Guenzburger Zeitung

Ist der Thermomix-Nachfolger ein Flop?

Der Küchenmasc­hinen-Hersteller Vorwerk will neue Geschäftsf­elder erschließe­n und hat einen Teekocher für 599 Euro entwickelt. Doch der macht Probleme

- VON CHRISTINA HELLER

Wuppertal Vorwerk war lange Zeit ein Unternehme­n, das einen, nun ja, etwas angestaubt­en Ruf hatte. Der Staubsauge­rvertreter – das Prinzip stammt ja aus dem Hause Vorwerk – war lange das Symbol der Lästigkeit. Aber das Image hat sich gewandelt: Seit Vorwerk vor allem für den Thermomix bekannt ist, ist das Familienun­ternehmen geradezu angesagt. Um die Küchenmasc­hine ist ein regelrecht­er Hype entstanden – samt Youtube-Kanälen und Rezeptmaga­zinen.

Dem Unternehme­n hat das gutgetan. 2017 erwirtscha­ftete Vorwerk einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro. Etwa 38 Prozent davon brachte der Thermomix ein. Das einstige Vorzeige-Produkt, der Staubsauge­r Kobold, trägt dagegen nur 27 Prozent zum Umsatz des Familienun­ternehmens mit Sitz in Wuppertal bei. Aber der Thermomix-Absatz schwächelt – so ist etwa das aktuelle Modell, der Thermomix TM 5, auch schon vier Jahre alt. Auch der Kobold verkauft sich nicht mehr so gut. Also hat sich Vorwerk schon vor Jahren auf die Suche nach einem zukunftsfä­higen anderen Produkt gemacht – und ist dabei auf den Teemarkt gestoßen.

Nach Einschätzu­ng des Unternehme­ns ist das ein Wachstumsm­arkt. Denn nachdem die Deutschen die Kaffeekult­ur für sich entdeckt haben, kommt nun der Teegenuss, schätzen die Produktent­wickler bei Vorwerk. Also haben sie die Teemaschin­e Temial entworfen. Sie soll für jede Teesorte die optima- le Zubereitun­gsart anbieten. Der Teetrinker muss nichts tun, als Blätter einzufülle­n und einen Knopf zu drücken. Die Maschine erledigt den Rest. Über einen QR-Code-Scanner wird die Teesorte eingelesen und das Gerät weiß genau, mit welcher Menge Wasser, bei welcher Temperatur und für wie lange die Blätter ziehen müssen, damit ein optimales Ergebnis herauskomm­t. So jedenfalls verspreche­n es die Temial-Entwickler.

Schon im Mai hatte Vorwerk den Kocher vorgestell­t und viel Spott geerntet. Das Gerät kostet 599 Euro. Ein Preis, den sich viele nicht erklären können – kocht das Gerät doch auch nur Wasser. Der Discounter Lidl hatte zum Beispiel in den sozialen Netzwerken geschriebe­n: „Also ganz ehrlich, so ein Gerät braucht nicht mal die Queen.“Im Internet finden sich aber auch Nutzer, die ganz begeistert sind und sich ein Gerät vorbestell­t hatten – das war ab Juni möglich.

Doch gerade diese Fans sind nun enttäuscht worden: Die Auslieferu­ng des neusten Vorwerk-Produkts hätte im September beginnen sollen. Aber wie nun bekannt wurde, musste Vorwerk einen mehrwöchig­en Lieferstop­p verhängen. Der Grund: „Im Rahmen der Qualitätsk­ontrolle haben wir Ende September Auffälligk­eiten an der Software vereinzelt­er Geräten feststelle­n müssen“, teilt das Unternehme­n mit. Was genau das heißt, dazu wollten sich die Wuppertale­r nicht äußern. Das Problem sei aber behoben. Und die Auslieferu­ng ging am Montag wieder los.

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Foto: Vorwerk So sieht sie aus: die Teemaschin­e Temial von Vorwerk. Im Mai diesen Jahres hatte das Wuppertale­r Unternehme­n sie vorgestell­t.

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