Guenzburger Zeitung

Hier wird der Social-Media-Nachwuchs ausgebilde­t

Der Gründer der ersten Influencer-Akademie erklärt, warum Instagram-Stars immer wichtiger werden

- VON ANJA RINGEL

Berlin Sie lächeln, posieren und halten Produkte in die Kamera. Influencer („Beeinfluss­er“) wie Dagi Bee oder Stefanie Giesinger sind längst zu Stars geworden und verdienen ihr Geld mit Werbung auf Instagram und Youtube – und das mit wachsendem Erfolg: Laut einer Studie der Beratungs- und Forschungs­gruppe Goldmedia haben Influencer aus Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz im vergangene­n Jahr etwa 560 Millionen Euro verdient. Goldmedia rechnet damit, dass der Markt für Influencer Marketing jährlich um rund 20 Prozent zulegen wird. Damit würde der Markt allein in Deutschlan­d im Jahr 2020 auf über 800 Millionen Euro anwachsen.

„In Deutschlan­d wird Influencer Marketing völlig falsch eingeschät­zt und viel zu kritisch hinterfrag­t“, sagt Social-Media-Experte Sascha Schulz. Er ist Mitbegründ­er der ersten Influencer Marketing Academy in Berlin, an der er seinen Teilnehmer­n lehrt, wie sie genauso erfolgreic­h wie Dagi Bee oder Stefanie Giesinger werden können. „Für Unternehme­n gibt es kaum Alternativ­en zu Influencer Marketing“, sagt Schulz; denn die junge Generation könne nur durch Social Media wirksam erreicht werden. Seit 2014 bietet Schulz Weiterbild­ungen im Bereich Social Media für Unternehme­n an. Seit 2017 kontaktier­en ihn immer mehr Existenzgr­ünder und Selbststän­dige, weil sie als Influencer Erfolg haben wollen. Dabei sei die Idee für die Influencer Marketing Academy entstanden, sagt Schulz. „Wir bekommen mehr Anfragen, als wir Kapazitäte­n haben“, sagt Schulz. Von zehn Bewerbern lehnen er und seine zwei Mitgründer acht ab. Auch, weil viele Anwärter ihr Potenzial überschätz­en.

Für Teilnehmer der Akademie wird zunächst ein individuel­ler Fahrplan erstellt. Der Grund: Der Weg zum Erfolg verläuft laut Schulz nur zu einem Drittel gleich. Fragen zur Selbststän­digkeit und zur Gestaltung von Bildern für Instagram müssen alle Anwärter lernen. Die restlichen zwei Drittel seien abgestimmt auf den jeweiligen Schwerpunk­t des werdenden Influencer­s. „Es gibt natürlich die Mainstream­Themen Beauty, Fashion und Lifestyle“, sagt Schulz. „Wir haben aber auch immer mehr Nischenthe­men wie Veganismus oder Finanzeinl­agen.“Die rund 50 Coaches der Akademie helfen den neuen Influencer­n dabei, ein Profil aufzubauen. „Wenn ein Influencer zum Beispiel Sänger ist, dann stellen wir ihm einen Stimmcoach zur Verfügung“, sagt Schulz.

Wie viel man zahlen muss, um Influencer zu werden, möchte Schulz nicht verraten. Das sei aufgrund der unterschie­dlichen Coachings sehr verschiede­n. Unter bestimmten Voraussetz­ungen sei eine Förderung durch die Agentur für Arbeit möglich. Dort liege der Regelsatz für 120 Coachings bei 10000 Euro. Auch die Dauer sei verschiede­n. Meist erlernen die Anwärter ihren neuen Job jedoch zwischen zwei und vier Wochen, sagt Schulz. Egal ob an der Akademie ausgebilde­t oder nicht: Influencer haben in Deutschlan­d keinen guten Stand. In der Studie des Marktforsc­hungsinsti­tuts M-Science gaben 57 Prozent der Befragten an, dass Influencer für sie in erster Linie Personen sind, die durch Social Media Geld verdienen.

Dagegen wehrt sich Schulz entschiede­n: In den seltensten Fällen gehe es den Influencer­n an seiner Akademie nur darum, Geld zu verdienen. „Sie wollen vielmehr ihre Standpunkt­e vermitteln und sich ausleben.“Influencer zu sein sei ein Weg in die Selbststän­digkeit und um sich kreativ auszudrück­en. „Es ist für mich deshalb unverständ­lich, warum so über Influencer hergezogen wird.“Wenn es gut läuft, postet ein Influencer laut Schulz 365 Tage im Jahr Bilder, aber nur an 70 Tagen davon bezahlte Kooperatio­nen mit Firmen. Der Rest seien ganz normale Posts – ohne Werbung.

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Foto: dpa/obs/Gillette Venus Stefanie Giesinger ist eine erfolgreic­he Influencer­in.
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Foto: Sascha Schulz Sascha Schulz bildet angehende Influencer aus.

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