Hamstern auf Britisch
Die Insel legt Vorräte an. Warum wir das dringend auch tun sollten
Das Wort Hamsterkäufe gibt es auf Englisch nicht. Aber das ungute Gefühl, es sei an der Zeit, Vorräte anzulegen, ist gerade very british. Weil: Wenn diese Brexit-Sache so weitergeht, könnte es auf der Insel der Unglücksseligen bald aussehen wie in der DDR. Leere Regale, keine italienische Salami, von spanischen Orangen ganz zu schweigen. Sie halten das für Panikmache, wo doch die Engländer aus unerfindlichen Gründen ohnehin so gerne in der Schlange stehen? Von wegen! Eine Firma aus Leeds verkauft seit kurzem „Brexit Boxes“mit allem, was man so braucht, wenn man auf einer einsamen Insel lebt. Tiefkühlkost, Wasserfilter und so. Kostet stolze 295 Pfund, sichert aber das blanke Überleben. Einen Monat lang zumindest. Das Geschäft boomt. Mehr als 600 Kisten sind schon weg. Und jedes Mal, wenn die hilflose Premierministerin mal wieder irgendwo irgendwie irgendein Misstrauensvotum verliert, leuchten bei den Anbietern die PfundZeichen in den Augen.
Wussten Sie übrigens, dass der Hamster auch auf Englisch Hamster heißt? Verrückt. Nun ja, wir schweifen ab. Jedenfalls denkt jeder sechste Brite laut einer Studie darüber nach, dem Beispiel des vorausschauenden Nagers zu folgen und die Backentaschen für schlechte Zeiten zu füllen. Nur was ist eigentlich mit uns – sollten nicht auch wir dringend vorsorgen, ehe Großbritannien über Nacht zum Nicht-EU-Ausland wird? Uns fällt jedenfalls eine Menge ein, was unbedingt reingehört in eine anständige „Die-Briten-habenkeine-Lust-mehr-auf-uns-Box“. Diese Kekse, die es immer zum Tee gibt. Und schottischer Whisky, klar. Tweed-Klamotten und bittere Orangenmarmelade. Worcestersauce. Und Weingummi! Ganz wichtig! Oh my God – wir müssen jetzt Schluss machen. Und hamstern gehen.