Wie es nach dem Bahn-Stillstand weitergeht
Mit ihrem Aufruf zum Warnstreik hat die Gewerkschaft EVG den kompletten Zugverkehr in Deutschland lahmgelegt. Auch in der Region kamen Pendler nicht weg. Nun treffen sich die Verhandlungspartner wieder und Reisende können hoffen
Augsburg Der Bahn-Streik hat am Montag in ganz Deutschland für Chaos gesorgt. Obwohl die Eisenbahnund Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihre Mitglieder nur in den Morgenstunden zum Streik auf gerufen hatte – zwischen 5 und 9 Uhr – mussten Bahn-Kunden nach Angaben des Konzerns den ganzen Tag Einschränkungen hinnehmen. Bundesweit fielen 1400 Züge aus, darunter waren auch Güterzüge. Der Fernverkehr war eingestellt. Auch in der Region waren viele Passagiere betroffen. Ein Überblick über den Chaos-Tag und wie es nun weitergehen soll:
Von welchen Bahnhöfen kamen Pendler nicht weg?
In der Region saßen Pendler unter anderem in Ulm, Kempten und Landsberg fest. Die Pendelstrecke zwischen Augsburg und München war ebenfalls betroffen – am Morgen fielen sämtliche Verbindungen aus. Wer als München-Pendler aufs Auto umstieg, musste aber auch viel Zeit einplanen. Auf der A8 Richtung München ging es nur sehr langsam voran. In München selbst war der S-Bahn-Verkehr eingeschränkt. Zum Münchner Flughafen fuhr gar kein Zug. Aber nicht nur die Deutsche Bahn hatte Probleme. Laut Sprechern der privaten Bahnbetreiber kam es auf den Strecken der Bayerischen Oberlandbahn (BOB), der Bayerischen Regiobahn (BRB) des Meridian zu erheblichen Verspätungen und Zugausfällen.
Wie geht es nun weiter? Müssen sich Pendler auf ein Dauer-Chaos einstellen?
Das ist noch schwer abzusehen. Grund für den Streik war, dass sich die Bahn und die EVG bei Tarifverhandlungen nicht einig wurden. Die Gewerkschaft vertritt 160 000 Bahnangestellte. Darunter sind unter anderem Mitarbeiter an Stellwerken, Zugbegleiter und Lokführer. Sie verlangt 7,5 Prozent mehr Geld für ihre Mitglieder. Außerdem will sie, dass Arbeitnehmer statt des Geldes mehr Urlaub oder eine kürzere Arbeitszeit wählen können. Die Bahn hatte neben einer Einmalzahlung von 500 Euro eine Entgelt-Erhöhung in zwei Stufen angeboten: 2,5 Prozent zum 1. März 2019, weitere 2,6 Prozent zum 1. Januar 2020, bei einer Vertragslaufzeit von 29 Monaund ten. Wie im Laufe des Montags bekannt wurde, werden sich die beiden Verhandlungspartner nun am Dienstagnachmittag wieder treffen und erneut über den Tarifvertrag sprechen. Umstritten ist nach Gewerkschaftsangaben nicht nur die Lohnerhöhung, sondern auch, ab wann die Wahlmöglichkeit zwischen mehr Geld oder mehr Freizeit greifen soll. „Das sind die letzten Themen auf der Schlussgeraden, wo wir versuchen, eine Einigung zu erzielen“, sagt Regina Rusch-Ziemba, stellvertretende Vorsitzende der EVG. „34 Punkte sind erledigt und es geht jetzt noch um die letzten drei Punkte.“Die Bahn sagte: Sie gehe „optimistisch und mit großem Einigungswillen“in die mittlerweile fünfte Verhandlungsrunde. Für Pendler heißt das: Sie können auf einen guten Ausgang der Gespräche hoffen.
Bekommen betroffene Passagiere ihr Geld zurück?
Unter bestimmten Umständen bekommen Bahnkunden ihr Geld zurück. Fahrgäste, die aufgrund von streikbedingten Zugausfällen, Verspätungen oder Anschlussverlusten ihre Reise nicht wie geplant durchführen können, können ihre Fahrkarte und Reservierung im DB Reisezentrum oder in den DB Agenturen kostenlos erstatten lassen. Fahrgäste, die ihre Reise nicht antreten, können sich ihr Ticket auch nach dem ersten Gültigkeitstag erstatten lassen.
Darf ich heute zu spät zur Arbeit kommen, weil gestreikt wird? Nein. Pendler müssen dafür sorgen, trotz Streiks pünktlich im Büro zu sein. Kommen Arbeitnehmer zu spät, kann der Arbeitgeber ihnen theoretisch den Lohn kürzen oder sie sogar abmahnen.