Zukunftsvision oder ein Albtraum? So läuft es bei den Becken
Bahn Politiker und Wirtschaft werben für eine neue Trasse entlang der A 8 als Alternative zum Ausbau der bestehenden Strecke in Richtung Ulm. Warum der Widerstand dagegen aber groß ist
Landkreis Das Bild oben ist Fiktion. Eine Fotomontage, die im Westen von Augsburg ganz reelle Ängste aufwirft. Pläne, zwischen Augsburg und Ulm eine Bahn-Schnellstrecke entlang der Autobahn zu planieren, sind im Augsburger Land von jeher auf erbitterten Widerstand gestoßen und schienen längst beerdigt. Doch wenige Wochen, bevor die Bahn offiziell in Augsburg den Eintritt in die Planungen für den Ausbau verkünden wird, haben sie wieder Konjunktur. Die Augsburger CSU-Abgeordneten in Bund und Land – Volker Ullrich, Johannes Hintersberger und Andreas Jäckel – trafen sich kürzlich mit dem neuen Landesverkehrsminister Hans Reichhart (CSU). Bei Brezen und belegten Semmeln wollten sie in der Augsburger CSU-Geschäftsstelle dem aus Jettingen-Scheppach stammenden Minister wohl auch eine mögliche Schnellstrecke schmackhaft machen. Dieser gilt als Anhänger eines Ausbaus der bestehenden Trasse.
Wie das Gespräch lief, davon drang nichts nach außen. Die Augsburger Politiker hätten dabei aber noch einmal deutlich gemacht, dass man aus Sicht der Stadt für den Ausbau der Bahnstrecke nicht jetzt schon bestimmte Varianten ausschließen dürfe, sagte der Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich. Entscheidend seien aus seiner Sicht „eine deutliche Verbesserung der Fahrtzeit, eine Erhöhung der Streckenkapazität und die Umsetzbarkeit“. Ähnlich argumentiert Peter Saalfrank, Geschäftsführer der Industrieund Handelskammer (IHK) in Schwaben: „Es ist der richtige Ansatz, ergebnisoffen in die Diskussion zu gehen und sämtliche
Varianten offen zu diskutieren.“Unterstützung erhalten sie dabei von der Augsburger Grünen-Bundestagsabgeordneten Claudia Roth. Sie sagt: „Ziel für die Region Schwaben muss die Einbindung in den Deutschland-Takt sein, um das Beste für die Bahnkunden zu erreichen.“Dieser Deutschland-Takt sieht zwischen Augsburg und Ulm eine Fahrtzeit von 30 Minuten vor. Roth: „Der reine Ausbau der Bestandsstrecke wird aber eventuell nicht reichen.“Es gehe letztlich darum, den Deutschland-Takt umzusetzen, der Millionen von Fahrgästen Vorteile beschere.
Sätze wie dieser bringen den Abgeordnetenkollegen Hansjörg Durz (CSU) aus Neusäß auf die Palme. Er ärgert sich darüber, dass wieder „Fantasien über eine SchnellbahnStrecke“in die Welt gesetzt werden. Solange dieses Thema „rumgeistert“, werde gar nichts passieren. Durz hält an der im Bundesverkehrswegeplan festgeschriebenen
Lösung fest: ein Ausbau der bestehenden Strecke zwischen Augsburg und Dinkelscherben mit einem dritten Gleis. Für den folgenden Abschnitt bis Ulm gebe es mehrere Varianten, die noch diskutiert werden.
Die Gegner einer neuen Trasse halten diese für ein unrealistisches Megaprojekt, bei dem noch nicht mal ansatzweise die Trasse feststeht und das – wenn überhaupt – erst in einigen Jahrzehnten zu verwirklichen ist. Geschlossen hatten die Bürgermeister betroffener Kommunen schon vor Jahren dagegen protestiert – daran erinnert der Neusässer Rathauschef Richard Greiner. Er hält die neu aufgeflammte Diskussion für „hochgradig kontraproduktiv“. Die Gemeinden hätten deutlich gemacht, warum das dritte Gleis so wichtig ist: Nicht nur wegen der dringend nötigen Gleiskapazitäten für Fern- und Nahverkehr, sondern auch im Hinblick auf Lärmschutz oder Erneuerung der Bahnhöfe. Befürchtung der Anrainer: Springen
Bahn und Bund auf den Zug „Neubautrasse“auf, landen die Verbesserungen an der bestehenden Strecke auf dem Abstellgleis.
Winfried Karg vom Fahrgastverband Pro Bahn Schwaben betont: „Wir brauchen eine schnelle Einigung über die Parteigrenzen hinweg.“Wenn die Region nicht mit einer Stimme spreche, passiere gar nichts. Welche Lösung nun besser sei, könne er nicht beurteilen.
Noch in diesem Monat, am 28. Februar, wird die Bahn bei einem Termin in der Regierung von Schwaben den Auftakt für das Projekt „Augsburg–Ulm“geben. Eine detaillierte Planung werde da noch nicht vorgestellt, betont Durz. Es soll ein Beirat gebildet werden, der das Projekt begleitet. Darin werden Ansprechpartner der Region sitzen. Durz würde da „definitiv“gerne mitreden und weiß die Politik im Augsburger Land hinter sich: „Alle Bürgermeister und der Landrat sind gegen die Neubaustrecke.“ Landkreis Im Landkreis Unterallgäu sollen unter Bauleitung beziehungsweise Koordinierung durch das Wasserwirtschaftsamt Kempten fünf große Hochwasserrückhaltebecken, acht Projekte im Bereich von Ortschaften sowie ökologische Ausgleichsmaßnahmen gebaut werden. Das Kernstück dieses Projektes bilden die Hochwasserrückhaltebecken, in denen rund 8,15 Mio. Kubikmeter Hochwasser zurückgehalten werden können. Zahlreiche Gemeinden im Landkreis Günzburg haben sich in solidarischer Weise an den Kosten des Projekts beteiligt, denn alle Unterlieger an der Günz profitieren von der Hochwasserrückhaltung. In Deisenhausen ist bereits 2017 ein örtlicher Hochwasserschutz fertiggestellt worden.
Die Planung und Durchführung der Baumaßnahmen ist, wie das Wasserwirtschaftsamt Kempten dem Landratsamt Günzburg aktuell mitteilte, wie folgt geplant: Hochwasserrückhaltebecken Eldern: Baubeginn war im Sommer 2018, die Fertigstellung ist geplant im Frühjahr 2020; Becken Engetried: Planungsbeginn war im Sommer 2018, die Planfeststellung soll im Laufe dieses Jahres beantragt werden, voraussichtlicher Baubeginn ist im Jahr 2021; Becken Frechenrieden: Planungsbeginn war im Januar 2019, die Planfeststellung soll zum Jahresende beantragt werden, voraussichtlicher Baubeginn ist Ende 2021/Anfang 2022; Becken Sontheim: Planungsbeginn ist frühestens im Jahr 2021; Becken Westerheim: Planungsbeginn ist frühestens im Jahr 2022; innerörtlicher Hochwasserschutz für Babenhausen: Ist momentan in der Planung; aktuell befinden sich auch zwei ökologische Ausbaumaßnahmen bei Inneberg und Lauben in der Planung.
Landrat Hubert Hafner hatte das landkreisübergreifende „Günztalprojekt“energisch unterstützt und mit großem Nachdruck – zusammen mit Altbürgermeister Hans Klement (Ichenhausen) – für die solidarische Unterstützung durch die Landkreisgemeinden geworben, heißt es in der Mitteilung des Landratsamtes Günzburg.