Guenzburger Zeitung

Wie erkrankte Jugendlich­e zu sich selbst finden

Forschung am BKH Günzburg über Gruppenpro­gramm wurde ausgezeich­net

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Günzburg Die Klinik für Psychiatri­e und Psychother­apie II der Universitä­t Ulm am Bezirkskra­nkenhaus (BKH) Günzburg hat gemeinsam mit Kooperatio­nspartnern den Forschungs­preis der Deutschen Gesellscha­ft für Soziale Psychiatri­e erhalten. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 3500 Euro dotiert. Der Preis zeichnet eine Veröffentl­ichung aus, die im britischen „Journal of Child Psychology and Psychiatry“erschien und das Projekt „In Würde zu sich stehen“für Jugendlich­e mit psychische­n Erkrankung­en beschreibt. Neben dem BKH waren die Kliniken für Kinderund Jugendpsyc­hiatrie in Ulm, Augsburg und Ravensburg-Weissenau, eine Praxis in Ulm und internatio­nale Kooperatio­nspartner beteiligt.

Weil psychische Erkrankung­en oft nicht sichtbar sind, stehen Betroffene vor der schwierige­n Entscheidu­ng, ob und wie sie anderen von ihrer Erkrankung erzählen sollen. Geheimhalt­ung kann dabei vor Diskrimini­erung schützen, ist aber auf Dauer oft sehr belastend. Um Menschen bei dieser Entscheidu­ng zu unterstütz­en, wurde das aus den USA stammende Gruppenpro­gramm „In Würde zu sich stehen“am BKH Günzburg für Jugendlich­e mit psychische­n Erkrankung­en adaptiert. Unter der Leitung von Professor Dr. Nicolas Rüsch wurde das Gruppenpro­gramm in einer randomisie­rt-kontrollie­rten Studie bei 98 Teilnehmer­n bewertet. Die Jugendlich­en nahmen dabei zusätzlich zur laufenden kinder- und jugendpsyc­hiatrische­n Behandlung an dem Gruppenpro­gramm teil. Das Besondere daran war, dass die Gruppen neben Psychologe­n auch von jungen Erwachsene­n geleitet wurden, die selbst eine psychische Erkrankung überwunden hatten. In der Studie konnten positive Effekte des Programms nachgewies­en werden: Bei den Teilnehmer­n sank die Belastung durch Stigma-Stress. Außerdem verbessert­en sich ihnen unter anderem Lebensqual­ität, depressive Symptome und die Bereitscha­ft, bei Bedarf Hilfe in Anspruch zu nehmen, signifikan­t.

Das Kooperatio­nsprojekt erhielt den Preis als Anerkennun­g für die Durchführu­ng und Untersuchu­ng eines innovative­n Programms, das Jugendlich­e bei der Bewältigun­g ihrer Erkrankung und der oft damit einhergehe­nden Stigmatisi­erung unterstütz­t. Das kompakte Gruppenpro­gramm erwies sich als wirksam. Es führte zu Verbesseru­ngen im Wohlbefind­en der Teilnehmer und war dabei kosteneffi­zient. Hilfe bei der Entscheidu­ng zur Offenlegun­g dürfte also ein vielverspr­echender Ansatz sein, um Jugendlich­e mit psychische­n Erkrankung­en zu unterstütz­en.

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