So klingt der Advent in Günzburg
Die Staatliche Musikschule verzeichnet bei ihrem Konzert im Forum eine Rekordbeteiligung – auf und vor der Bühne
Günzburg Aus voller Kehle und mit vorweihnachtlichem Drive verkündeten die Montessori-Kinder: „In Bethlehem da ist was los“. Im Günzburger Forum aber auch. „185 Akteure auf der Bühne und, zum ersten Mal in der Geschichte der jährlichen Adventskonzerte, der Zuschauerraum voll besetzt“, freute sich Musikschulleiter Jürgen Gleixner.
Beachtlich allein schon die Zahl der Früherziehungs- und Grundausbildungskinder, die als emsige Weihnachtswichtel natürlich zu Nussknackerklängen Einzug hielten und fast den Bühnenrahmen sprengten. „Eia peia Wiegenstroh“malten sie gleich mal mit dickem Pinsel eine sanglich optimierte Adventslandschaft um sich herum. Und leise hörte man in der Flötenbegleitung den „Wind säuseln“. Weihnachten, meinte Oberbürgermeister Gerhard Jauernig, sei keine Jahreszeit, sondern ein Gefühl, und dieses, so lautete das Ergebnis seiner Befragung nach Wünschen ans Christkind, seien – klar doch – Geschenke. Aber, Überraschung, auch „Liebe“. Nahezu einstimmig dann der Beschluss für Schnee an Weihnachten.
Sicher auch im Sinne des mit „Gloria in excelsis“eröffnenden Bläserensembles, und des jugendlichen Harfenquartetts. Das allerdings stimmte die Saiten ihrer Instrumente erst mal auf Engelsmusik und die kündete realitätsnah von „Nebel im November“. Zwanzig Jungmusikanten im Alter von neun bis zwölf Jahren ließen nicht schlecht staunen. Sind sie doch aus einem Wettbewerb als beste Schülerkapelle Schwabens hervorgegangen. Ihr Lehrer Lukas Weiß darf berechtigt stolz sein auf seine „Guntia“mit ihrem Siegbeitrag „Cantina Band“aus dem Film Star Wars. Nicht weniger Aufmerksamkeit war man einer 13-jährigen Klavierspielerin schuldig: Svenja-Mae Winter, die nicht nur auf 88 Tasten mit Beethoven klirrende Leichtigkeit und eine exzellente Balance aus Temperament und Feingefühl entwickeln kann, sondern sich auch noch selbst begleiten zu vokal rockig-popigem Hipnesskult.
Eine weitere Solistin, die 15-jährige Kathrin Rank, wartete mit einer Überraschung unbekümmert neuen Zeitgeistes auf: Hat sie sich doch der Tuba als Soloinstrument verschrieben und ließ es, mit brummbassigen Nikolaustönen, in liedhafter Leichtigkeit schwelgen. Rundum abgeklärt vorweihnachtlichen „Ihr-Kinderlein-kommet“-Zauber verbreitete ein Querflötenensemble; vier Violoncelli und zwei Harfen erzählten, in leiser Melancholie befangen, von „Bleak midwinter“; ein durchweg jugendliches Klarinetten/Saxofon-Ensemble wünschte, zusammen mit dem rotnasigen Rentier Rudolf, „Merry Christmas“und eine Schülerband aus Gesangsduo mit Gitarren- und Schlagzeugbegleitung rockte supercool und ultraheavy „Around the christmas tree“. Gewohnt gut austariert wandelte Jürgen Gleixner mit seiner Big Band, powerdurchflutet, durch alle Register schmissig swingender, lustvoll zur Schau gestellter Geläufigkeit, von „Let it snow“bis zum schneewalzertaktigen „Most wonderful time of the year“.
Den Schlusspunkt setzte, schon fast traditionsgemäß, Erich Broys Guntia Vox-Chor. Mit seinem dahinfließend verinnerlichten Gesangston, den süffigen Arrangements (fern aller Bachheiligsprechung) und einem Glaubensbekenntnis sinnlicher Erbauung im Windschatten von Weihnachten, durchmaßen sie alle vokalen Seelenregionen adventlicher Happiness. „Stern über Bethlehem“,“Glorious kingdom“, Joy to the world“.
So klingt er, der Advent. Das Finale, ein Schlussgesang gemeinsamer Saalfrohlockung, gebündelt im „Herbei, o ihr Gläubigen“.