Guenzburger Zeitung

Ratsmitgli­ed fordert Stopp für Straßenaus­bau in Egenhofen

Der Protest der Anlieger in dem Kammeltale­r Ortsteil hat dazu geführt, dass der Gemeindera­t heute Abend noch einmal über das Thema diskutiert

- VON HEIKE SCHREIBER

Egenhofen Die Bürger von Egenhofen haben mit ihrem Protest gegen den geplanten Straßenaus­bau einen kleinen Erfolg verbucht. Nachdem Kammeltals Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz am Samstag bereits eine außerorden­tliche Bürgerspre­chstunde für die Betroffene­n anberaumt hatte, kommt das Thema heute auch in der Gemeindera­tssitzung aufs Tableau. Ein Rat hat den Antrag gestellt, dass die Kommune ihre bereits gefassten Beschlüsse aufheben, auf den Straßenaus­bau verzichten und nur die Wasserleit­ungen und Kanäle erneuern soll.

Wie berichtet, versucht die Gemeinde Kammeltal seit zwei Jahren, die Dorfstraße in Egenhofen, einem 100-Einwohner-Ortsteil, auszubauen. Aus Sicht der Verwaltung muss die Straße, die vor Jahrzehnte­n nur staubfrei gebaut sei, so bald wie möglich erweitert und gepflaster­t und mit breiten Gehwegen versehen werden. Da es sich um eine erstmalige endgültige Herstellun­g handle, ist die Gemeinde laut Kiermasz verpflicht­et, Gebühren zu erheben. Was bedeuten würde, dass 90 Prozent der umlagefähi­gen Kosten den Anliegern in Rechnung gestellt würden. 2,2 Millionen Euro hat die Gemeinde für den Ausbau und die Kanalsanie­rung einkalkuli­ert, etwa 1,2 Millionen Euro müssten die Egenhofer stemmen. Insbesonde­re für solche mit großen Grundstück­en könnten da leicht fünfstelli­ge Beträge zusammenko­mmen.

Viele Anlieger fühlen sich in ihrer Existenz bedroht und kämpfen gegen das Projekt, haben Unterschri­ften gesammelt, einen Rechtsanwa­lt eingeschal­tet. „Wir brauchen und wollen keinen Luxusausba­u“, hatte Sandra Rotondo im Namen der Betroffene­n kürzlich im Gespräch mit unserer Zeitung betont. Ihren Vorwurf, dass die Gemeinde, insbesonde­re der Bürgermeis­ter, nicht bereit sei, den Bürgern zuzuhören und sie mit fertigen Plänen überrumpel­t habe, wollte Kiermasz nicht auf sich sitzen lassen.

Er bot deshalb den Grundstück­seigentüme­rn am Samstag eine außerplanm­äßige Bürgerspre­chstunde an und hörte sich eineinhalb Stunden lang ihre „Sorgen, Wut und Forderunge­n“an, wie er es gestern formuliert­e. Es seien deutliche Worte gefallen, aber in einem gesittetem Rahmen. „Der Austausch war so, wie ich ihn persönlich gut finde.“76 Unterschri­ften gegen das Projekt haben ihm die Anwesenden im Beisein ihres Anwalts Wolfgang Schubaur überreicht und klargestel­lt, dass sie keine luxuriöse Straße brauchen und vor allem ein Gehwegausb­au mit Hochbord übertriebe­n und unnötig sei.

Generell habe er Verständni­s für die Ängste der Betroffene­n, schließlic­h gehe es um viel Geld, betonte Kiermasz. „Ich habe aber auch deutlich gemacht, dass es sinnvoll ist, jetzt die Straße zu sanieren, wenn wir den Kanal machen. Sonst fangen wir in ein paar Jahren wieder von vorne an.“Er habe sich alles angehört, aber selbst keine Versprechu­ngen gemacht.

Sandra Rotondo, die am Samstag auch die Bürgerspre­chstunde aufsuchte, war mit dem Ergebnis nicht so zufrieden. „Es war ein Hin und Her, nichts Halbes und nichts Ganzes.“Immerhin hätten Anwalt und Bürgermeis­ter beschlosse­n, sich gegenseiti­g Einsicht in ihre gesammelte­n Unterlagen zu dem Thema zu gewähren. Ihre und die Hoffnungen der anderen Anlieger ruhen auf dem heutigen Abend, dass sich der Gemeindera­t doch dazu durchringt, das Projekt ruhen zu lassen. „Das ist unsere letzte Chance“, ist die Egenhoferi­n überzeugt.

Ob und wie es mit dem Projekt weitergeht, muss nun der Gemeindera­t heute Abend in seiner letzten Sitzung des Jahres ausdiskuti­eren. Ein Gemeindera­tsmitglied hatte Anfang Dezember den Antrag eingereich­t, dass das Gremium in der Dezember-Sitzung das Thema Tiefbaumaß­nahmen in Egenhofen behandeln und auf einen Straßenaus­bau verzichten sollte. „Darüber müssen wir uns jetzt alle gemeinsam Gedanken machen“, sagte Kiermasz. Nach eigenen Angaben kam er bereits der Forderung des Gemeindera­ts nach, im Vorfeld zu klären, ob die Kommune überhaupt berechtigt ist, einen Erschließu­ngsbeitrag zu erheben. Monika Brehm von der Kommunalau­fsicht am Landratsam­t bestätigte gestern die Kontaktauf­nahme. Bis sie und ihre Mitarbeite­r allerdings alles überprüft hätten und eine Einschätzu­ng abgeben könnten, dauere noch eine gewisse Zeit.

 ?? Foto: Heike Schreiber ?? Die Bewohner Egenhofens kämpfen seit Längerem gegen den von der Gemeinde Kammeltal geplanten Straßenaus­bau. Mit Plakaten machen sie ihrem Unmut Luft. Heute Abend wird das Thema in der letzten Gemeindera­tssitzung des Jahres erneut diskutiert.
Foto: Heike Schreiber Die Bewohner Egenhofens kämpfen seit Längerem gegen den von der Gemeinde Kammeltal geplanten Straßenaus­bau. Mit Plakaten machen sie ihrem Unmut Luft. Heute Abend wird das Thema in der letzten Gemeindera­tssitzung des Jahres erneut diskutiert.

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