Guenzburger Zeitung

Doppelzüng­igkeit entlarvt

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger-allgemeine

Seit Jahren rufen die EU-Staaten nach einem verstärkte­n Grenzschut­z. Mindestens ebenso lange verspreche­n sie den Menschen in ihren Ländern, die anlandende­n Flüchtling­e an den Grenzen besser zu kontrollie­ren. Als die Brüsseler EU-Kommission daraufhin die Stärkung ihrer Grenzschut­zagentur Frontex auf 10 000 Beamte vorschlug, gab es viel Lob. Doch nun zerpflückt­en die Mitgliedst­aaten – darunter auch Deutschlan­d und ausgerechn­et der CSU-Innenminis­ter, der am lautesten Kontrollen an den Grenzen gefordert hatte – eben diesen Vorschlag und schieben ihn auf Jahre hinaus.

Dabei belegt die Situation in den bestehende­n Auffangzen­tren, dass die Behörden der betroffene­n Länder weiter völlig überforder­t sind, dass die Abwicklung der Asylanträg­e unerträgli­ch lange dauert, dass Rechtsschu­tz der Betroffene­n Seltenheit­swert hat.

Außerdem scheint manchen Regierunge­n offenbar viel daran zu liegen, dass ihnen nicht irgendwelc­he ausländisc­hen Beobachter auf die Finger schauen. Man sollte sich nichts vormachen: Der Umgang mit den richtigen und guten Vorschläge­n der Kommission entlarvt die Doppelzüng­igkeit vieler Vertreter der Mitgliedst­aaten, die zwar Verbesseru­ngen und europäisch­e Solidaritä­t fordern, aber sie nicht wirklich haben wollen.

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