Die „Hurricanes“wollen wieder wirbeln dürfen
Burgau Sportlich flitzt der Eishockey-Landesligist ESV Burgau bisher überaus erfolgreich durch die Saison. Als Meister ihrer Gruppe spielen die Eisbären derzeit um den Aufstieg in die Bayernliga – ein beeindruckendes Comeback für ein Team, das ein Jahr zuvor noch gegen den Abstieg gekämpft hatte.
Doch alle Glanzlichter vermögen die düsteren Schatten nicht zu vertreiben, die über dem Eis schweben. Viele Sportfreunde fragen sich zum Beispiel, warum trotz hoher Besucherzahlen keine Stimmung in der schmucken Eisarena aufkommen mag. Aus Sicht der Mannschaft sei das sehr schade, sagt Stürmer Ronny Zientek, der kopfschüttelnd zusammenfasst: „Wir haben leider die Situation, dass wir auswärts Heimspiele und daheim Auswärtsspiele haben, was die Stimmung angeht.“Dazu sorgt ein Stadionverbot für die Burgauer Ultra-Gruppierung „Hurricanes“für Unruhe.
Es gibt also Gesprächsbedarf. Anlass für unsere Zeitung, die handelnden Personen an unseren Konferenztisch zu bitten. Unserer Einladung folgten für die Stadt Burgau Bürgermeister Konrad Barm, für die örtliche Polizei Inspektionsleiter Stefan Eska und der szenekundige Beamte Christian Orban, für die „Hurricanes“Mitbegründer Henry Burkert und Neu-Mitglied Alexander Wirth sowie für den Verein Ronny Zientek (Mitglied des Mannschaftsrates) und Christian Leitner (Zweiter Vorsitzender).
Nicht einmal die Ultra-Gruppierung „Hurricanes“selbst bestreitet, dass einige ihrer etwa 40 Mitglieder in der Vergangenheit „Mist gebaut“haben. Die Liste der Vorwürfe, die Eska und Barm äußern, umfasst vergleichsweise harmlose Vorfälle, aber auch Straftaten. Aufgrund ihrer gesammelten Erkenntnisse sind Polizei und Stadt gemeinsam zu einer Entscheidung gekommen, die Eska so zusammenfasst: „Es gibt in Burgau ein Stadionverbot für die Fangruppierung Hurricanes. Und es gibt konkrete Stadionverbote für vier Mitglieder der Hurricanes.“
Mit anderen Worten bedeutet das dreierlei: Das Stadionverbot gilt nur für die Spielstätte in Burgau. Konkret von einem „Hurricanes“-Stadionverbot betroffen sind lediglich vier Personen. Und, das Wort „Fangruppierung’“deutet es an: Alle weiteren Mitglieder der „Hurricanes“sind nur in sofern vom Platzverbot betroffen, als sie durch ihre Kleidung oder ihr Verhalten deutlich als Block erkennbar sind. Eska erklärt ausdrücklich, niemand erhebe Einwände, wenn „Hurricanes“-Mitglieder einzeln und in Alltagskleidung oder, besser noch, in Vereinsfarben in die Halle kämen.
Das alles entlarvt den Satz der Ultras, „die Hurricanes haben ein Stadionverbot in Burgau“, als Mythos. Ob diese Erkenntnis alle Fans hatten, die sich vor ein paar Wochen an der von der Mannschaft unterstützten Unterschriftenaktion der „Hurricanes“beteiligt haben, bei der es um eine Aufhebung des vermeintlichen Stadionverbots für die Gruppierung ging, darf bezweifelt werden. Tatsache ist aber auch, dass im nachfolgenden Heimspiel gegen Neu-Ulm, das Mitglieder der Ultras aufgrund der überwältigend positiven Resonanz auf die Unterschriftenaktion ausnahmsweise besuchen durften, Feuer in der Arena war.
Beim Gedankenaustausch tritt das aus der Stadiondiskussion im Profifußball bekannte Ultra-Dilemma zutage. Verkürzt formuliert sagt es aus, dass ausgerechnet diejenigen, die mangelnde Stimmung in den Stadien beklagen, sich über das Verhalten oder das äußere Erscheinungsbild derjenigen beklagen, die für Stimmung sorgen. Ultra-Gruppierungen fühlen sich deshalb häufig angegriffen oder ausgegrenzt.
Das kreiert Kommunikationshürden. Während Barm sagt, er „verstehe nicht ganz, was Stimmung mit Kleidung zu tun hat“, definieren sich Ultra-Gruppierungen unter an- derem durch ihr uniformartiges Auftreten. Die „Hurricanes“bevorzugten früher schwarz, besitzen jetzt rote Jacken. Als der Verein anbot, die Ultras mit Eisbären-Trikots auszustatten, lehnten sie dankend ab – für Eska ein klares Indiz dafür, „dass sie das Spiel nur als Plattform für anderes benutzen wollen“. Aus Wirths Perspektive dagegen „macht es keinen Unterschied, welche Klamotten man anhat, wenn man wirklich auf Stunk aus wäre. Warum