Legoland-Chef geht zurück nach Dänemark
Martin Kring zieht beim Jahresdämmerschoppen der Stadt Bilanz. Warum er Günzburg verlassen wird – und wie er die abgelaufene Saison beurteilt
Martin Kring zieht beim Jahresdämmerschoppen der Stadt Bilanz für die Saison. Warum er Günzburg verlassen wird.
Günzburg Die Reaktion fiel deutlich aus: Großes Bedauern, aber auch großes Verständnis zeigten die Mitglieder des Günzburger Stadtrats und der Stadtverwaltung, als Legoland-Chef Martin Kring beim Jahresdämmerschoppen der Stadt ankündigte: „Spätestens im Mai werden wir nach Dänemark zurückkehren.“Nach fünf Jahren in Günzburg und insgesamt 29 Jahren bei Lego bricht damit für den Dänen und seine Familie im Frühjahr ein neues Kapitel an – und die Familie ist es auch, die der Grund für seine Entscheidung ist.
„Es gibt zu Hause in Dänemark Großeltern, die alt werden und Unterstützung brauchen. Da sind 1000 Kilometer einfach zu viel“, so Kring. Er gab freimütig zu, dass er auch mit einem weinenden Auge Legoland Deutschland Resort verlasse. In seinem Heimatland Dänemark wird er künftig für ein großes Wohnungsprojekt für Familien und Senioren zuständig sein – die Familienfreundlichkeit nimmt der Däne also quasi mit aus der Familien- und Kinderregion Landkreis Günzburg.
Ganz ohne weinendes Auge fiel dagegen Krings Jahresbilanz anlässlich des traditionellen Firmenbesuchs der Stadt Günzburg zum Jahresabschluss aus – diesmal in der 26,6 Millionen schweren größten Einzelinvestition Legolands, dem Pirateninselhotel des Feriendorfs. Nicht nur die zehn Jahre, in der die Übernachtungseinrichtung des Legolands inzwischen besteht, vor allem auch das vergangene Jahr waren sehr erfolgreich. „An einem guten Tag im Juli oder August übernachten hier mehr als 2500 Menschen“, sagte Kring. Das Pirateninselhotel habe in seinem ersten Jahr die erwartete Auslastung voll erreicht. Mit dem börsennotierten Mutterkonzern Merlin Entertainments im Rücken darf Legoland keine Besucherzahlen für den Freizeitpark herausgeben – Kring beschränkte sich deshalb auf ein schlichtes „Ja“, als es um die Frage nach erneutem Besucherzuwachs im Resort ging.
Zuwachs gab es auch bei den Mitarbeitern: Mittlerweile beschäftigt Legoland Günzburg 290 Festangestellte, darunter 26 Azubis. Dazu kommen bis zu 1400 Saisonkräfte – „im Sommer hatten wir allerdings mit mehr als 100 offenen Stellen zu arbeiten“, sprach Kring den Mangel an Arbeitskräften auch in diesem Bereich an. Mitarbeiter aus 54 Nationen sind mittlerweile für Legoland Deutschland tätig, für die Kollegen aus dem Ausland und aus weiter entfernten Standorten in Deutschland hat das Unternehmen
inzwischen nicht nur die ehemalige Jugendherberge in Günzburg und einen Gasthof angemietet, 134 Zimmer sind in den Mitarbeiterunterkünften entstanden. „Die nächste Phase ist bereits in Planung“, informierte Kring die Stadträte, auf dem Gelände des Feriendorfs möchte Legoland weitere Mitarbeiterwohnungen bauen.
Oberbürgermeister Gerhard Jauernig erinnerte an die Anfänge von Legoland in Günzburg vor 20 Jahren, als die Kleinstadt mit weniger
als 20 000 Einwohnern das Rennen um den neuen Legoland-Standort gegen Tokyo für sich entschied. „Es gab kritische Stimmen zu Beginn, die befürchtete, dass die Region nichts von der Einrichtung haben werde. Jetzt ist klar, dass Legoland der erhoffte Gewinn ist, nicht nur für unsere Stadt Günzburg.“
Auch Gerhard Jauernig drückte sein Bedauern über den bevorstehenden Weggang von Martin Kring aus. „Du bist einer der Manager, die es von Anfang an geschafft haben, in
die Gemeinschaft hier vorzudringen, der gezeigt hat: Ich bin gerne hier.“Kring zeichne ein hohes Maß an Menschlichkeit und sozialer Kompetenz aus.
Wenn er jetzt in den kommenden Monaten in Dänemark auf die Suche nach einem Haus für sich und seine Familie geht, wird er zumindest ein Stück Günzburg mitnehmen: OB Jauernig überreichte ihm ein Vogelhäuschen in den Stadtfarben, gefertigt in den Günzburger AlbertusMagnus-Werkstätten.