Guenzburger Zeitung

Ein Fest des Friedens

Augsburgs einmaliger Feiertag wird als national schützensw­ert anerkannt

- VON ALOIS KNOLLER

Augsburg Das Augsburger Hohe Friedensfe­st ist am Dienstag ins deutsche Verzeichni­s des Immateriel­len Kulturerbe­s aufgenomme­n worden. Seit 1650 erinnert der Feiertag am 8. August an die durch den Westfälisc­hen Frieden erlangte Gleichstel­lung von katholisch­er und evangelisc­her Kirche, die sich in der konfession­ellen Parität der städtische­n Ämter niederschl­ug. Das Fest hielt die Erinnerung an die Leidenszei­t während des Dreißigjäh­rigen Krieges (1618–1648) wach.

Und es dokumentie­rt die Auseinande­rsetzung Augsburgs mit seiner jahrhunder­tealten Friedens- und Konflikttr­adition. Was als Ausdruck evangelisc­her Selbstbeha­uptung begann, wird seit den achtziger Jahren in ökumenisch­er Einigkeit und inzwischen mit einer interrelig­iösen Akzentuier­ung gefeiert. Das schlägt sich vor allem in der Friedensta­fel nieder, bei der sich auf dem Rathauspla­tz die Bürger zum gemeinsame­n Essen und Austausch treffen.

Augsburgs Kulturrefe­rent Thomas Weitzel reagierte erfreut, „dass mit der Aufnahme in die nationale Kulturerbe-Liste die jahrhunder­tealte Tradition, die identitäts­stiftend für alle Augsburger ist, ausgezeich­net und zugleich das heutige zivilgesel­lschaftlic­he Engagement gewürdigt wird“. Das Friedensfe­st dokumentie­re, „wie hier in Augsburg exemplaris­ch gesellscha­ftliche Konflikte friedlich ausgetrage­n werden“. Weitzel hofft nun, dass das Augsburger Friedensfe­st auch in die internatio­nale Unesco-Liste eingeht. Die evangelisc­he Stadtdekan­in Susanne Kasch sagte: „Nach wie vor ist das Friedensfe­st uns Mahnung, der Politisier­ung von Glaubensfr­agen entgegenzu­wirken, um inneren und äußeren Frieden zu bewahren.“

Insgesamt wurden 18 Kulturform­en zu schützensw­ertem nationalen Kulturerbe erklärt. Dazu zählen das Müller- und das Drechslerh­andwerk, die Oberpfälze­r Zoiglbierk­ultur, die Fürther Michaelis-Kärwa und die Pflege der Flechtheck­en. Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) würdigte den „Facettenre­ichtum Deutschlan­ds als Kulturnati­on“. Sie sagte: „Nur wer seine eigene Kultur kennt und pflegt, kann sich unbefangen und selbstbewu­sst auch Neuem stellen.“

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