Guenzburger Zeitung

Glückwunsc­h, Vadder Thiel!

Im Münster-„Tatort“hat Claus Dieter Clausnitze­r die Rolle seines Lebens. Es ist nicht die einzige

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Für Millionen „Tatort“-Zuschauer ist er schlicht der „Vadder“des Münsterane­r Kriminalha­uptkommiss­ars Thiel. Ein skurriler Typ, Taxi fahrender und kiffender Alt-68er. Umso irritieren­der ist es, wenn man sich mal durchs Programm zappt und „Vaddern“dann in der ARD-Telenovela „Rote Rosen“entdeckt. In der spielt er, also Claus Dieter Clausnitze­r, den Hannes Lüder, einen an Arthrose leidenden Antiquität­enspeziali­sten.

Clausnitze­r hat etwas, das für einen Schauspiel­er ein Wert an sich ist – einen hohen Wiedererke­nnungswert nämlich. Zugleich lässt er sich nicht in Schubladen stecken; nicht in eine, auf der „Vadder Thiel“steht, nicht in eine auf der „Rote-RosenLüder“steht. Und auch nicht in eine, auf der „Der Lottogewin­ner“steht – jener 1976 erstmals ausgestrah­lte legendäre Loriot-Sketch, in dem Clausnitze­r den Regisseur gab, den ein gewisser Erwin Lindemann in den Wahnsinn trieb: „Im ganzen Satz ... Ich ... heiße ... Erwin ... Lindemann ... – Bitte, Herr Lindemann...genau wie eben...und ganz entspannt ...“.

Clausnitze­r, der an diesem Dienstag 80 wird, ist es gelungen, vielseitig zu bleiben. Der gebürtige Saarbrücke­r, Vater von zwei Töchtern, war in „Der Sandmann“ebenso zu sehen wie in „Das Wunder von Lengede“. Und regelmäßig auf der Bühne. Bis 2010 war er am Schauspiel­haus Dortmund festes EnsembleMi­tglied. Im Alter von 35 Jahren hatte er an dem Theater begonnen, das ihn 2007 als „Kammerscha­uspieler“ehrte. Theater ist sein Leben, kann man also über Clausnitze­r schreiben, der an der Münchner Ludwig-Maximilian­s-Uni Theaterwis­senschafte­n und Germanisti­k studierte, an der Neuen Münchner Schauspiel­schule lernte. Man muss ergänzen: Auch Fußball ist sein Leben, Borussia Dortmund. Zudem: Indonesien. Wo er mit seiner Frau sei, wann immer es gehe, sagte er 2016 in einem Interview. Seine Frau arbeitete dort als Fotografin.

In dem Interview beantworte­te Clausnitze­r auch die Frage, ob er im „Tatort“seine Joints beim Dreh selbst drehe: „Nein, die werden von der Requisite gedreht, die machen das ganz schön, das sieht immer gut aus. Meistens brauche ich so fünf oder sechs Stück – aber da ist natürlich nichts drin, also zumindest kein Hasch. Trotzdem: hervorrage­nde Arbeit.“

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Foto: dpa Claus Dieter Clausnitze­r ist vielseitig­er als mancher denken könnte.

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