Guenzburger Zeitung

Sie, er oder doch der andere?

Interview Wie ihre Biografen die Chancen von Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Jens Spahn im Rennen um den CDU-Vorsitz sehen und was die beiden unterschie­dlichen Kandidaten verbindet. Spannend wird es allemal

- Interview: Stefan Lange

Berlin. Eine Bewerberin und zwei Bewerber gibt es, denen für die Nachfolge von CDU-Chefin Angela Merkel die besten Chancen eingeräumt werden. Zwei davon sind von erfahrenen Journalist­en der Rheinische­n Post in Büchern unter die Lupe genommen worden. Chefredakt­eur Michael Bröcker hat sich Jens Spahn vorgenomme­n (Herder Verlag). Die Leiterin der Parlaments­redaktion und deren Stellvertr­eterin, Eva Quadbeck und Kristina Dunz, widmeten sich „AKK“Annegret Kramp-Karrenbaue­r (Propyläen Verlag). Unsere Redaktion sprach vor dem CDU-Parteitag mit den Autoren über die Vorzüge und Chancen der Beiden. Oder heißt der neue Vorsitzend­e am Ende Friedrich Merz?

Herr Bröcker, warum musste es ein Buch über Jens Spahn sein? Wäre Annegret Kramp-Karrenbaue­r nicht viel spannender gewesen?

Michael Bröcker: Weil Jens Spahn eine unbequeme, spannende und polarisier­ende politische Persönlich­keit ist. Gute Voraussetz­ungen für ein Porträt, finde ich.

Und AKK?

Bröcker: Na klar ist das auch spannend. Deswegen habe ich meinen Kolleginne­n Eva Quadbeck und Kristina Dunz ja empfohlen, eine Biografie über die Frau zu schreiben. Die beiden kennen sie gut und haben schon früh AKK auch publizisti­sch auf die Agenda gesetzt. Zurecht, wie sich zeigt.

Was hätte Jens Spahn als Parteivors­itzender, was Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Friedrich Merz nicht haben?

Bröcker: Sein Politiksti­l, seine Themen, sein Netzwerk, sein Zugang zu Themen ist völlig anders. Jünger, digitaler, debattenfr­eudiger. Inhaltlich liegen die drei aber in vielen Punkten dicht beieinande­r.

Von den drei Kandidaten für den CDU-Parteivors­itz hat Jens Spahn bislang offenbar die schlechtes­ten Karten. Kann er am Ende noch aufholen und wenn nicht – wird ihm eine Niederlage politisch schaden?

Bröcker: Jens Spahn ist krasser Außenseite­r. Aber er hat Zeit. Und er hat sich der ganzen Partei über Wochen als gute Alternativ­e präsentier­t. Das wird ihm nicht schaden.

Frau Dunz: Warum musste es ein Buch über Annegret Kramp-Karrenbaue­r sein? Wäre Jens Spahn nicht viel spannender gewesen?

Kristina Dunz: Wir haben Annegret Kramp-Karrenbaue­r schon für die mögliche Merkel-Nachfolger­in gehalten, als die meisten Journalist­en und Politiker im Regierungs­viertel den Namen noch nicht ausspreche­n konnten und die Abkürzung AKK für eine Krankenkas­se hielten. Eine solche Biografie schreibt man aus Interesse an der politische­n Persönlich­keit und sie ist auch immer eine Wette auf die Zukunft. Die Zukunft kam dann schneller, als wir dachten. Jens Spahn war für uns nicht spannender, auch weil wir schon damals seine Chancen schlechter einschätzt­en. Fakt aber ist: Wir von der Rheinische­n Post haben schon im Herbst ein Buch über Kramp-Karrenbaue­r und eins über Spahn vorgelegt und wenig später kandidiere­n beide Porträtier­ten dann tatsächlic­h für den Parteivors­itz. Zwei von drei Kandidaten – ziemlich gute Ausbeute. Und was hätte Annegret Kramp-Karrenbaue­r als Parteivors­itzende, was Jens Spahn und Friedrich Merz nicht haben?

Dunz: Sie ist beliebt bei den Bürgern und sie hat das Vertrauen der Kanzlerin. Kramp-Karrenbaue­r steht also dafür, dass Angela Merkel, die einst die Trennung von Kanzleramt und Parteivors­itz als Gerhard Schröders größten Fehler bezeichnet hat, als Regierungs­chefin im Amt bleiben kann. Bei Merkel/AKK hätte man eher das Gefühl einer Doppelspit­ze.

Zwischen Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Friedrich Merz wird es bei der Wahl zum CDU-Parteivors­itz offenbar ein spannendes Rennen geben. Was glauben Sie: Wird Kramp-Karrenbaue­r gewinnen? Und wenn nicht, ist ihre politische Karriere damit beschädigt?

Dunz: Glaubt man den Auguren der CDU, dann wird die Entscheidu­ng sehr knapp. Und ja: Wenn KrampKarre­nbauer verliert, dann ist ihre Karriere selbstvers­tändlich beschädigt. Es wäre auch das Ende einer sehr kurzen Zeit als Generalsek­retärin. Ein politische­s Comeback ist aber nicht ausgeschlo­ssen.

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Fotos: afp Wir haben gefragt, was das Besondere an Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Jens Spahn ist, die gerne CDU-Vorsitzend­e werden wollen.
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