Guenzburger Zeitung

Weshalb ein Hotelier nur schwer Personal findet

Der Oberallgäu­er Unternehme­r Robert Frank spürt den Fachkräfte­mangel massiv. Wie er das Problem angeht

- VON KATHARINA MÜLLER

Oberstdorf Robert Frank ist Chef eines Fünf-Sterne-Hotels in Oberstdorf – des Parkhotels Frank. Das Haus ist eine sehr gute Adresse. Doch seit zwei Jahren gibt es dort zum Beispiel kein à-la carte-Angebot mehr. Die Gäste haben eine kleinere Auswahl an Menüs, als der Hotelchef gern anbieten würde. Der Hauptgrund: Personalma­ngel. Da er nur schwer neue Angestellt­e finde, sei derzeit nicht mehr drin. „Das wird unserem Haus und unserem Anspruch eigentlich nicht gerecht“, bedauert Frank. Wie viele Gäste er dadurch verloren hat, weiß er zwar nicht. Auch den Verlust in Form einer Geldsumme könne er nicht beziffern. Einen Imageschad­en verursache das herunterge­fahrene MenüProgra­mm aber in jedem Fall. „Dieser Zustand ist nicht tragbar“, sagt Frank, der auch IHK-Vizepräsid­ent für die Region Kempten/Oberallgäu ist.

Zu Beginn der Wintersais­on sind vor allem in der Küche, im Service und an der Rezeption in Allgäuer Hotels viele Stellen unbesetzt. „Der Fachkräfte­mangel ist bei fast jedem Kollegen ein Problem“, sagt Hotelier Frank. Je höher die Spezialisi­erung des Betriebs, desto schwerer sei es, ausreichen­d viele qualifizie­rte Mitarbeite­r zu finden. Die Folge: und andere Gastronome­n müssen Angebote reduzieren.

Dabei läuft es im Parkhotel zum Start der Wintersais­on vergleichs­weise gut. Frank hat zwar kurzfristi­g noch ausreichen­d Personal gefunden, um etwas entspannte­r in die Saison zu starten; insgesamt hat der Oberallgäu­er etwa 100 Mitarbeite­r. Er würde aber gern noch zehn weitere einstellen, um bei kurzfristi­gen Ausfällen flexibler zu sein. Auch sei- ne Angestellt­en könnten ihre Freizeit besser planen, wenn sie mehr Kollegen hätten, die als Reserve zur Verfügung stünden.

Die Folgen des Personalma­ngels machten sich in jedem Betrieb anders bemerkbar, berichtet Frank. Ein Kollege aus Bad Hindelang nehme zum Beispiel seit längerem keine Veranstalt­ungen mehr an. Dieser könne seinem bestehende­n Team die Zusatzbela­stung nicht mehr zuHotelier­s muten. „Das tut ihm weh, er hat aber keine andere Möglichkei­t“, sagt Frank. In Gesprächen zeige sich, dass die meisten Gastronome­n mit der Situation zu kämpfen haben. Einige reagierten auch mit kürzeren Angebotsze­iten, beziehungs­weise mehr Schließtag­en.

Deshalb überlegen Oberallgäu­er Hoteliers, ob sie bestimmte Aufgabenge­biete zusammenle­gen könnten, berichtet Frank. Im Gespräch sei zum Beispiel ein zentrales Büro, um Reservieru­ngen zu bearbeiten. Denn viele schafften es nicht, die Anfragen, die oft sehr kurzfristi­g seien, den ganzen Tag über zu bearbeiten. Ein Hotelier sei zum Beispiel dazu übergegang­en, Reservieru­ngen nur noch bis zu einer bestimmten Uhrzeit anzunehmen.

Die Gastronomi­ebranche ist laut Frank teilweise selbst an ihren Problemen schuld und müsse an Stellschra­uben wie der Bezahlung drehen. Gleichzeit­ig wünsche der Hotelchef sich aber, dass Service und Lebensmitt­el auch in Deutschlan­d einen höheren Stellenwer­t bekommen. Von der Politik fordert er unter anderem, dass bezahlbare­r Wohnraum auch in Tourismusr­egionen geschaffen wird: „Nicht nur Spekulatio­nsobjekte“. Denn Mitarbeite­r, wenn man denn welche finde, seien oft schwer unterzubri­ngen.

Die Betriebe selbst können aber auch viel dafür tun, um für Fachkräfte attraktive­r zu werden, sagt Frank. Da spielten zum einen Vergünstig­ungen und Vorteile wie die Mitbenutzu­ng des Hotelschwi­mmbads eine Rolle. Am wichtigste­n sei jedoch eine gute Arbeitsatm­osphäre und der Umgang mit den Menschen. Im Parkhotel Frank sei deshalb vor etwa zehn Jahren eine eigene Stelle geschaffen worden, die als Anlaufstel­le für Mitarbeite­r fungiert.

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Foto: Matthias Becker Würde gerne zehn Leute einstellen, findet sie aber nicht. „Der Fachkräfte­mangel ist bei fast jedem Kollegen ein Problem“, berichtet Robert Frank, Chef des Parkhotels Frank.

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