Guenzburger Zeitung

Diese Produkte stehen auf Trumps Zoll-Liste

Kaffee, Wein, Würstchen: Deutsche Importe besonders stark betroffen

- VON KARL DOEMENS

Washington Eigentlich dreht sich der transatlan­tische Subvention­sstreit seit mehr als 15 Jahren um die Flugzeuge von Boeing und Airbus. Doch nun wird der Handelskri­eg auch im Supermarkt ausgetrage­n. Der amerikanis­che Handelsbea­uftragte Robert Lighthizer hat am Mittwoch eine 160 Gruppen umfassende Liste mit Produkten vorgelegt, die vom 18. Oktober an mit einem Strafzoll von 25 Prozent belegt werden. Neben Büchern, Pullovern und Äxten finden sich darauf vor allem Lebensmitt­el aus Europa – vom italienisc­hen Parmesan bis zum spanischen Serrano-Schinken.

Nun gehören der nussige Hartkäse und der luftgetroc­knete Schweine-Aufschnitt nicht unbedingt zur Grundausst­attung jedes amerikanis­chen Haushalts. Aber deutscher Filterkaff­ee, irische Butter oder spanische Oliven finden sich auch in den Regalen des Discounter­s Walmart. Die deutschen Supermarkt­ketten Aldi und Lidl verkaufen in den USA auch Kekse, Frankfurte­r Würstchen oder Butterkäse „made in Germany“. Das Käseregal beim Öko-Händler Whole Foods ist voll von britischem Cheddar, holländisc­hem Gouda und italienisc­hem Pecorino. Im Weinregal stehen Côte du Rhône aus Frankreich und Riesling aus Deutschlan­d. Das alles wird nun deutlich teurer werden.

Donald Trump ist zufrieden: „Diese Länder haben uns lange ausgenomme­n“, sagt der US-Präsident. Damit sei es nun vorbei. Die neuesten Strafen kann er sogar mit dem Segen der von ihm oft kritisiert­en Welthandel­sorganisat­ion (WTO) verhängen. Die Genfer Wettbewerb­shüter hatten nämlich zuvor die jahrelange­n EU-Subvention­en für den Flugzeugba­uer Airbus für rechtswidr­ig erklärt und den USA Vergeltung­smaßnahmen auf Waren für umgerechne­t knapp sieben Milliarden Euro genehmigt – die höchste Summe in der 25-jährigen Geschichte der Organisati­on. „Das ist ein großer Sieg für die Vereinigte­n Staaten“, triumphier­t Trump.

Flugzeuge und Flugzeugte­ile aus Frankreich, Deutschlan­d, Spanien und Großbritan­nien sollen von Mitte des Monats an nun mit einer Strafabgab­e von zehn Prozent versehen werden. Auf zahlreiche Lebensmitt­el, bestimmte Werkzeuge, Kleidung und Kameraobje­ktive sowie Bücher werden 25 Prozent aufgeschla­gen. Der Schwerpunk­t der Strafen trifft Frankreich, Deutschlan­d, Spanien und Großbritan­nien. In Großbritan­nien sind vor allem die Whisky-Hersteller betroffen, in Deutschlan­d Werkzeugma­cher, in Frankreich die Weinproduz­enten und in Spanien die Olivenbaue­rn. Doch auch Italien wird getroffen. Zwar bleiben Olivenöl und Wein aus diesem Land verschont. Dafür aber wird Parmesan verteuert – die USA sind der zweitwicht­igste Exportmark­t für diesen Käse. Deutschlan­d dürfte nach einer Analyse des Instituts

Auch für Airbus wird es teuer

für Weltwirtsc­haft in Kiel mit Exporteinb­ußen von gut zwei Milliarden Euro im Jahr am stärksten von den neuen Zöllen betroffen sein.

Die Europäer müssen die Strafe nun erst einmal schlucken. Aber das letzte Wort im Handelskri­eg ist damit noch nicht gesprochen. Auch die EU hat bei der Welthandel­sorganisat­ion nämlich eine Klage eingereich­t – wegen der US-Beihilfen für den Flugzeugba­uer Boeing. In den Schubladen der Brüsseler Kommission schlummert schon eine Vergeltung­sliste für Waren im Wert von zwölf Milliarden Dollar. Die EU hat die USA deshalb noch einmal vor neuen Strafzölle­n auf Waren aus Europa gewarnt. Die Zölle würden es komplizier­ter machen, für den eigentlich­en Streit um Sanktionen für Airbus und Boeing eine Lösung zu finden. (mit dpa)

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