dann richten die Prediger den Blick ins Publikum. „Was macht dich frei? An welchem Gefängnis feilst du?“, wollen sie wissen. Jeder soll mit seinem Sitznachba­rn darüber sprechen: „Und wenn ihr euch noch nicht kennt, stellt euch doch kurz vor.“

Nach einer Stunde mit viel Musik und wenig klassische­r Liturgie geht „Sunday“zu Ende. Ein Grund heimzugehe­n ist das aber für die wenigsten. Der Gottesdien­st geht direkt in den gemütliche­n Teil über: mit Pizza, Schorle und Gin Tonic.

Newspapers in German

Newspapers from Germany