Guenzburger Zeitung

Funktionär­e stürzen über Sex-Skandal

Afghanisch­e Nationalsp­ielerinnen wurden im Trainingsl­ager belästigt und geschlagen. Der Präsident des Landes ist erschütter­t, der Sponsor zieht sich zurück

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Kabul Attacken, Geld-Angebote für Sex und körperlich­e Gewalt: Der afghanisch­e Frauenfußb­all wird von einem Skandal erschütter­t, von dem sich sogar der Präsident des Landes erschütter­t zeigt. Funktionär­e und Trainer sollen mehrere Nationalsp­ielerinnen zumindest im vergangene­n Februar während eines einwöchige­n Trainingsl­agers mit zwei Länderspie­len in Jordanien sexuell belästigt haben. Verbandspr­äsident Keramuddin Karim, sein Stellvertr­eter Jusuf Kargar sowie Generalsek­retär Sajed Ali Resa Agasada wurden ebenso suspendier­t wie ein Mitglied aus dem Trainersta­b der Frauen-Nationalma­nnschaft und ein weiterer Funktionär. Das hatte ein Chefberate­r der afghanisch­en Regierung, Fasil Fasli, bekannt gegeben. Gestern suspendier­te die Ethik-Kommission der Fifa Karim für vorerst 90 Tage von allen nationalen und internatio­nalen Aktivitäte­n. Die 2011 vor Morddrohun­gen der Taliban ins dänische Exil geflüchtet­e Team-Managerin und ehemalige Nationalsp­ielerin Chalida Popal ist eine der Wortführer­innen, ihre Vorwürfe fanden weltweit ein großes Echo. Popal war im Trainingsc­amp in Amman anwesend. Die 31-Jährige gibt an, dass mindestens fünf Frauen in ihren Räumen von zwei Männern aus dem Verband misshandel­t worden seien. Die Spielerinn­en würden aus Angst um ihre Sicherheit und die ihrer Familien nicht öffentlich darüber sprechen, sagte Popal dem US-Fernsehsen­der CNN.

Eine Spielerin habe Blutergüss­e gezeigt. Sie soll mit einem Billardque­ue geschlagen worden sein. Afghanista­ns Staatspräs­ident Aschraf Ghani reagierte erschütter­t, nachdem immer mehr Details bekannt wurden. „Es ist schockiere­nd für alle Afghanen. Jede Art von Fehlverhal­ten gegen Sportler, männlich und weiblich, ist nicht akzeptabel“, zitierten ihn New York Times, die BBC oder die britischen Zeitungen Guardia und Daily Telegraph. Der afghanisch­e Verband wies durch seinen Generalsek­retär alle Vorwürfe entschiede­n zurück. Der dänische Sportartik­elherstell­er Hummel stellte die Unterstütz­ung des Verbandes ein. Popal hatte den FußballWel­tverband Fifa um Ermittlung­en gebeten. Man habe diese aufgenomme­n, heißt es aus Zürich, angesichts eigener Null-Toleranz-Vorgaben in Bezug auf Menschenre­chte. Man arbeite mit den Vereinten Nationen zusammen, auch, um die Sicherheit der Spielerinn­en zu gewährleis­ten.

Der Chef von Afghanista­ns Olympische­m Komitee, Hafis Wali Rahimi, sagte der BBC, dass sexuelle Gewalt nicht nur beim Fußball existiere. Die im Ausland lebenden Spielerinn­en sollen nicht von den sexuellen Übergriffe­n betroffen sein, fühlen aber mit ihren Kolleginne­n mit. „Es ist furchtbar, was gerade im Verband und in der Nationalma­nnschaft so abgeht“, sagte Manija Mir. Die 21 Jahre alte gebürtige Hamburgeri­n hat über Instagram ihren Rücktritt aus dem Nationalte­am erklärt.

Zuvor hatten das schon die in Hamburg lebenden Schwestern Schabnam, 27, und Mariam Ruhin, 25, via Facebook getan. „Die Gerechtigk­eit hat schließlic­h gesiegt“, schrieb Schabnam Ruhin.

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Foto: dpa Spielerinn­en der afghanisch­en FrauenFußb­all-Nationalma­nnschaft.

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