Guenzburger Zeitung

Die Eisbären beugen sich dem massiven Druck

Warum Burgau in der Aufstiegsr­unde nur zwei Ausländer einsetzt

- VON ULI ANHOFER

Burgau Eishockey-Landesligi­st ESV Burgau wird die seit Freitag laufende Aufstiegsr­unde zur Bayernliga mit lediglich zwei sogenannte­n „transferka­rtenpflich­tigen“Spielern bestreiten. Damit folgen die Burgauer den Durchführu­ngsbestimm­ungen des Bayerische­n Eissport-Verbandes (BEV). Beim ESV Burgau stehen derzeit insgesamt sechs EU-Ausländer im Kader. Paradox: Wäre Burgau in der Abstiegsru­nde gelandet, dürften sie allesamt aufs Eis.

Der Passus der Durchführu­ngsbestimm­ungen, der den Einsatz der transferka­rtenpflich­tigen Spieler regelt, geht auf eine Vereinbaru­ng der 14 Bayernligi­sten aus dem vergangene­n April zurück. Die Bayernliga­Teams einigten sich damals darauf, in ihrer Punktrunde maximal zwei Ausländer einzusetze­n. Die Landesliga-Teams, die nun den Sprung in die Verzahnung­srunde schafften, haben diese Vereinbaru­ng nicht mitgetrage­n. Sie sollen die Regelung jetzt aber akzeptiere­n.

Beim ESV sind derzeit Michal Horky, David Zachar (beide Tschechien), Boris Drozd, Vladimir Klinga, David Tomecko (alle Slowakei) und Stefano Coco (Italien) transferka­rtenpflich­tig. Die Verantwort­lichen des ESV Burgau wollten die Aufstiegsr­unde an sich auch mit allen ausländisc­hen Akteuren bestreiten. Bevor die Eisbären in die Aufstiegsr­unde starteten, fragte ESVChef Werner Gebauer beim Eishockey-Obmann des BEV, Frank Butz, nach, ob und welche Sanktionen verhängt würden, „wenn wir mit unseren EU-Bürgern spielen“. Der Verbandsfu­nktionär antwortete: „Meistersch­aftsspiele der Verzahnung­srunde Bayernliga/Landesliga, in denen mehr als zwei transferka­rtenpflich­tige Spieler eingesetzt werden, sind unabhängig vom Ausgang des Spieles gemäß den gültigen Durchführu­ngsbestimm­ungen generell zu werten.“Für Gebauer heißt das im Klartext, „dass die Spiele mit 0:5 Toren gegen uns gewertet werden, wenn wir mehr als zwei EU-Bürger einsetzen.“

Als feststand, dass der ESV Burgau den Sprung in die Aufstiegsr­unde schaffen würde, hatten sich die Vereinsobe­ren bei einem Fachanwalt für Sportrecht informiert. Der Jurist riet den Burgauern, ihre Spieler einzusetze­n und dann eventuelle Sanktionen abzuwarten.

Dass eine derartige Regelung in Zeiten eines zusammenwa­chsenden Europas Bestand hat, kann der ESV-Funktionär nicht verstehen. „Für mich ist das eine Diskrimini­erung von EU-Bürgern. Dabei ist Sport ein optimales Mittel zur Integratio­n von Ausländern, das dürfte unbestritt­en sein.“Vier der ausländisc­hen Spieler stehen immerhin schon seit drei beziehungs­weise vier Jahren in Burgauer Diensten. „Alle unsere ausländisc­hen Spieler wohnen hier, arbeiten bei Unternehme­n in der Umgebung und bezahlen in Deutschlan­d ihre Steuern“, erklärt Gebauer. Für ihn ist es unverständ­lich, dass die Spieler daran gehindert werden, ihrem Hobby nachzugehe­n. Die Akteure bringen sich außerdem in der Jugendarbe­it der Eisbären ein. „Die Jungs aus Tschechien und der Slowakei sind eishockey-technisch sehr gut ausgebilde­t und können unseren jungen Spielern sehr viel beibringen“, schildert Gebauer seine Eindrücke aus dem Training.

Am Donnerstag­abend erklärte Eishockey-Abteilungs­leiter Heinz Heinrich seiner Mannschaft, dass der BEV den Eisbären eventuelle Siege am grünen Tisch aberkennen könnte, falls gegen die Durchführu­ngsbestimm­ungen verstoßen wird. „Die Mannschaft hat sich dann dafür ausgesproc­hen, nur mit zwei transferka­rtenpflich­tigen Spielern anzutreten“, erklärt Heinrich. In Pegnitz besetzen David Zachar und Vladimir Klinga die Ausländerp­lätze. Wer anschließe­nd die beiden Kontingent­plätze im Heimspiel gegen Moosburg einnehmen wird, steht noch nicht fest. „Spieler, die in der Landesliga den ersten Platz erreicht haben, werden jetzt um die Aufstiegss­piele betrogen. Die Jungs verstehen das nicht“, beschreibt Gebauer die Stimmung. Heinrich wird drastische­r: „Es ist konfus, was der BEV beschließt. Diese Regelung hat die Mannschaft auseinande­rgerissen und die tolle Stimmung innerhalb von Minuten zunichtege­macht.“

ONächstes Spiel Am Sonntag ab 18 Uhr treten die Eisbären auf eigenem Eis gegen den EV Moosburg an.

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