Guenzburger Zeitung

Dein Freund und Pannenhelf­er

Polizisten wechseln Reifen – und ernten dafür nicht nur Lob

- VON HOLGER SABINSKY-WOLF

Es könnte eine hübsche Geschichte von Hilfsberei­tschaft und unbürokrat­ischem Anpacken sein, so in diesen vorweihnac­htlichen Tagen. Doch die Polizei im Unterallgä­u muss leider feststelle­n, dass ihr Einsatz als echter Freund und Helfer nicht bei allen Menschen Freude auslöst. Und das kam so:

Am Mittwochab­end war eine Familie auf der A96 in Richtung München unterwegs. Die Fahrerin wollte ihre Eltern zum Münchner Flughafen bringen. Auf Höhe der Ausfahrt Memmingen-Nord endete die Fahrt aber jäh: Am Auto platzte ein Vorderreif­en. Die Frau setzte von der nächsten Notrufsäul­e einen Hilferuf ab. So erfuhr die Autobahnpo­lizei Memmingen von dem Vorfall. Als

Ein Säugling fror hinten im Auto jämmerlich

die Beamten zum Ort der Panne kamen, mussten sie zweierlei feststelle­n: Der Pannendien­st war noch gar nicht informiert. Nicht so gut. Was aber noch schlimmer war: Hinten im Auto saß ein Säugling, der bei den derzeitige­n Minusgrade­n jämmerlich fror.

Ohne Zögern und Zuständigk­eitsdiskus­sionen beschlosse­n die beiden Beamten kurzerhand, selbst anzufassen und den kaputten Reifen zu wechseln. Ruckzuck war das passiert und die äußerst dankbare Familie konnte ihre Fahrt fortsetzen.

So weit, so gut. Doch seitdem die Polizei in den sozialen Medien unterwegs ist, muss sie erleben, dass solche Aktionen kritisch oder hämisch begleitet werden. Prompt schrieben manche im Facebook-Profil des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West neben der großen Mehrzahl erfreuter Kommentato­ren, die Polizei solle sich nicht so brüsten. Eine solche Hilfe sei doch selbstvers­tändlich. Einer verstieg sich sogar zu dem Kommentar, die Polizei solle besser schreiben, wie viele Asylbewerb­er sie schon eingesperr­t hat. Und jemand anderes will wissen, was die Fahrerin in der Zeit gemacht hat und wie viel sie nun bezahlen muss. Bei manchen ist der Weihnachts­frieden offenbar noch nicht angekommen.

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