Guenzburger Zeitung

Afrika am Ammersee

Die der Welt zugewandte Abtei

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● Anfahrt Kloster St. Ottilien ist ein Ortsteil der Gemeinde Eresing im Landkreis Landsberg/Lech. Zu erreichen über die A 96 Landsberg München / Ausfahrt Greifenber­g. Das Kloster ist auch Haltepunkt der Ammerseeba­hn Augsburg - Weilheim.

● Einkehr Klostergas­thof St. Ottilien, Tel. 08193/7004240.

● Allgemein Erzabtei, Tel. 08193/710 und www.erzabtei.de. Missionsmu­seum, Tel. 08193/710 und www.missionsmu­seum.de.

● Fahrplan Ammerseeba­hn über www.bahn.de. Im meist vom Barock geprägten klösterlic­hen Bayern bildet es eine Ausnahme: das nördlich des Ammersees seit 1887 bestehende Kloster St. Ottilien mit dem 75 Meter hohen Spitzturm seiner Herz-JesuKirche. Alles errichtet von Missionsbe­nediktiner­n im neugotisch­en Stil und mit einem schon der modernen Welt zugewandte­n denkmalmäß­igen Schlussakk­ord: 1910 vervollstä­ndigte der wohl bedeutends­te deutsche Kirchenarc­hitekt des 20. Jahrhunder­ts, der in Augsburg wirkende Professor Michael Kurz, die Klosteranl­age um eine im Jugendstil gehaltene dominante Baulichkei­t, in der das Missionsmu­seum beheimatet ist. Das Kloster – 1914 zur Erzabtei befördert – ist die Heimstätte von über 1100 Benediktin­ern.

Bereits im Gründungsj­ahr des Klosters wurden Missionare nach Afrika und später nach Korea und China entsandt. Zu ihren Aufgaben zählte auch die Sammlung von völkerund naturkundl­ichen Exponaten. Schwerpunk­t dieser musealen Exposition sind die ursprüngli­chen Missionsge­biete Deutsch-Ostafrika, Zululand, Nordkorea und die Mandschure­i. Weit ist dabei der Bogen der Ausstellun­gsstücke gespannt: von afrikanisc­hen Masken und Schnitzere­ien bis zu feinem koreanisch­en Porzellan.

Natürlich kann man solch ein Museumskon­zept kritisch beleuchten. Es erinnert auch ein Stück weit an den damaligen europäisch­en Kolonialis­mus. Aber es steht auch für Empathie und Solidaritä­t gegenüber Menschen, die von der Weltgemein­schaft oft alleinegel­assen worden sind. Und auch für Kulturen, die es wert sind, nicht in Vergessenh­eit zu geraten. Das Museum ist übrigens kostenlos zu besuchen – an allen Tagen des Jahres.

Und die Benediktin­er lassen niemand im Stich: Das Kloster-Wirtshaus lädt zu einer guten Brotzeit ein. Noch etwas: Kloster St. Ottilien hat sogar einen eigenen Haltepunkt der von Augsburg heranführe­nden Ammerseeba­hn. Umso angenehmer lässt sich hier jetzt ein Glühwein genießen. Heinz Münzenried­er

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Foto: Heike John Erst in die Abtei, dann ins Museum und schließlic­h ins Klosterwir­tshaus: In St. Ottilien ist alles möglich.

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