Hoffnung für das „Prome“
Das Café Promenade hat bei der Zwangsversteigerung einen neuen Besitzer bekommen. Die Pächterin wünscht sich, dass alles so weiterlaufen kann
Weißenhorn Die vergangenen Tage waren nicht ganz einfach für Slavica Pavlovic, denn ihr Café Promenade in Weißenhorn kam unter den Hammer. Viele Gäste sprachen ihr vor dem Versteigerungstermin Mut zu und drückten ihr die Daumen, damit sie keine unangenehme Überraschung erlebt, wie sie gegenüber unserer Redaktion sagte. Dann schlug die entscheidende Stunde in Zimmer 103 des Neu-ulmer Amtsgerichts: Wer bekommt das Café, das im Volksmund nur kurz „Prome“heißt? Pächterin Slavica Pavlovic versuchte selber ihr Glück und bot deutlich mehr als den geschätzten Verkehrswert der Immobilie, doch ein anderer legte immer wieder ohne mit der Wimper zu zucken
Die Insolvenz war „wie ein Blitz“
1000 Euro drauf, bis er schließlich doch den Zuschlag bekam.
Cosimo Reo, ein Finanzberater aus Leutkirch, stach alle anderen aus. In einer ersten Stellungnahme nach dem Versteigerungstermin deutete er an, dass er keine radikalen Veränderungen plane. Für die Stammgäste stehen die Chancen offenbar gut, dass sie ihr vertrautes Café behalten können.
Davor gehörte das Gebäude der Offizin Immobilienverwaltung aus Berlin, die allerdings 2017 Insolvenz anmeldete: „Das war für uns wie ein Blitz“, sagt Pächterin Slavica Pavlovic. Seither stand die berufliche Zukunft der Pächterin in den Sternen. Die Donau-iller-bank aus Ehingen betrieb die Zwangsversteigerung des Gebäudes, um an ihr Geld zu kommen.
Das Haus enthält nicht nur das Café, sondern auch diverse Wohnungen. Die waren zwar in der Terminbestimmung für die Zwangsversteigerung einzeln in ihrem Wert aufgeführt, doch auf Betreiben der Bank durfte das gesamte Objekt nur „am Stück“verkauft werden. Der geschätzte Verkehrswert: 506 000 Euro.
Das Interesse an der Auktion war ausgesprochen groß, in den Stuhl- reihen drängten sich viele Zaungäste, doch es waren auch einige ernste Interessenten erschienen, um ihre Gebote abzugeben. Bei 400 000 Euro hatte die Donau-iller-bank ihre Schmerzgrenze gesetzt, billiger wollte sie die Immobilie nicht hergeben. Die Gesichtszüge der beiden Vertreter des Geldinstituts entspannten sich allerdings zusehends, denn der Preis kletterte zügig nach oben.
Lange hielt Pächterin Pavlovic mit, doch da sich ein türkisches Ehepaar und der Finanz-mann aus Leutkirch mit ihren Geboten immer weiter nach oben schraubten, musste sie ein gutes Stück unter dem Höchstpreis aussteigen. Den längsten Atem hatte der Mann aus dem baden-württembergischen Allgäu, der ohne mit der Wimper zu zucken immer noch mal nachlegte, wenn das Ehepaar gerade wieder hochgegangen war. Er ist Bezirksdirektor einer Bausparkasse in Leutkirch. Wie er hinterher gegenüber unserer Redaktion sagte, wolle er zunächst alles so lassen, wie es ist. Er sieht das Objekt als reine Geldanlage.
Das wiederum dürfte die Pächterin freuen: „Für uns und für Weißenhorn wäre es gut, wenn es weitergehen könnte“, sagte sie. Immerhin betreibt sie das Café bereits seit knapp 20 Jahren. Am liebsten hätte sie es halt selber gekauft, doch angesichts der Bieterschlacht, die sich der Mann aus Leutkirch und das türkische Ehepaar lieferten, musste sie passen – was ihr nicht leicht fiel, wie sie im Gespräch andeutete. „Ich hoffe jetzt für die Besucher, dass es gut funktioniert“, sagte sie mit Blick auf den neuen Besitzer.
Das Café Promenade bewirtet viele Stammgäste, die ihm teilweise schon lange die Treue halten. Angesichts des doch nervenaufreibenden Versteigerungstermins wollte sie sich zunächst nicht weiter äußern, erst in den nächsten Tagen und Wochen, wenn alles sozusagen erst mal gesackt ist.