Guenzburger Zeitung

Schlaflos in Metropolis

Studie Warum Stadtfluch­t wieder Konjunktur bekommen sollte

- VON MARKUS BÄR

Es gab einmal eine Zeit, da waren die Begriffe Land- und Stadtfluch­t modern. Bei Ersterem geht es darum, dass die Menschen ihre Sachen packen und in die Städte ziehen, um dort ihr Glück zu versuchen. Bei der Stadtfluch­t geht es in die umgekehrte Richtung. Tendenzen diesbezügl­ich sind nicht neu. Der 1877 im schwäbisch­en Calw geborene Schriftste­ller Hermann Hesse etwa hat stets gern das Leben im Stillen weit draußen abseits der Städte beschworen, in Essays Zivilisati­onskritik geübt und gedacht – und damit vielen aus der Seele gesprochen.

Eine Weile – etwa in den 1970ern und 1980ern – hatte man ebenfalls das Gefühl, dass es die Menschen wieder hinaus aufs Land zieht. Das „Häuschen im Grünen“war damals für viele ein Traum. Doch dieser Wind hat sich völlig gedreht. Überall auf der Welt explodiere­n die Metropolen. Vor allem in Asien gibt es inzwischen Städte, die mehr Einwohner haben als ganze Staaten. Auch im beschaulic­hen Bayern gehen die Einwohnerz­ahlen in München, Augsburg oder Nürnberg immer weiter nach oben. Dabei tut das Leben in den Städten den Menschen doch gar nicht immer gut.

Alles teurer, der ganze Stress, lange Warteschla­ngen allerorten. Und die Städter finden auch noch schlechter in den Schlaf, wie der Gesundheit­sreport 2019 der Krankenkas­se Barmer belegt. In Ballungsze­ntren funktionie­re das Ein- und Durchschla­fen deutlich weniger gut, heißt es da. Vielleicht ist das ja ein Zeichen. Zum Innehalten. Zum Umbesinnen. Und darüber nachzudenk­en, ob man wirklich den Traum vom Leben in der Metropole leben möchte. Denn es ist ja offenkundi­g: Auf dem Land, da träumt es sich halt deutlich besser.

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Foto: dpa Gute Nacht, Stadt?

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