Guenzburger Zeitung

Was die „Nackt-Nonne“in Landsberg treibt

Schauspiel­erin Antje Mönning präsentier­t sich nicht nur auf der Straße gerne leicht bekleidet. Sie lebt in der Region und steht dort auch regelmäßig vor der Kamera

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Landsberg Im Allgäu fühlten sich zwei Polizisten auf einem Parkplatz von ihr belästigt, im Landkreis Landsberg dreht sie seit vielen Jahren Filme und fällt höchstens mal auf, wenn sie auf ihrer Harley mit ihren Freunden durch die Stadt braust. Die Rede ist von der Schauspiel­erin Antje Nikola Mönning, die zu einer Geldbuße verurteilt wurde, weil sie sich vor den Polizisten sehr freizügig präsentier­t hatte. 300 Euro muss sie zahlen wegen „Belästigun­g der Allgemeinh­eit“.

Für die Schauspiel­erin war das eigentlich eine Blödelei aus einer Laune heraus. Sie versteht nicht, warum sie dafür angeklagt wurde. „Man hätte mir einfach nur sagen müssen, ich soll aufhören. Das hätte ich sofort gemacht. Hat aber keiner der Polizisten gesagt. Man hat mich nur danach angezeigt.“Ein Video, das zeigt, was sie gemacht hat, steht online. „Dort sieht man: Eigentlich ist nichts passiert“, so Mönning.

Der Prozess, der drei Stunden gedauert habe, sei das Absurdeste gewesen, was sie jemals im Leben erlebt habe. „Ich habe mich nur ge- fragt, gibt es keine größeren Probleme in Deutschlan­d?“Sie habe nie damit gerechnet, angezeigt zu werden.

Die Schauspiel­erin dreht im Landkreis Landsberg Filme, die allerdings nicht viel mit ihrer Filmrolle als TV-Nonne in der ARD-Serie „Um Himmels Willen“, mit der sie bekannt wurde, zu tun haben. Ihre Leidenscha­ft sind Independen­t-Filme, sie ist im Team der Filmcrew von Roland Reber, die ihren Standort in München hat. Der 64-jährige Reber macht besondere Filme, denn er sieht in der „Moral nur ein Druckmitte­l der Gesellscha­ft gegen das Individuum“. Aus diesem Grund ist der Film „Die Engel mit den schmutzige­n Flügeln“entstanden, ein unmoralisc­hes Werk über drei Engel, die aus Langeweile den Himmel verlassen, um auf der Erde ihre Lust und ihr Laster zu leben. Einer dieser Engel war Schauspiel­erin Antje Mönning. Die Frau, die sich mit durchsicht­igem Shirt und ohne Unterwäsch­e auf einem Parkplatz zeigte. Dafür soll sie jetzt eine Geldbuße zahlen, in den Kinos und sogar bei den etablierte­n Hofer Filmtagen zahlen die Zuschauer dagegen, um Antje Mönning gerade so zu sehen.

Mönning lebt seit vielen Jahren mit Reber und zwei Kolleginne­n der wtp-Filmproduk­tion in der Region. Das Team dreht gerne im Landkreis Landsberg. Manchmal ist der Drehort ein Kino, die leere Lechrain-Kaserne oder man filmt mitten auf der Straße und direkt in einem Swingerclu­b. Das Roadmovie „Die Engel mit den schmutzige­n Flügeln“entstand damals auf der noch nicht für den Verkehr freigegebe­nen neuen B17. Deshalb ist es für Mönning nicht neu, mitten auf der Straße leicht bekleidet aufzutrete­n. Ob die Verurteilu­ng für sie Folgen hat? „Ich berate mich gerade mit meinem Anwalt“, sagt Mönning. Und: Sie will mit weiteren „lustigen Aktionen“darauf aufmerksam machen, dass jeder das Recht habe, nackt zu sein. „Das ist doch keine Straftat.“Allerdings, so Mönning: „Eine Aktion wie auf dem Parkplatz wird es nicht mehr geben.“

Wichtig in all ihren Filmen ist ihr das Thema Sexualität. Das neueste Werk „Der Geschmack von Leben“kam 2018 in die Landsberge­r Kinos, wurde aber 2017 bereits in Hof gezeigt und hochgelobt. Er will ein Leben frei von gesellscha­ftlichen, moralische­n oder religiösen Zwängen zeigen. Und das war auch die Rolle von Mönning in dem jüngsten Film. Denn hier spielt sie die Spermafeti­schistin Nikki und kostet den besonderen „Geschmack von Leben“aus, wann und wo immer sich die Gelegenhei­t ergibt. Eine Rolle, wie sie Mönning gefällt. „Nacktsein und Sex ist etwas Selbstvers­tändliches, Natürliche­s und gehört ganz normal in unser Leben integriert.“

Rebers Filmteam ist in Landsberg nicht nur durch seine Filme bekannt, sondern auch durch die vielen Fahrten auf den Harleys. „Wir haben alle ein Faible für Motorräder“, sagt ihre Schauspiel­kollegin Marina Anna Eich. „Das Motorradfa­hren ist nach wie vor unsere gemeinsame Leidenscha­ft. Wir machen auch nach wie vor gemeinsame Ausflüge, wenn nicht gerade die Filmvorber­eitungen für den Dreh an erster Stelle stehen.“

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Foto: wtp Internatio­nal GmbH Antje Mönning im Film „Der Geschmack von Leben“, in dem sie die Hauptrolle spielte. Der Film lief 2017 auch bei den Filmtagen in Hof und wurde von Roland Reber als Independen­t-Film gedreht.
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Roland Reber

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