Umwelt
Die 15-Jährige aus Stockholm wurde zum Star von Klimaschützern und ihr Protest fand weltweit Nachahmer. Nun sprach die Schülerin sogar auf der UN-Klimakonferenz
drei Wochen lang die Schule, danach noch jeden Freitag.
Selbstsicher wie Pippi Langstrumpf stellte sich das knapp 1,50 Meter große Mädchen mit den zwei geflochtenen Zöpfen vor den schwedischen Reichstag und demonstrierte. Ganz allein. „Schulstreik für das Klima“stand auf einem Schild, das fast größer wirkte als sie selbst. Auf Handzetteln, die sie verteilte, machte sie den Erwachsenen Vorwürfe. Ihr „scheißt auf meine Zukunft“, stand auf ihnen. Deshalb müssten die Kinder ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und den Klimaschutz vorantreiben.
Greta Thunbergs Botschaften mögen simpel erscheinen. Sie sind aber auch einleuchtend. So findet die 15-Jährige unter anderem: Es liege auf der Hand, warum Erwachsene so wenig für den Klimaschutz tun – die meisten würden kaum über die nächsten 30 Jahre hinausdenken, weil sie dann eben nicht mehr am Leben seien. Sie und andere Kinder hingegen schon.
Das Mädchen fiel Journalisten auf; Medien begannen über sie zu berichten. Und es geschah noch etwas: Andere Kinder, die sie gar nicht kannte, unterstützten Greta Thunberg. Schließlich gab es ähnliche Schülerdemos an hundert Orten in Schweden. Parlamentsabgeordnete und Minister suchten den Kon- takt zu Greta Thunberg, wollten sie kennenlernen, Hände schütteln.
Immer weitere Kreise zog ihre Protestaktion. Schulkinder in aller Welt schlossen sich ihr an, darunter 15 000 in Australien. „Du inspirierst mich“, schrieb Hollywoodstar und Ex-Gouverneur von Kalifornien Arnold Schwarzenegger und lud Greta Thunberg nach Wien ein. „Du kannst mit mir rechnen. Hasta la vista, Baby!“, antwortete sie ihm lässig und mit Witz.
Sie erhielt Einladungen zu Klimaschutz-Demonstrationen nach London, Helsinki – und zum UN-Klimagipfel hin und wieder vorbei und schaut nach dem Rechten. Auch ihre Mutter unterstützt Greta: Die prominente Opernsängerin Malena Ernman, die Schweden 2009 beim Eurovision Song Contest vertrat, verzichtet ihrer Tochter zuliebe etwa auf klimaschädliche Flugreisen.
Doch Greta Thunberg hat auch Kritiker. Diese sehen in ihr das putzige Kinderstar-Aushängeschild medienaffiner Eltern aus der abgehobenen schwedischen Kulturelite, auf die sich nun Journalisten und Klimaschutz-Funktionäre stürzen würden. Die Eltern der 15-Jährigen betonen dagegen, dass sie ihre Tochter nicht beeinflusst hätten – es sei eher umgekehrt.
In der Tat: Greta Thunberg lebt vor, wovon sie überzeugt ist. So kauft sie sich nur neue Dinge, wenn es „absolut nicht anders geht“, wie sie sagt. Sich selbst bezeichnet sie als „Klimaschützerin mit AspergerSyndrom“. Das ist eine AutismusForm. Diese Entwicklungsstörung habe dafür gesorgt, dass sie seit einigen Jahren alles Wissenswerte über das Klima in sich hineingesaugt habe – und dass sie so hartnäckig Veränderungen fordere. „Für mich ist fast alles schwarz oder weiß“, sagte sie kürzlich, und: „Ich glaube, auf gewisse Weise sind wir Autisten die Normalen, während alle anderen etwas sonderbar sind.“