CSU stellt sich geschlossen hinter Hans Reichhart
Die Delegierten stimmen alle für Kandidatur des Bauministers als Landrat. Der Amtsinhaber erntet minutenlangen Applaus
Ellzee Es ist Punkt 11.15 Uhr an diesem Samstagvormittag, als sich die Delegierten der CSU von ihren Stühlen erheben und in Applaus ausbrechen. Soeben hat Wahlleiter Manfred Krautkrämer im Ellzeer Sportheim verkündet, dass die Anwesenden Bayerns Bau- und Verkehrsminister Hans Reichhart einstimmig zum Kandidaten für das Amt des Landrats gewählt haben. Für die Kreis-CSU ist das der Moment, auf den sie lange gewartet hat. „Das ist der Auftakt. Ab jetzt sind wir im Wahlkampfmodus“, erklärt Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Alfred Sauter.
Reichharts Ehefrau Johanna und Tochter Theresa können nicht dabei sein in Ellzee: Sohn Benedikt hat gleichzeitig ein Fußballturnier, das ist genauso wichtig wie Papas Nominierung, auch wenn Alfred Sauter sie einen „historischen Moment für den Kreisverband“nennt. Historisch, aber auch nicht wirklich überraschend ist das Ergebnis der Abstimmung von 123 Delegierten aus dem Landkreis Günzburg: Eine Stimme ist ungültig, die anderen 122 entfallen komplett auf den bayerischen Bau- und Verkehrsminister.
Hans Reichhart hätte es ahnen können, denn der Zuspruch aus den eigenen Reihen ist seit Bekanntwerden seiner Kandidatur (wir berichteten) groß. Das wird auch in den Minuten vor der Verkündung des Ergebnisses spürbar. „Ich freu mich ehrlich, dass Du es machst“, sagt ihm einer der Delegierten im Vorübergehen – er ist nicht der Einzige, der so denkt.
Die Nominierung in Ellzee wird jedoch keine Hans-ReichhartShow, sie ist auch dem scheidenden Landrat Hubert Hafner gewidmet, der zuerst eine Bilanz seiner Arbeit der vergangenen beiden Jahre im Landkreis vorstellt. Alfred Sauter spannt den Bogen schließlich weiter und betrachtet die komplette 24-jährige Amtszeit Hafners. „Unser Landkreis ist in dieser Zeit zu einem der Top-Landkreise in Deutschland geworden“, sagt Sauter. Die Tatsache, dass hier starke Mittelständler ihre Betriebe etablieren konnten und mehr als 53 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte lebten, hänge wesentlich mit der „ruhigen Hand“Hafners zusammen, mit der er den Landkreis geführt habe.
Nach 24 Jahren dürfe Hafner nun mit Recht sagen: „Ich habe genug für diesen Landkreis getan“, so Sauter, der dem Amtsinhaber schon einmal eine schöne Zeit im Ruhestand wünscht. Ganz so schnell will der amtierende Landrat sich aber noch nicht in die Rente schicken lassen: „Ich hab schon noch sieben Monate zu arbeiten“, betont Hafner und erntet dafür viel Gelächter. Wenig später werden ihm die Delegierten minutenlangen Applaus spenden.
Den bekommt auch Hans Reichhart, als er darüber spricht, woran er als Nachfolger Hubert Hafners anknüpfen und was er zusätzlich erreichen möchte. Die Weiterentwicklung der beiden Kreiskliniken zum Beispiel, aber gleichzeitig auch den Ausbau der ambulanten medizinischen Versorgung. Die Weiterführung des ÖPNV mit dem Flexibus und Gespräche über ein Kombiticket für Bus und Bahn – aber auch den Ausbau der Infrastruktur mit dem Straßennetz als „Verkehrsträger Nummer eins im Landkreis“. Behördengänge vor Ort zu erledigen oder digital von zu Hause aus, müsse eine selbstverständliche Wahl sein. Reichhart: „Wir müssen im Landkreis immer auf der Höhe der Zeit sein – aber vielleicht auch darüber hinaus.“
Der Jettinger betont in seiner Rede, dass er Landrat für den ganzen Landkreis Günzburg werden will. „Ich habe in meiner Tätigkeit alle Landkreise in Bayern besucht. Dabei wird deutlich: Wo ein Landrat gute Sacharbeit macht, wo er zusammenführt, anstatt zu spalten, sich auch für diejenigen einsetzt, die
Warm anziehen für den Winterwahlkampf
ihn nicht gewählt haben, und wo ein Landrat sich nicht nur für einen bestimmten Teil des Landkreises einsetzt, dort funktioniert es.“
Die Kreis-CSU demonstriert an diesem Vormittag große Gelassenheit und auch eine gewisse Vorfreude auf den kommenden Wahlkampf, wenn der auch anstrengend werden dürfte. Im Saal sitzen als Delegierte auch eine Reihe von Bürgermeistern, die in ihren Kommunen wiedergewählt werden wollen. In vielen Kommunen im Landkreis haben aber auch die Rathauschefs ihren Rückzug angekündigt. Da kommt viel Arbeit auf die Kandidaten zu, zumal es – Sauter weist darauf hin – diesmal ein Winterwahlkampf werden wird. „Das sind wir gar nicht mehr gewöhnt“, sagt Sauter und empfiehlt dem frisch gekürten Landratskandidaten, Winterjacke und Mütze bereit zu halten.
An diesem sonnigen Septembervormittag ist davon natürlich noch nichts nötig. Die Spitzen der KreisCSU rüstet sich erst einmal inhaltlich: Gleich nach der Nominierungsversammlung setzen sie sich zur ersten Sitzung zusammen. Der Wahlkampfmodus hat begonnen.