Arme Bayern
Sozialatlas Arbeiterwohlfahrt schlägt Alarm
München Die Zahl der Obdachlosen muss aus Sicht des bayerischen Landesverbands der Arbeiterwohlfahrt (AWO) amtlich erfasst werden. Nur so könne von der Staatsregierung angekündigtes Geld auch richtig verteilt werden, forderte der Landesvorsitzende Thomas Beyer bei der Vorstellung des „Sozialatlas“.
Er verlangte zudem eine bessere finanzielle Unterstützung von Anlaufstellen im Freistaat, die sich um von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen sorgen. „Dieses Land muss endlich akzeptieren wollen, dass es Armut gibt“, sagte Beyer – dazu zähle auch die Obdachlosigkeit. Er kritisierte, dass in der jüngsten Regierungserklärung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Worte Armut und Sozialpolitik nicht vorgekommen seien.
Laut dem neuen „Sozialatlas“sind vor allem Alleinerziehende von Armut gefährdet. In den vergangenen Jahren sei das Risiko auf fast 37 Prozent gestiegen. Der Zuwachs sei in Bayern höher als auf Bundesebene. Als Maßnahme dagegen sprach sich Beyer für ein besseres Betreuungsangebot für Kinder aus. Mütter könnten teilweise keine Jobangebote annehmen, weil sie daheim auf ihre Kinder aufpassen müssten. Aber auch die Zahl der jungen Menschen, die von Armut gefährdet sind, sei erschreckend. Mehr als 250000 Kindern und Jugendlichen in Bayern drohe Armut, erklärte der AWO-Landesvorsitzende. Mit „armutsgefährdet“bezeichnen die Sozialbehörden ein Einkommen von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland.