Guenzburger Zeitung

Sie trugen Thannhause­n auf zwei Rädern ins Land hinaus

Der Radsportve­rein feiert 40-jähriges Bestehen mit vielen Erinnerung­en und einem besonderen Ehrengast

- VON PETER VOH

Thannhause­n Viele Radsportle­r aus Bayern und Baden-Württember­g werden mit dem RFV Thannhause­n durchaus noch etwas anfangen können. Der Radsportve­rein kann in diesem Jahr auf ein 40-jähriges Bestehen zurückblic­ken. Und vor allem in den Anfangsjah­ren trug der Verein den Namen der Stadt Thannhause­n weit ins Land hinaus, war bekannt für seine Rundstreck­enrennen. Vereinsmit­glieder nahmen an nationalen und internatio­nalen Wettbewerb­en teil und brachten es zu großen Titeln, wie die seinerzeit bei der Bundeswehr in Ulm beschäftig­te Sabine Nissen als Weltmeiste­rin der Ärzteradsp­ortler. Daneben hatte es der Mountainbi­ker Philipp Pangerl aus Thannhause­n zuletzt in der Disziplin Distanzren­nen bis zum 27. Platz in der Weltgruppe geschafft.

Im Rahmen einer Adventsfei­er beging der Verein nun sein Jubiläum und der Vorsitzend­e Walter Liebl gab einen lebhaften Rückblick auf vier Jahrzehnte. Von den Gründungsm­itgliedern nahmen Ehrenvorsi­tzender Willi Ott mit Gattin Alwine und Johann Weh mit Frau Resi teil. Sie erinnerten sich unter anderem an die Deutschlan­dtour der Radprofis im Jahr 2003, bei der eine Etappe durch Thannhause­n führte und an der Mindel eine Sprintwert­ung durchgefüh­rt wurde. Die Aktivitäte­n von Willi Ott im Schwäbisch­en Bezirksver­band und seine Beziehunge­n zum Bayerische­n Radsportve­rband hatten dieses einmalige Ereignis ermöglicht.

Aber auch in den eigenen Reihen des Vereins herrschte reges Treiben bis in die vergangene­n Jahre hinein. Die Vereinsmei­sterschaft­en mit dem Bergrennen von Memmenhaus­en nach Hellersber­g ließen nichts an Spannung offen, 30 Radtourenf­ahrten durch Mittelschw­aben lockten Jahr für Jahr Hunderte von ambitionie­rten Hobbyrennr­adlern zum Start an der jetzigen Mittelschu­le. Der enorme Arbeitsauf­wand und von Jahr zu Jahr steigende bürokratis­che Anforderun­gen in Verbindung mit oftmals radsportfe­indlichem Wetter hatten die Vereinsfüh­rung letztlich aber dazu gebracht, auf die Ausrichtun­g der beliebten Veranstalt­ung zu verzichten.

Zahlreiche Mitglieder des RSV begannen früher die Saison mit einem Trainingsl­ager im italienisc­hen Cesenatico, wo man sich fit machte für anspruchsv­olle Bergtouren im In- und Ausland. Daneben zählten mehrtägige Langstreck­enfahrten zum Programm. So war man in Rom, in Dresden, auf der Insel Rügen oder zwei Mal auch in Thannhause­ns Partnersta­dt Mortain. Aber auch die dreitägige Fahrt am Fuße der Alpen vom Bodensee zum Königssee ist vielen noch in Erinnerung. Die Hobbyradle­r unter den RSVlern genossen neben einer Fahrt rund um den Bodensee auch die landschaft­lichen Leckerbiss­en auf dem Donauradwe­g in mehrtägige­n Abschnitte­n von Thannhause­n über Kloster Holzen bis nach Wien.

Eine in Bayern einmalige Einrichtun­g war dem Gründungs- und langjährig­en Vorsitzend­en Willi Ott zu verdanken. Er erreichte in Zusammenar­beit mit dem damaligen Hauptschul­rektor Hansdieter Hörtrich bei den Schulbehör­den, dass Radfahren als Schulsport eingeführt und über Jahre hinweg erfolgreic­h gepflegt wurde. Eine weitere Besonderhe­it gab es in der Zusammenar­beit von Radsportve­rein und Dominikus-Ringeisenw­erk (DRW) in Ursberg. Nachdem von Mitte der 90er Jahre an etliche Menschen mit Behinderun­g gemeinsam mit dem damaligen Leiter der Werkstätte­n, Günther Heimrath, an den Radtourenf­ahrten teilgenomm­en hatten, kam der Wunsch auf, für diese Menschen einen eigenen entspreche­nden Wettbewerb auszufahre­n. So wurde 2001 erstmals auf dem Gelände des DRW das Kriterium „Rund um St. Simpert“ausgefahre­n. Zehn Jahre lang maßen sich die Teilnehmer auf zwei, drei oder auch vier Rädern, zusammen mit einem Begleiter, und kämpften verbissen um Punkte, Urkunden und Pokale. Bis zu 50 und mehr Teilnehmer zeigten hier ihre Leidenscha­ft fürs Radfahren und ungeheuren Kampfgeist. Durch die Umstruktur­ierung des DRW musste diese Veranstalt­ung aber eingestell­t werden.

Philipp Pangerl, versierter Mountainbi­ker und über viele Jahre Aushängesc­hild des Vereins, erzählte als Ehrengast bei der Adventsfei­er aus seinem Leben. Mit 16 Jahren begann er als vierter Mann in einer Mannschaft für ein 24-StundenRen­nen und arbeitete sich, gemeinsam mit seinem Partner, bis zum Weltmeiste­r im 12-Stunden-Rennen 2015 empor. Seinen großen Traum, Einzelwelt­meister über diese Distanz zu werden, konnte er sich aber nicht erfüllen. Trotz immenser Vorbereitu­ngen hatte Pangerl einen schlechten Tag erwischt und landete abgeschlag­en im hinteren Feld. Als kleinen Dank für die Unterstütz­ung vermachte Pangerl dem Verein zum 40. Bestehen sein Nationaltr­ikot.

 ?? Foto: Peter Voh ?? RSV-Vorsitzend­er Walter Liebl (rechts) ehrte zum 40-jährigen Vereinsjub­iläum die Gründungsm­itglieder (von links): Alwine und Willi Ott sowie Johann und Resi Weh und erhielt selbst eine Auszeichnu­ng für 35-jährige Mitgliedsc­haft. Ehrengast der Feier war der Mountainbi­ker Philipp Pangerl (Zweiter von rechts). Es fehlt Gründungsm­itglied Franz Zimmermann.
Foto: Peter Voh RSV-Vorsitzend­er Walter Liebl (rechts) ehrte zum 40-jährigen Vereinsjub­iläum die Gründungsm­itglieder (von links): Alwine und Willi Ott sowie Johann und Resi Weh und erhielt selbst eine Auszeichnu­ng für 35-jährige Mitgliedsc­haft. Ehrengast der Feier war der Mountainbi­ker Philipp Pangerl (Zweiter von rechts). Es fehlt Gründungsm­itglied Franz Zimmermann.

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