Finger weg vom Smartphone
Polizei Drei Carabinieri werden im Dienst beim Tippen auf ihren Telefonen abgelichtet. Das passt den Italienern gar nicht
Rom Es ist ein bekanntes Gefühl. Man steht mit Bekannten herum, das Gespräch kommt zum Erliegen, es wird still. Aber anstatt die Stille zu ertragen, zückt man das Smartphone. E-Mails checken, Nachrichten beantworten, eine App öffnen. So ging es wohl auch drei italienischen Carabinieri, die in diesem Sommer allzu entspannt ihren Dienst versahen und tief versunken über den Bildschirmen ihrer Mobiltelefone meditierten. Das Dumme für sie war: Ein anonymer Beobachter hielt die Szene (per Smartphone) fest und löste nun Empörung im ganzen Land aus.
Die Beamten, die in Sorge um die öffentliche Sicherheit besonders aufmerksam sein müssten, erliegen der Attraktivität der elektronischen Schaltkreise in ihren Händen. Das Generalkommando der zum italienischen Militär zählenden Carabinieri reagierte nun mit einem Handyverbot für die Beamten – zumindest, was den privaten Gebrauch der Geräte im Dienst angeht.
Dabei sei nämlich „höchste Aufmerksamkeit“gefordert. Das „Kontrollieren von Chats, Nachrichten und Applikationen“beeinträchtige die Konzentration und die „Effizienz der Aktivität“der Carabinieri. Nachteilig wirke sich die Benutzung der Smartphones also nicht nur auf die Sicherheit der Öffentlichkeit, sondern auch auf die des Polizeipersonals selbst aus. Tatsächlich machen sich viele Italiener gerade über die einst als Inbegriff der Integrität geltende Institution lustig. Die italienischen Carabinieri haben ihren einst guten Ruf mehrfach befleckt – etwa durch Erpressungen von ausschweifenden Politikern, aber auch durch ungerechtfertigte Gewalttaten. In diesen Situationen hätte man sich also durchaus von ihren Handys abgelenkte Beamte gewünscht.
Das Sicherheitsbedürfnis vieler Italiener wächst übrigens offenkundig. 4,5 Millionen Italiener sollen inzwischen eine eigene Waffe zu Hause aufbewahren. Was man nicht so recht versteht, die Sicherheitsgesetzgebung der Regierung ist nämlich so ambitioniert wie lange nicht. Und außerdem sinken die Straftaten-Zahlen.
Haben die Carabinieri also gute Gründe, sich bei WhatsApp zu entspannen? Es passiert ja doch nicht viel in ihrer Gegenwart, schon gar nicht an einem lauen Sommerabend auf der Piazza. Vielmehr halten die Beamten den meisten von uns einen Spiegel vor. Das britische Marktforschungsinstitut YouGov hat jüngst eruiert, dass 53 Prozent aller Smartphone-Nutzer Angstzustände bekommen, sobald ihre Mobiltelefone keine Batterie, keinen Kredit oder keine Daten mehr haben. Auf die drei entspannten Carabinieri auf dem Foto trifft das offenbar nicht zu.