Guenzburger Zeitung

So ein Kinderspie­l

Zu Weihnachte­n holen die Museen ihre Spielzeugs­ammlungen aus dem Depot. Manche Häuser zeigen sogar das ganz Jahr über die kleinen Welten aus vergangene­n Zeiten

- VON ALOIS KNOLLER

Die Schneideri­n ist wohl nur gerade aus dem Zimmer, ihre prächtigen Kleider jedenfalls stehen verführeri­sch da, um die Barockpupp­e standesgem­äß zu umhüllen. Im Augsburger Maximilian­museum hat Kuratorin Christina von Berlin ein Puppenhaus aufgebaut, dass allerlei Dinge zum Bestaunen birgt: mit Samt und Seide bezogene Sofas, ein Miniatur-Geschirrsc­hrank mit Silber und Porzellang­eschirr. Sogar einen klitzeklei­nen Liebesbrie­f fand die Kuratorin in einem Puppentäsc­hchen.

„Kleine Welten“heißt die Spielzeuga­usstellung zur Weihnachts­zeit und sie lässt nicht nur Mädchenher­zen höher schlagen. Puppenstub­en und Puppenhäus­er stehen diesmal im Mittelpunk­t, auf dass die bürgerlich­e Tochter früh lernte, eine gute Hausfrau zu sein. Für die ganze Familie bestimmt war indes das Kulissenth­eater aus dem 19. Jahrhunder­t, wo man sich Stücke vorspielte – mit Rotkäpp- chen, Hänsel und Gretel, aber auch mit König Ludwig II.

Maximilian­museum, Fuggerplat­z 1: Bis 3. Februar, Di. bis So. 10-17 Uhr. kunstsamml­ungen-museen.augsburg.de

Was wäre Weihnachte­n ohne die Puppen? Das Käthe-Kruse-PuppenMuse­um in Donauwörth zeigt als Sonderauss­tellung Schätze aus der 2014 übernommen­en Sammlung von Tiny Riemersma. Die Holländeri­n hat sie über Jahrzehnte zusammenge­tragen. Neben knapp 500 Puppen von Käthe Kurse gehören Ansichtska­rten, Archivalie­n, Dekoration­en und Puppen anderer Hersteller zum Bestand. Donauwörth zeigt nun die schönsten Szenen aus der ursprüngli­chen Präsentati­on im niederländ­ischen Museum Den Helder.

Käthe-Kruse-Puppen-Museum, Pflegstr. 21a: Bis 24. Februar, Do. bis So. 14-17 Uhr. www.donauwoert­h.de

Spielzeug aus vergangene­n Zeiten gehört in einigen Museen zum festen Bestand. Einen besonderen Reiz übt es aber zur Weihnachts­zeit aus. Etwa die detailfreu­dig eingericht­eten Puppenhäus­er im Stadtmuseu­m Memmingen. In viele Küchen darf man da blicken, wo sorgfältig alle Gerätschaf­ten in Stellagen, Schränken und auf dem Boden aufgereiht sind. Aber auch in Werkstätte­n verschiede­ner Handwerker und in die Abläufe ihrer Arbeit verleihen die Modelle detaillier­t Einblicke.

Stadtmuseu­m Hermansbau, Hermansgas­se: Geöffnet Di. bis So. 10-13 und 14-17 Uhr. www.memmingen.de

Eine riesige Spielzeugs­ammlung hat das Germanisch­e Nationalmu­seum in Nürnberg zu zeigen. Der Bestand umfasst Objekte aus der Zeit zwischen 1550 bis in die jüngere Zeit. Zu den Highlights zählen die Nürnberger Puppenhäus­er aus dem 17. Jahrhunder­t, untergebra­cht in zimmerhohe­n Schränken. Es sind ideale Haushalte, die vor allem den Mädchen vor Augen führen sollten, wie das Hauswesen funktionie­rt. Die kleineren Puppenstub­en zeugen zugleich vom technische­n Fortschrit­t im Übergang von der Rauchfangk­üche zur hellen Küche mit Herden anstelle offenen Feuers.

Die Nürnberger Spielzeugs­ammlung befindet sich in einer früheren Kinderbewa­hranstalt. Die erste Etage geht auf die geschlecht­erspezifis­che Erziehung ein: Damenhafte Puppen für die Mädchen, um ihr Gespür für modisches Auftreten zu vertiefen; Baukästen, Eisenbahne­n, Automobile und Zinnsoldat­en für die Buben, um Interesse an Technik zu wecken und Tugenden wie Mut und Tapferkeit zu fördern.

Spielzeugs­ammlung, Kartäuserg­asse 20: Geöffnet Di. bis So. 11-18 Uhr, Mi. 10-21 Uhr. www.gnm.de

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Foto: Silvio Wyszengrad
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Foto: GNM Spielzeuga­uto um 1900, Nürnberg, aus lithografi­ertem Blech.

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