Wenn der Flieger zu spät kommt
Beschwerden erreichen einen Rekordwert
Berlin Die großen Probleme im Flugverkehr haben die Zahl der Beschwerden bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) nach oben schnellen lassen. „2018 erwarten wir rund 32 000 Schlichtungsanträge und damit doppelt so viele wie im Vorjahr“, sagte Geschäftsführer Heinz Klewe. Allein in den Monaten August, September und Oktober habe seine Einrichtung so viele Anträge erhalten wie im gesamten vergangenen Jahr. Die Schlichtungsstelle zählte im Jahr 2017 noch 15601 Fälle, davon betrafen bereits über 11000 Flugreisen. In diesem Jahr erreichten die Schlichtungsstelle bis zum 7. Dezember 30144 Anträge. Das ist ein neuer Rekord. Davon entfielen 87 Prozent auf Flugreisen und zehn Prozent auf Bahnfahrten. Der kleine Rest bezog sich auf Fernbusse und den öffentlichen Nahverkehr.
Verspätungen und Ausfälle bei Flügen und Zugreisen gehörten zu den Hauptgründen für die sprunghaft gestiegenen Beschwerden, sagte Klewe. Die Reisenden wüssten zunehmend um ihre Rechte und fordern sie ein. Außerdem steige der Bekanntheitsgrad der Schlichtungsstelle. Die Betroffenen schätzten es, dass sie mithilfe der Stelle die komplette Ausgleichszahlung oder Entschädigung ohne Abzüge oder andere Kosten erhielten.
Für die Probleme im Luftverkehr gab es viele Gründe. Die Fluggesellschaften nannten Engpässe bei den Flugsicherungen, Fluglotsenstreiks, lange Wartezeiten bei den Passagierkontrollen und Unwetter. Hinzu kamen die Folgen der Pleite der einst zweitgrößten Fluglinie Air Berlin im vorigen Jahr. Die Lufthansa-Tochter Eurowings sowie die Billig-Airline Easyjet übernahmen zwar die meisten Flugzeuge; deren Ummeldung und die Einbindung der Crews in die Flotten dauerten jedoch einige Monate.