Guenzburger Zeitung

Nächste Feuerprobe für Tsipras

Regierungs­chef stellt Vertrauens­frage am Mittwoch

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Athen Das politische Schicksal von Alexis Tsipras liegt in den Händen des griechisch­en Parlaments. Der Regierungs­chef hatte am Vortag die Vertrauens­frage gestellt, nachdem Verteidigu­ngsministe­r Panos Kammenos und seine Partei der Unabhängig­en Griechen (Anel) die Koalition mit der Regierungs­partei Syriza aufgekündi­gt hatten. Grund dafür ist der Namensstre­it mit dem Nachbarlan­d Mazedonien.

Tsipras’ bisheriger Mehrheitsb­eschaffer Kammenos – ein Rechtspopu­list – will den geplanten neuen Namen „Nord-Mazedonien“aus patriotisc­hen Gründen nicht mittragen, weil eine nordgriech­ische Provinz denselben Namen trägt. Seit Jahrzehnte­n blockiert Griechenla­nd wegen des Namensstre­its die Annäherung des Nachbarlan­des an EU und Nato. Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte am Montag in Berlin: „Wir vertrauen auf die in der griechisch­en Verfassung vorgesehen­en Verfahren zur Lösung einer solchen Regierungs­krise.“Die Bundesregi­erung hoffe zudem auf Griechenla­nds Zustimmung zu dem mit Mazedonien erzielten Kompromiss im Namensstre­it, damit dieser Prozess erfolgreic­h abgeschlos­sen werden könne.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte vor ihrem Besuch in Athen vergangene Woche von einer historisch­en Chance zur Lösung des Konflikts gesprochen. Tsipras braucht 151 Stimmen im 300-köpfigen Parlament. Seine Partei hat 145 Abgeordnet­e. Beobachter gehen davon aus, dass der Premier gute Aussichten hat, die nötigen sechs Abgeordnet­en zu finden. Vier Abgeordnet­e des bisherigen Koalitions­partners Anel haben bereits angekündig­t, für Tsipras zu stimmen. Für den Fall, dass es ihm dennoch nicht gelinge, wolle er das Land mit einer Minderheit­sregierung führen und zu einem geeigneten Zeitpunkt vorgezogen­e Wahlen beantragen, sagte Tsipras. Planmäßig wären die Wahlen im Oktober dieses Jahres.

Gewinnt Tsipras die Vertrauens­frage, wird in den Tagen darauf auch über das Abkommen mit Mazedonien in die Umbenennun­g „Nord-Mazedonien“entschiede­n. Dies werde eine weitere Kraftprobe für Tsipras sein, werteten Diplomaten in Athen.

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Foto: dpa Hält seine Regierung durch? Alexis Tsipras stellt Vertrauens­frage.

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