Guenzburger Zeitung

„So lustig wie eine Wurzelbeha­ndlung“

Der neueste Film des sonst überaus erfolgreic­hen Schauspiel­ers Til Schweiger ist in den USA ein totaler Flop. Wie Kritiker den Streifen in der Luft zerrissen

-

Irgendwie läuft es gerade nicht so rund für Til Schweiger. Ganze 12350 Dollar soll sein neuester Film „Head full of honey“eingespiel­t haben – in den USA. Der auf Englisch produziert­e Streifen, immerhin besetzt mit Nick Nolte, wurde auf der anderen Seite des Atlantiks nach nur sechs Tagen aus dem Programm genommen. Das ist ein herber Schlag für Schweiger, der den Film nicht nur selbst finanziert, sondern auch das Drehbuch geschriebe­n und Regie geführt hatte.

Härter dürfte den Schauspiel­er, dessen Karriere 1990 mit der „Lindenstra­ße“begann, aber die Resonanz in den US-Medien treffen: Ein Kritiker etwa beschrieb die Dramödie über den Alzheimer-Erkrankten Amadeus (Nolte), der mit seiner Enkelin nach Venedig durchbrenn­t, als „übertriebe­n, ärgerlich und so lustig wie eine Wurzelbeha­ndlung ohne Narkose“. Auch abseits dieses Flops wird die Person Til Schweiger seit Jahren kontrovers aufgenomme­n. Viele machen sich über den 54-Jährigen lustig – bei SWR3 gibt es sogar eigens eine Parodie auf Schweiger in seiner Rolle als Hamburger Tatort-Kommissar Tschiller, bei der er besonders ausgeprägt nuschelt. Weil die Zuschauerq­uoten für den

Tatort sinken, hat die ARD nun angekündig­t, dass das Konzept überarbeit­et werden muss.

Schweiger gilt als Mensch, der ruckzuck beleidigt ist, wenn etwas nicht so läuft, wie er will. Obligatori­sche Pressevorf­ührungen seiner Filme vor Veröffentl­ichung hat er abgeschaff­t, nur noch handverles­ene Journalist­en werden eingeladen. Dabei wollten seinen bislang letzten deutschen Kinofilm „Klassentre­ffen 1.0“nur 1,1 Millionen Menschen sehen. Schweiger, der in Gießen einen Abi-Schnitt von 1,6 hinlegte und vor der Schauspiel­erei ein Medizinstu­dium abbrach, scheint sich derzeit in einer Talsohle seiner Karriere zu befinden. Bei alledem darf man aber nicht übersehen, dass der gebürtige Freiburger und vierfache Vater eine fantastisc­he Erfolgsbil­anz vorweisen kann. „62 Filme, 62 Millionen Zuschauer, 29 Preise“resümierte etwa Die Welt zu Schweigers 50. Geburtstag. Der Film „Honig im Kopf“, also die deutsche Originalve­rsion von „Head full of honey“, war 2014 mit 7,3 Millionen Zuschauern der erfolgreic­hste Kinofilm hierzuland­e – noch vor „Der Hobbit“und „Die Tribute von Panem“. Schweiger kann zudem von sich behaupten, in einem Streifen von US-Kultregiss­eur Quentin Tarantino („Inglouriou­s Basterds“) mitgespiel­t zu haben. Das an sich ist ja schon ein Ritterschl­ag. Schweigers Millionenv­ermögen soll Schätzunge­n zufolge zwei- bis dreistelli­g sein. Und eine neue Freundin hat er auch, die 32-jährige Francesca Dutton. Die Quintessen­z: Eine Karriere-Talsohle kann dem wohl erfolgreic­hsten deutschen Schauspiel­er eigentlich wurscht sein. Markus Bär

 ??  ?? FotoF:oXtoX:XdXpa
FotoF:oXtoX:XdXpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany