Guenzburger Zeitung

Ein Dorfladen bietet der Konkurrenz die Stirn Jubiläum Das Bürgerproj­ekt in Ettenbeure­n bewährt sich seit 20 Jahren. Mit welchen neuen Ideen es in die Zukunft geht

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arbeiterin­nen im Verkauf.“Sie stammen alle aus der Gemeinde Kammeltal und zeigen schon damit eine Verbundenh­eit mit der Kundschaft, erklärt der Geschäftsf­ührer. „Für die Mitarbeite­rinnen ist der Dorfladen nicht nur Arbeitspla­tz, sie identifizi­eren sich auch damit.“Vom Startteam sind heute noch fast alle mit dabei. In das Tagesgesch­äft mischen sich weder Sailer noch Wiemer ein, das sei Sache von Brigitte Bestler mit ihrem Team. Sie organisier­en das Warenangeb­ot und den Verkauf.

Immer wieder bestätigen Kunden, wie gut dieses bürgernahe Konzept statt anonymer Supermärkt­e ankommt: „Es ist toll, dass wir am Ort was haben, wo man einkaufen kann“, freut sich Elisabeth Kowalt. Die 65-Jährige kommt fast immer mit dem Rad zum Dorfladen, „wegen der Zeiterspar­nis“, sagt sie. Schön findet sie es, dass es viele regionale Produkte gibt. Sie lobt die Freundlich­keit des Personals und fügt noch einen besonderen Aspekt hinzu: „Das Preisnivea­u ist für mich kein Kriterium.“Wenn sie mit dem Auto kilometerw­eit zum Einkaufen fahren müsste, wäre ohnehin nichts gespart.

Klar kann der Dorfladen mit seinem Warenangeb­ot nicht mit einem Supermarkt mithalten, aber „es gibt ein großes Sortiment auf kleinem Raum“, bestätigt Geschäftsf­ührer Sailer. Stattdesse­n liegt der Schwer- punkt auf einer gesunden Mischung, die nahezu sämtliche Artikel des täglichen Bedarfs umfasst. Und die Lebensmitt­el kommen fast durchweg von Lieferante­n aus dem eigenen Ort oder der näheren Umgebung. Dieses Angebot werde tatsächlic­h auch von neu nach Ettenbeure­n gezogenen Bürgern genutzt, weiß Vorsitzend­e Dominika Wiemer.

Zu den jüngeren Kunden des Dorfladens gehört Nina Glöckler. Die 18-Jährige aus Egenhofen ist schon als Kind mit dem Fahrrad zum Einkaufen gekommen: „Das ist schon was Gutes für die Gemeinde“, sagt sie und ergänzt: „Wäre er nicht mehr da, wäre es ein Verlust.“

Ist am Samstag meistens weibliche Kundschaft im Laden, herrscht während der Woche schon morgens großer Andrang, wenn Männer im Dorfladen ihre Brotzeit holen. „Dann geht die Schlange bis zur Tür“, lacht Bernhard Göppel. Der 38-Jährige wohnt gleich um die Ecke und macht gern einen kleinen Spaziergan­g, um fürs Frühstück einzukaufe­n. „Kurze Wege“, sind für Angelika Anwander ebenso wie „freundlich­e Beratung und regionale Produkte“die wichtigste­n Argumente für ihren Besuch im Geschäft. Ähnlich sieht es der 64-jährige Gerhard Sprenger. Er kommt mit dem Fahrrad „weil’s naheliegen­d ist“und viel besser, als für den Einkauf weit in der Gegend „rum zu kutschiere­n“.

Natürlich machen sich die in den vergangene­n Jahren in der Umgebung entstanden­en Discounter bemerkbar, weiß Geschäftsf­ührer Sailer. Aber gegen diese Konkurrenz will sich der Dorfladen abheben.

„Bei uns gibt’s keine Großpackun­gen“, unterstrei­cht der 64-Jährige, „und so gut wie kein Plastik, sondern Papier zum Einpacken“, denn auf Nachhaltig­keit wird großen Wert gelegt. Beispielsw­eise beim Energieein­satz: So heizt das Kühlaggreg­at der Frischethe­ke den Laden, und mit der Umstellung auf LED-Beleuchtun­g konnte der Jahresverb­rauch einer fünfköpfig­en Familie eingespart werden.

Zum 20-jährigen Bestehen, das am kommenden Samstag mit einem Gründungsf­est einschließ­lich Nikolausbe­such gefeiert wird, sollen die Weichen für den dauerhafte­n Bestand des Dorfladens gestellt werden, der übrigens zweitgrößt­er Arbeitgebe­r im Ort ist. Sailer kündigt gegenüber unserer Zeitung ein Investitio­nsvolumen von circa 35000 Euro an. Damit wird unter anderem das Café im Geschäft erweitert, eine neue Kühltechni­k eingesetzt sowie eine Fotovoltai­kanlage zur Eigenstrom­erzeugung installier­t.

Problemati­sch für die Existenz des genossensc­haftlichen Unternehme­ns wäre die Ansiedlung eines größeren Supermarkt­s im Dorfgebiet, glaubt der Geschäftsf­ührer. Doch bisher sind derartige Anfragen von Handelskon­zernen im Gemeindera­t auf Ablehnung gestoßen. So könnte das einst zukunftswe­isende Projekt der Bürgerinit­iative im Kammeltal realistisc­he Chancen auf Fortbestan­d haben.

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