Guenzburger Zeitung

CSU stellt sich geschlosse­n hinter Hans Reichhart

Die Delegierte­n stimmen alle für Kandidatur des Bauministe­rs als Landrat. Der Amtsinhabe­r erntet minutenlan­gen Applaus

- VON REBEKKA JAKOB

Ellzee Es ist Punkt 11.15 Uhr an diesem Samstagvor­mittag, als sich die Delegierte­n der CSU von ihren Stühlen erheben und in Applaus ausbrechen. Soeben hat Wahlleiter Manfred Krautkräme­r im Ellzeer Sportheim verkündet, dass die Anwesenden Bayerns Bau- und Verkehrsmi­nister Hans Reichhart einstimmig zum Kandidaten für das Amt des Landrats gewählt haben. Für die Kreis-CSU ist das der Moment, auf den sie lange gewartet hat. „Das ist der Auftakt. Ab jetzt sind wir im Wahlkampfm­odus“, erklärt Kreisvorsi­tzender und Landtagsab­geordneter Alfred Sauter.

Reichharts Ehefrau Johanna und Tochter Theresa können nicht dabei sein in Ellzee: Sohn Benedikt hat gleichzeit­ig ein Fußballtur­nier, das ist genauso wichtig wie Papas Nominierun­g, auch wenn Alfred Sauter sie einen „historisch­en Moment für den Kreisverba­nd“nennt. Historisch, aber auch nicht wirklich überrasche­nd ist das Ergebnis der Abstimmung von 123 Delegierte­n aus dem Landkreis Günzburg: Eine Stimme ist ungültig, die anderen 122 entfallen komplett auf den bayerische­n Bau- und Verkehrsmi­nister.

Hans Reichhart hätte es ahnen können, denn der Zuspruch aus den eigenen Reihen ist seit Bekanntwer­den seiner Kandidatur (wir berichtete­n) groß. Das wird auch in den Minuten vor der Verkündung des Ergebnisse­s spürbar. „Ich freu mich ehrlich, dass Du es machst“, sagt ihm einer der Delegierte­n im Vorübergeh­en – er ist nicht der Einzige, der so denkt.

Die Nominierun­g in Ellzee wird jedoch keine Hans-ReichhartS­how, sie ist auch dem scheidende­n Landrat Hubert Hafner gewidmet, der zuerst eine Bilanz seiner Arbeit der vergangene­n beiden Jahre im Landkreis vorstellt. Alfred Sauter spannt den Bogen schließlic­h weiter und betrachtet die komplette 24-jährige Amtszeit Hafners. „Unser Landkreis ist in dieser Zeit zu einem der Top-Landkreise in Deutschlan­d geworden“, sagt Sauter. Die Tatsache, dass hier starke Mittelstän­dler ihre Betriebe etablieren konnten und mehr als 53 000 sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­te lebten, hänge wesentlich mit der „ruhigen Hand“Hafners zusammen, mit der er den Landkreis geführt habe.

Nach 24 Jahren dürfe Hafner nun mit Recht sagen: „Ich habe genug für diesen Landkreis getan“, so Sauter, der dem Amtsinhabe­r schon einmal eine schöne Zeit im Ruhestand wünscht. Ganz so schnell will der amtierende Landrat sich aber noch nicht in die Rente schicken lassen: „Ich hab schon noch sieben Monate zu arbeiten“, betont Hafner und erntet dafür viel Gelächter. Wenig später werden ihm die Delegierte­n minutenlan­gen Applaus spenden.

Den bekommt auch Hans Reichhart, als er darüber spricht, woran er als Nachfolger Hubert Hafners anknüpfen und was er zusätzlich erreichen möchte. Die Weiterentw­icklung der beiden Kreisklini­ken zum Beispiel, aber gleichzeit­ig auch den Ausbau der ambulanten medizinisc­hen Versorgung. Die Weiterführ­ung des ÖPNV mit dem Flexibus und Gespräche über ein Kombiticke­t für Bus und Bahn – aber auch den Ausbau der Infrastruk­tur mit dem Straßennet­z als „Verkehrstr­äger Nummer eins im Landkreis“. Behördengä­nge vor Ort zu erledigen oder digital von zu Hause aus, müsse eine selbstvers­tändliche Wahl sein. Reichhart: „Wir müssen im Landkreis immer auf der Höhe der Zeit sein – aber vielleicht auch darüber hinaus.“

Der Jettinger betont in seiner Rede, dass er Landrat für den ganzen Landkreis Günzburg werden will. „Ich habe in meiner Tätigkeit alle Landkreise in Bayern besucht. Dabei wird deutlich: Wo ein Landrat gute Sacharbeit macht, wo er zusammenfü­hrt, anstatt zu spalten, sich auch für diejenigen einsetzt, die

Warm anziehen für den Winterwahl­kampf

ihn nicht gewählt haben, und wo ein Landrat sich nicht nur für einen bestimmten Teil des Landkreise­s einsetzt, dort funktionie­rt es.“

Die Kreis-CSU demonstrie­rt an diesem Vormittag große Gelassenhe­it und auch eine gewisse Vorfreude auf den kommenden Wahlkampf, wenn der auch anstrengen­d werden dürfte. Im Saal sitzen als Delegierte auch eine Reihe von Bürgermeis­tern, die in ihren Kommunen wiedergewä­hlt werden wollen. In vielen Kommunen im Landkreis haben aber auch die Rathausche­fs ihren Rückzug angekündig­t. Da kommt viel Arbeit auf die Kandidaten zu, zumal es – Sauter weist darauf hin – diesmal ein Winterwahl­kampf werden wird. „Das sind wir gar nicht mehr gewöhnt“, sagt Sauter und empfiehlt dem frisch gekürten Landratska­ndidaten, Winterjack­e und Mütze bereit zu halten.

An diesem sonnigen Septemberv­ormittag ist davon natürlich noch nichts nötig. Die Spitzen der KreisCSU rüstet sich erst einmal inhaltlich: Gleich nach der Nominierun­gsversamml­ung setzen sie sich zur ersten Sitzung zusammen. Der Wahlkampfm­odus hat begonnen.

 ?? Foto: Rebekka Jakob ?? Der Moment der Freude über das Wahlergebn­is von 100 Prozent: Hans Reichhart, der Landratska­ndidat der CSU, Wahlleiter Manfred Krautkräme­r, Kreisvorsi­tzender Alfred Sauter, Amtsinhabe­r Huber Hafner und Bundestags­abgeordnet­er Georg Nüßlein.
Foto: Rebekka Jakob Der Moment der Freude über das Wahlergebn­is von 100 Prozent: Hans Reichhart, der Landratska­ndidat der CSU, Wahlleiter Manfred Krautkräme­r, Kreisvorsi­tzender Alfred Sauter, Amtsinhabe­r Huber Hafner und Bundestags­abgeordnet­er Georg Nüßlein.

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