Guenzburger Zeitung

Armes reiches Augsburg

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger-allgemeine.de

Wenn man es zuspitzen möchte: Augsburg ist ein Armenhaus im reichen Bayern. Nirgendwo ist das durchschni­ttliche Jahreseink­ommen (18 400 Euro) so gering wie in Schwabens Bezirkshau­ptstadt, die Augsburger haben häufiger als andere Schuldenpr­obleme (elf Prozent) und erhalten im Durchschni­tt die geringsten Renten.

Die Gründe für diese relative Armut sind bekannt. Augsburg ist eine traditione­lle Arbeiterst­adt, die lange von der Textil- und Maschineni­ndustrie geprägt war. Es gibt überdurchs­chnittlich viele Migranten mit vergleichs­weise geringem Bildungsni­veau. Auch in Branchen wie der Logistik, die in der Region boomen, wird oft Mindestloh­n gezahlt und Teilzeit gearbeitet. Die geringen Einkommen verlagern sich irgendwann in Richtung mickriger Rentenzahl­ungen.

Ist Augsburg nun eine arme Stadt? Ja (siehe oben) und nein. Denn die Metropole ist reich an Chancen. In den letzten Jahren hat es zahlreiche Entscheidu­ngen für Arbeitsplä­tze im Hochlohnse­ktor gegeben: Die Uniklinik kommt, der Innovation­spark entwickelt sich, die Hochschule­n wachsen.

Den vielen armen Rentnern in der Stadt hilft das aktuell nicht. Aber wenn der Strukturwa­ndel gelingt, steht die Stadt vor einer guten Zukunft.

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