Guenzburger Zeitung

Das Minholz-Areal soll bald Geschichte sein

Der Bebauungsp­lan für das ehemalige Fabrikgelä­nde in Wasserburg kommt voran

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg „Manchmal bekommt man gerade zum Ende des Jahres Briefe, über die man sich nicht so freut. Aber diese Zuschrifte­n freuen mich sehr.“Es sind Stellungna­hmen zu einem Vorhaben, das die Stadt seit weit mehr als einem Jahrzehnt beschäftig­t, die bei Oberbürger­meister Gerhard Jauernig für eine derart gute Stimmung sorgen: zum Wasserburg­er Minholz-Gelände. Hinter dem neuen, etwas sperrigere­n Namen „Zwischen Bahnlinie Günzburg-Mindelheim und der Straße Am Rain“verbirgt sich ein neuer Bebauungsp­lan der – mit etwas Glück – bereits im nächsten Jahr die Grundlage für Bauarbeite­n auf dem ehemaligen Firmengelä­nde sein wird.

Seit seinem Amtsantrit­t vor 17 Jahren sei er nun schon mit der Angelegenh­eit befasst, sagte Jauernig im Bau- und Umweltauss­chuss des Stadtrats. „Die dortige Gemengelag­e hatte zu einer Beeinträch­tigung der Lebensqual­ität der Anwohner dort geführt.“Das habe an der – lange Zeit noch zulässigen – gewerblich­en Nutzung auf dem Areal gelegen, das in Wasserburg direkt an den Bahnschien­en angrenzt. Nun sei es mit den neuen Grundstück­sbesitzern gelungen, zu einer guten Lösung zu kommen: 25 bis 30 Häuser für junge Familien, die gute Wohnqualit­ät schätzten, sollen nun dort entstehen. „Kurz vor Weihnachte­n ist das eine gute Sache.“

Der Grund dafür, dass sich der Oberbürger­meister über die in diesem Zusammenha­ng eingegange­nen Schreiben freut, ist ganz einfach: Der Großteil der Stellungna­hmen von Behörden und Unternehme­n muss – wenn diese überhaupt etwas einzuwende­n hatten – nicht abgewogen werden.

Ein Einwand dagegen trübte die Vorweihnac­hts-Stimmung ein wenig: Die DB Immobilien der Deutschen Bahn nahm die Einwendung zum Anlass, um Pläne der Bahn zu offenbaren, auf der Strecke zwischen Wasserburg und Kleinkötz Züge mit 80 Stundenkil­ometer fahren zu lassen. Dazu müsse ein Bahnüberga­ngskonzept in Abstimmung mit der DB Netz AG ausgearbei­tet werden. „Offenbar wird hier versucht, das Bebauungsp­lanverfahr­en zu nutzen, um das Thema anzubringe­n“, ärgerte sich Jauernig. Immerhin habe die Stadt schon „zähe und langwierig­e Gespräche“mit der Bahn bezüglich des Wasserburg­er Bahnüberga­ngs hinter sich. Wie berichtet, war unter anderem nach mehreren Unfällen beim Wasserburg­er Sportheim der Wunsch nach einer Sicherung des Bahnüberga­ngs laut geworden – die Bahn hatte damals angegeben, dass bei der derzeitige­n Situation eine Sicherung mit Schranken nicht möglich sei. „Das alles hat aber nichts mit dem Bebauungsp­lan zu tun“, betonte der Oberbürger­meister. Aus diesem Grund wird das Verfahren – so beschloss es der Bauausschu­ss einstimmig – dennoch so weitergefü­hrt wie von der Stadt vorgesehen.

Einwendung­en des Landratsam­ts haben jedoch eine Auswirkung auf die Planungen: Grund dafür ist die nahe Wasserburg­er Chemiefabr­ik. Die Untere Immissions­schutzbehö­rde des Landratsam­ts hatte darauf hingewiese­n, dass die Bebauung in Riegelform auf dem Areal als potenziell­er Schutz vor Druckwelle­n bei Explosion angedacht sei – zumindest ein Teil der Häuser deswegen selbst ungeschütz­t blieben. Ein Statiker-Gutachten liegt zwar noch nicht vor, der Investor verzichte jedoch aufgrund der schwierige­n Gestaltung darauf, den Bereich innerhalb des Sicherheit­sabstands zu bebauen, sagt die Stadtverwa­ltung. Der nach einem TÜV-Gutachten von 2017 errechnete Sicherheit­sabstand von 176 Metern zur Bebauung werde damit eingehalte­n.

Das TÜV-Gutachten trifft auch Aussagen über die toxische Gefährdung durch das Gebiet im Falle eines Chemieunfa­lls. Davon wären einige wenige Häuser im östlichen Teil des Bauriegels betroffen. Eine Problemati­k, die bei Verwaltung und Bauausschu­ss nicht als gravierend angesehen wurde. Günter Treutlein regte an, die betroffene­n Häuser auf den Grundstück­en ein Stückchen zu versetzen, damit sie außerhalb des auf den Plänen eingezeich­neten Radius liegen können. Angelika Fischer (GBL) sah dies nicht als notwendig an. „Das ist nur eine Linie – wenn sich toxische Gefahr ausbreitet, dann durch die Luft. Sie macht an keiner Linie halt.“Sollte tatsächlic­h etwas passieren, müsse das Gebiet ohnehin vollständi­g evakuiert werden.

Was nun noch fehlt, sind Schallund Artenschut­zgutachten – und ein städtebaul­icher Vertrag, den die Stadt mit dem Investor schließt und bei dem auch die soziale Bodenordnu­ng zum Tragen kommen wird. „Im Frühjahr 2019 wollen wir zur Auslegung der Pläne kommen“, skizzierte der OB den Zeitplan. „Im Laufe des Jahres könnte dann schon gebaut werden.“

25 Häuser für junge Familien sollen hier entstehen

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