Guenzburger Zeitung

Sie sehen gute Aussichten für die Region Warum Verantwort­liche der Agentur für Arbeit die Lage im Kreis günstig beurteilen – und wo Risiken stecken

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Landkreis Die Automobilb­ranche und damit die Zulieferer steuern auf Probleme zu, die Aussichten für die wirtschaft­liche Lage in Deutschlan­d trüben sich ein: Die Vorzeichen für die Entwicklun­g des Arbeitsmar­ktes, der sich zuletzt von Rekord zu Rekord gehangelt hatte, sind nicht mehr so gut wie noch vor wenigen Monaten. Der operative Geschäftsf­ührer der auch für den Landkreis Günzburg zuständige­n Agentur für Arbeit Donauwörth, Werner Möritz, sieht trotzdem für die Region noch keine Anzeichen für eine Konjunktur­abkühlung. Vielmehr werde sich eine Normalisie­rung einstellen, auch was den Arbeitsmar­kt angeht.

Der Agenturbez­irk, zu dem die Landkreise Dillingen, Donau-Ries, Günzburg und Neu-Ulm gehören, habe für fast ein Dreivierte­ljahr die niedrigste Arbeitslos­enzahl in ganz Deutschlan­d aufgewiese­n. Und auch für die Zukunft sieht Möritz gute Perspektiv­en, da die Region im Gegensatz etwa zur Stadt Augsburg in „der glückliche­n Lage ist“, bei den Unternehme­n breit gefächert zu sein. Es gibt hier eben nicht ein paar große Firmen, die das Gros der Arbeitsplä­tze stellen – und wodurch bei Problemen dann direkt ein großer Teil an Beschäftig­ten den Job verliert. Die Struktur ist viel differenzi­erter. Aber die Arbeitgebe­r auch in der Region müssten aufpassen, bei der Digitalisi­erung nicht den Anschluss zu verpassen.

Zwar gibt es mit dem noch recht neuen Qualifizie­rungschanc­engesetz neue Möglichkei­ten, Beschäftig­te auf die Zukunft vorzuberei­ten – wenn auch nicht jeden in gleichem Maße wegen der unterschie­dlichen persönlich­en Voraussetz­ungen. Doch die Vollbeschä­ftigung stehe dem entgegen: Wegen der guten Auftragsla­ge werde jeder für die tägliche Arbeit benötigt, die Resonanz auf die neuen Möglichkei­ten sei derzeit noch gering. Dabei unterschät­zten viele die Gefahr, „links überholt“und damit abgehängt zu werden. Die Dynamik des digitalen Wandels sei nun einmal viel größer als die früherer Entwicklun­gen. Wer jetzt nicht an die Zukunft denke, laufe Gefahr, dass der Betrieb „ganz schnell weg ist“, sagt Möritz beim Gespräch mit unserer Zeitung und warnt ausdrückli­ch davor.

Problemati­sch ist es derzeit nach wie vor für die Unternehme­n, Personal zu finden. Dass die Arbeitslos­enzahl im Landkreis im vergangene­n Jahr bei durchschni­ttlich 1352 Menschen beziehungs­weise 1,9 Prozent lag, macht sich stark bemerkbar – und dass sie nach Angaben der Agentur innerhalb von zehn Jahren um 49 Prozent gesunken ist. Bei den Langzeitar­beitslosen waren es immerhin 23 Prozent.

Die Entwicklun­g führte übrigens nicht dazu, dass das Personal in der Geschäftss­telle Günzburg verringert worden sei – im Gegenteil. Wie der neue Standortle­iter Axel Schimanski sagt, sind hier in allen Bereichen gut 40 Mitarbeite­r tätig. Denn die hohe Dynamik des Arbeitsmar­ktes mache wiederum mehr Arbeit als eine hohe, aber statische Zahl von Joblosen. Es gehe darum, individuel­ler auf die Bedürfniss­e sowohl der Kunden als auch der Unternehme­n einzugehen. Es reiche schließlic­h nicht, mit dem Computer nach jemandem zu suchen, um eine Stelle zu besetzen. Denn es gebe, wie Möritz sagt, angesichts des „abgegraste­n“Marktes nicht mehr die eine passende Person für einen Job.

Viele konnten von der Entwicklun­g des Arbeitsmar­ktes profitiere­n, inzwischen auch Schwerbehi­nderte und Ausländer, sagt auch Pressespre­cherin Inge Großkopf. Die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtigen Arbeitsplä­tze habe sich ebenfalls gut entwickelt. Dass es trotzdem nach wie vor Menschen gibt, die nicht mit ihrem einen Job über die Runden kommen – vor allem im Bereich der Alleinerzi­ehenden mit Teilzeitst­ellen und in Großfamili­en mit einem Alleinverd­iener –, liege vor allem an den stark gestiegene­n Lebenshalt­ungskosten. Der Wohnungsma­rkt habe sich zum Problem entwickelt.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Das Foto zeigt (von links) Axel Schimanski (Geschäftss­tellenleit­er Günzburg), Inge Großkopf (Pressespre­cherin) und Werner Möritz (operativer Geschäftsf­ührer Agentur für Arbeit Donauwörth).
Foto: Bernhard Weizenegge­r Das Foto zeigt (von links) Axel Schimanski (Geschäftss­tellenleit­er Günzburg), Inge Großkopf (Pressespre­cherin) und Werner Möritz (operativer Geschäftsf­ührer Agentur für Arbeit Donauwörth).

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