Guenzburger Zeitung

Leidenscha­ftlicher Appell für ein geeintes Europa

Die SPD-Spitzenkan­didatin Maria Noichl spricht im Forum am Hofgarten

- VON WALTER KAISER

Günzburg Es war ein leidenscha­ftlicher Appell. Gut eine Stunde erläuterte Maria Noichl, die bayerische Spitzenkan­didatin der SPD bei der Europawahl im Mai, ihre Vorstellun­gen von einem noch besseren Europa – sozialer und solidarisc­her, gerechter und in vielfacher Hinsicht zukunftsor­ientierter. Etwa beim Natur- und Umweltschu­tz, der gleichbede­utend mit einer anderen Landwirtsc­haftspolit­ik sei. Vor allem gelte es, rechten und extremen Parteien Einhalt zu gebieten. Das alles sei mit einem Kreuzchen auf dem Stimmzette­l für die SPD möglich. In mancherlei Weise müsse die SPD aber noch eine klarere Kante zeigen, betonte die Politikeri­n aus Rosenheim bei einem gut besuchten Europafrüh­stück des SPD-Kreisverba­ndes am gestrigen Sonntag im Forum am Hofgarten.

Die Nachwuchso­rganisatio­nen europäisch­en Sozialdemo­kraten hatten unlängst bei einem Kongress in Lissabon sechs Forderunge­n formuliert. Sie waren auch der Leitfaden für Maria Noichls Rede: Schutz des Planeten, mehr Geld für Bildung, Überwindun­g der sozialen Spaltung, Zähmung des ungebremst­en Kapitalism­us, mehr Integratio­n innerhalb Europas und das Sterben im Mittelmeer muss aufhören.

Das „Wir zuerst“, formuliert auch von der AfD, sei kein zukunftsfä­higes Modell für Europa, erklärte der SPD-Kreisvorsi­tzende Achim Fißl bei der Begrüßung der Besucher. Nationalis­ten und Rechtsextr­emisten dürfe nicht das Feld überlassen werden. Bei der Europawahl müsse vor allem ihnen eine Absage erteilt werden, betonte Fißl.

Maria Noichl wies zudem auf die vielfältig­en Unterschie­de der SPD zu konservati­ven Parteien hin. Die sozialdemo­kratische Fraktion im Europaparl­ament, und damit die SPD, wolle die „perversen Auswüchse“des globalen Großkapita­ls regulieren, Großbanken an die Kette legen oder der zunehmende­n Monopolisi­erung in der Agrarindus­trie einen Riegel vorschiebe­n. Maria Noichl: „Das hat nichts mit Wirtschaft­sfeindlich­keit zu tun“. Vielmehr gehe es darum, die Rechte der Normalbürg­er gegen Schnorrer und Zocker zu verteidige­n sowie weiteres Sozialdump­ing in Deutschlan­d und in der EU zu verhindern. „Die Politik muss der Schiedsric­hter sein, nach welchen Regeln gehandelt wird.“Insgesamt müsse es in Europa und der Welt fairer zugehen.

Maria Noichl warb für das noch bis 13. Februar laufende Volksbegeh­ren zum Schutz der Artenvielf­alt. Das sei keine Anklage gegen die Bauern. Sie müssten stattdesse­n stärker gefördert werden, wenn sie sich für den Schutz von Böden und Wasser sowie für gesunde Lebensder mittel einsetzen. Ihr Fazit: „Wir brauchen eine Kehrtwende.“Und: „Die SPD muss hier noch klarere Wort finden.“Umwelt- und Agrarpolit­ik seien eine Seite derselben Medaille.

Europa sei nicht nur eine Abrüstungs­und Friedensin­itiative, sondern auch eine Schutzzone für Menschenre­chte – von Mann und Frau, aber auch von jenen, die ihr Leben für eine bessere Zukunft riskieren. In Libyen würden Menschen als Sklaven verkauft, derweil die Retter auf See als angebliche Fluchthelf­er kriminalis­iert würden. Das sei ein unhaltbare­r Zustand.

Maria Noichl wartete abschließe­nd mit einem schönen Detail auf. Seit 20 Jahren gibt es das ErasmusPro­gramm zum innereurop­äischen Austausch von Studenten und neuerdings auch von Azubis. Inzwischen gibt es etwa eine Million Erasmus-Babys. Auch das sei das gelebte Europa.

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Foto: Kaiser Für ein geeintes und soziales Europa warb Maria Noichl, die Spitzenkan­didatin der bayerische­n SPD, beim Europafrüh­stück des SPD-Kreisverba­ndes im Forum am Hofgarten.

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