Guenzburger Zeitung

Hoffnung für das „Prome“

Das Café Promenade hat bei der Zwangsvers­teigerung einen neuen Besitzer bekommen. Die Pächterin wünscht sich, dass alles so weiterlauf­en kann

- VON RONALD HINZPETER

Weißenhorn Die vergangene­n Tage waren nicht ganz einfach für Slavica Pavlovic, denn ihr Café Promenade in Weißenhorn kam unter den Hammer. Viele Gäste sprachen ihr vor dem Versteiger­ungstermin Mut zu und drückten ihr die Daumen, damit sie keine unangenehm­e Überraschu­ng erlebt, wie sie gegenüber unserer Redaktion sagte. Dann schlug die entscheide­nde Stunde in Zimmer 103 des Neu-ulmer Amtsgerich­ts: Wer bekommt das Café, das im Volksmund nur kurz „Prome“heißt? Pächterin Slavica Pavlovic versuchte selber ihr Glück und bot deutlich mehr als den geschätzte­n Verkehrswe­rt der Immobilie, doch ein anderer legte immer wieder ohne mit der Wimper zu zucken

Die Insolvenz war „wie ein Blitz“

1000 Euro drauf, bis er schließlic­h doch den Zuschlag bekam.

Cosimo Reo, ein Finanzbera­ter aus Leutkirch, stach alle anderen aus. In einer ersten Stellungna­hme nach dem Versteiger­ungstermin deutete er an, dass er keine radikalen Veränderun­gen plane. Für die Stammgäste stehen die Chancen offenbar gut, dass sie ihr vertrautes Café behalten können.

Davor gehörte das Gebäude der Offizin Immobilien­verwaltung aus Berlin, die allerdings 2017 Insolvenz anmeldete: „Das war für uns wie ein Blitz“, sagt Pächterin Slavica Pavlovic. Seither stand die berufliche Zukunft der Pächterin in den Sternen. Die Donau-iller-bank aus Ehingen betrieb die Zwangsvers­teigerung des Gebäudes, um an ihr Geld zu kommen.

Das Haus enthält nicht nur das Café, sondern auch diverse Wohnungen. Die waren zwar in der Terminbest­immung für die Zwangsvers­teigerung einzeln in ihrem Wert aufgeführt, doch auf Betreiben der Bank durfte das gesamte Objekt nur „am Stück“verkauft werden. Der geschätzte Verkehrswe­rt: 506 000 Euro.

Das Interesse an der Auktion war ausgesproc­hen groß, in den Stuhl- reihen drängten sich viele Zaungäste, doch es waren auch einige ernste Interessen­ten erschienen, um ihre Gebote abzugeben. Bei 400 000 Euro hatte die Donau-iller-bank ihre Schmerzgre­nze gesetzt, billiger wollte sie die Immobilie nicht hergeben. Die Gesichtszü­ge der beiden Vertreter des Geldinstit­uts entspannte­n sich allerdings zusehends, denn der Preis kletterte zügig nach oben.

Lange hielt Pächterin Pavlovic mit, doch da sich ein türkisches Ehepaar und der Finanz-mann aus Leutkirch mit ihren Geboten immer weiter nach oben schraubten, musste sie ein gutes Stück unter dem Höchstprei­s aussteigen. Den längsten Atem hatte der Mann aus dem baden-württember­gischen Allgäu, der ohne mit der Wimper zu zucken immer noch mal nachlegte, wenn das Ehepaar gerade wieder hochgegang­en war. Er ist Bezirksdir­ektor einer Bausparkas­se in Leutkirch. Wie er hinterher gegenüber unserer Redaktion sagte, wolle er zunächst alles so lassen, wie es ist. Er sieht das Objekt als reine Geldanlage.

Das wiederum dürfte die Pächterin freuen: „Für uns und für Weißenhorn wäre es gut, wenn es weitergehe­n könnte“, sagte sie. Immerhin betreibt sie das Café bereits seit knapp 20 Jahren. Am liebsten hätte sie es halt selber gekauft, doch angesichts der Bieterschl­acht, die sich der Mann aus Leutkirch und das türkische Ehepaar lieferten, musste sie passen – was ihr nicht leicht fiel, wie sie im Gespräch andeutete. „Ich hoffe jetzt für die Besucher, dass es gut funktionie­rt“, sagte sie mit Blick auf den neuen Besitzer.

Das Café Promenade bewirtet viele Stammgäste, die ihm teilweise schon lange die Treue halten. Angesichts des doch nervenaufr­eibenden Versteiger­ungstermin­s wollte sie sich zunächst nicht weiter äußern, erst in den nächsten Tagen und Wochen, wenn alles sozusagen erst mal gesackt ist.

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