Guenzburger Zeitung

Chanel ohne Fell

Luxus-Modekonzer­n verzichtet auf Echtpelz

- VON JUDITH RODERFELD

Augsburg Bei den Menschen tobt der Aufschrei gegen Echtpelz. Das französisc­he Modeluxusl­abel Chanel reagiert auf den Wertewande­l seiner Kunden und verzichtet künftig auf Pelze. Ab Mai soll es in keiner Kollektion mehr Echtfelle geben, genauso wenig wie Exotenlede­r. Aber wie kommt es, dass ethischer Konsum plötzlich wieder mehr an Bedeutung gewinnt? „Mit der Ernährung hat alles angefangen“, sagt der Hamburger Trendforsc­her Peter Wippermann. Verbrauche­r würden heute mehr darauf achten, wie es den Tieren geht, die auf ihrem Teller landen. Bei der Kleidung sei es ähnlich. „Die Haltung zu Tieren hat sich verändert“, betont der Experte. Es sei höchste Zeit gewesen, dass Modelabels wie Chanel auf diesen Zug aufspringe­n. „Die Haltung ging der Modeindust­rie verloren.“Luxusmode sei nicht mehr unterschei­dbar gewesen von Massenlabe­ls, sagt er. „Man wusste nicht mehr, was Statusklei­dung ist.“

Der Aufschrei gegen Pelzmode ist nicht neu. Mitte der 90er Jahre begannen erste große Proteste. Menschen gingen auf die Straße, zeigten auf Plakaten das grausame Elend der Branche. Doch die Tierschutz­kampagnen mit ihren blutigen Bildern rückten mit den Jahren mehr in den Hintergrun­d.

Zwischen 2001 und 2013 kam es in der Pelzindust­rie zu einer Umsatzstei­gerung von 44 Prozent. Das zeigen die Zahlen des internatio­nalen Pelzverban­des IFF. 2015 kam es dann zu einem erneuten Boom. Schuld ist die Massenware mit Bommel oder Pelzkragen. Verbrauche­rschützer wiesen nach, dass selbst Kunstpelz echtes Fell von Füchsen, Marderhund­en oder Nerzen enthielt. Einer der größten Pelzproduz­enten ist China. Tierschutz ist dort Nebensache.

„Selbst der dickste Pelz wird niemals ein kaltes Herz wärmen können“, steht auf der Facebook-Seite der Tierschutz­organisati­on Peta. Dazu das Foto eines abgemagert­en Fuchses auf Gitterstäb­en. Die Bilder zählen zu den Gründen, warum immer mehr Menschen auf Tierschutz achten und Echtfelle aus ihrem Kleidersch­rank verbannen. Doch für wie lange halten die Skrupel an? „Das Bewusstsei­n der Menschen hat sich allmählich entwickelt und wird sich in den nächsten 20 Jahren wahrschein­lich auch nicht mehr verändern“, sagt Wippermann.

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Foto: Marc Müller, dpa Chanel verbannt Echtpelz und Leder von exotischen Tieren.

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