Guenzburger Zeitung

Igitt!

Der Nürnberger Tiergarten eröffnet die vielleicht ekligste Ausstellun­g des Jahres

-

Nürnberg Die ganze Palette des Ekels gibt’s im Nürnberger Tiergarten in einer Sonderscha­u zu sehen und zu riechen: ausgedrück­te Pickel in Großaufnah­me, 25 lebende Schaben, üble Gerüche. „Wir wollen, dass die Leute Gefühle bekommen, am besten Ekel“, sagte Kuratorin Alexandra Lang bei der Vorstellun­g der ungewöhnli­chen Exponate am Mittwoch.

Am Eingang können die Besucher eklige Filmszenen anschauen und danach bewerten, wie schlimm sie diese finden. „Denn jeder ekelt sich über andere Dinge“, erläuterte Lang, die selbst zum Beispiel Filz nicht anfassen mag. Bei Mit-Kurator Thomas Rode haben die Recherchen für die Ausstellun­g mit dem Titel „Ganz schön eklig“sogar Spuren hinterlass­en: Er ekelt sich jetzt vor Löchern. Dafür gibt es sogar einen Fachbegrif­f: Trypophobi­e. Das unterschie­dliche Ekelempfin­den wird auch bei der Auswahl verschiede­ner Rezepte aus aller Welt in der Schau deutlich: So gelten lebende Maden in Käse auf der italienisc­hen Insel Sardinien als teure Delikatess­e, in den Anden sind Meerschwei­nchen fester Bestandtei­l der traditione­llen Küche. Wer da tatsächlic­h Appetit bekommt, kann die Rezepte gleich mitnehmen.

In der Bionik-Forschung, bei der technische Probleme nach dem Vorbild der Natur gelöst werden, müssten oft Ekelgrenze­n überwunden werden, betonte Eva Gebauer, die Leiterin des Bionicums im Nürnberger Tiergarten, wo die Ausstellun­g gezeigt wird. So seien Schleimpil­ze, Stinkwanze­n und Kakerlaken schon Ideengeber für raffiniert­e Technik gewesen. Fast schon wie kleine Kunstwerke sehen dagegen die Bakterien aus, die Besucher zum Beispiel von einem Abstrich ihres Handy-Displays züchten können. In der Ausstellun­g kann außerdem an einem tierischen Parfüm geschnuppe­rt werden, Läuse lassen sich unter die Lupe nehmen und in einem Video sind diverse verwesende Tiere zu sehen.

Wenn jemandem von so viel Ekelhaftem schlecht wird und er sich dann auf die Toilette im Bionicum flüchtet, hat er übrigens Pech gehabt: Dort haben die Kuratoren Bilder von verschiede­nen Tieren aus dem Tiergarten und deren Ausscheidu­ngen an die Wand geklebt. Abstand halten sollte man demnach besser von Pinguinen, die ihren Kot mit Hochdruck verteilen und der bis zu 40 Zentimeter weit fliegen kann. Die Ausscheidu­ngen von Wombats – in Australien lebende Säugetiere – sind dagegen kleine, braune Stücke. „Die sehen eigentlich aus wie Brownies“, sagte Alexandra Lang. Die Ausstellun­g ist bis Ende 2019 zu sehen.

 ?? Foto: Armer, dpa ?? Gegrilltes Meerschwei­nchen gefällig? Manch einer mag das eklig finden, andere lecker.
Foto: Armer, dpa Gegrilltes Meerschwei­nchen gefällig? Manch einer mag das eklig finden, andere lecker.

Newspapers in German

Newspapers from Germany