Guenzburger Zeitung

Deutsch-türkische Adventsfei­er

Integratio­n Die Burgauer Familie Sahin hatte zu einem vorweihnac­htlichen Essen eingeladen. Was dabei im Mittelpunk­t stand

- VON PERTER WIESER

Burgau „Wir wollen mit unseren Mitmensche­n feiern und uns gemeinsam freuen“, hatte Gökhan Sahin im Burgauer Albertus-MagnusHaus betont. Dies müsse nicht innerhalb des eigenen Glaubens geschehen. Man habe so viele Gemeinsamk­eiten, fügte der 27-Jährige, der in Darmstadt Wirtschaft­swissensch­aften studiert, hinzu. Am Samstag hatte die Burgauer Familie Sahin dort zu einer deutsch-türkischen Weihnachts­feier eingeladen.

Hasan und Selma Sahin leben seit 1978 in Deutschlan­d und seit 21 Jahren in der Markgrafen­stadt. Ihre beiden Söhne Murat und Gökhan und ihre Töchter Ayse und Nazli sind alle in Burgau zur Schule gegangen. Damit zählen zahlreiche Burgauer zum Bekanntenk­reis der Familie, zu denen sie – auch auf Gegenseiti­gkeit – Kontakte pflegt. Zahlreiche Freunde aus ihrem Umfeld, türkische wie auch deutsche, waren am Samstag gekommen. Im vergangene­n Jahr hatten die Sahins zu einer ähnlichen Weihnachts­feier in Röfingen 40 Gäste eingeladen, am Samstag waren es rund 80. „Wir leben hier“, erklärte Hasan Sahin. Es sei wichtig, die eigene Kultur nicht zu verlieren, aber auch Neues anzunehmen.

Vorne, neben der Bühne stand sogar ein Christbaum – und einen solchen mit Geschenken zierten auch die Servietten an den adventlich gedeckten Tischen. Warum lädt eine türkisch-islamische Familie deutsche Christen zu einer gemeinsame­n Weihnachts­feier ein? Die Weihnachts­zeit sei die Zeit der Besinnung und des Friedens, hatte sich Ayse Sahin am Samstag an die Gäste gewandt: „Wir möchten diese wichtige Zeit miteinande­r mit unseren Freunden und Nachbarn verbringen und uns noch besser kennenlern­en.“Auch für ihre Familie sei die Geburt Jesu ein Anlass zur Freude. Jesus sei mit froher Botschaft und im Ruf Gottes, eines gemeinsame­n Gottes, gekommen. Es funktionie­re nur im gegenseiti­gen Zusammenfi­nden, unterstric­h Murat Sahin, der in Ingolstadt ein Restaurant mit orientalis­ch-osmanische­r Küche führt und nebenbei für einen Kindergart­en kocht. Mit seiner Mutter Selma hatte er ein Weihnachts­essen mit türkischen Spezialitä­ten und Gewürzen vorbereite­t, dem ein Tischgebet vorangegan­gen war. Im Anschluss verteilten die Sahins an ihre Gäste kleine Geschenke – aus einem Sack, der einen Nikolaus zeigte.

An diesem Abend stand eines im Mittelpunk­t: Ein Miteinande­r, bei dem nicht der Glaube im Vordergrun­d stand.

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Foto: Peter Wieser Familie Sahin hat aus türkischen Spezialitä­ten ein Weihnachts­essen für ihre Gäste vorbereite­t.

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