Guenzburger Zeitung

Die Prinzessin der FPÖ

Porträt Ihr Mann hat sich aus der Politik verabschie­det – dafür könnte Philippa Strache jetzt ins österreich­ische Parlament einziehen. Aber lässt ihre Partei das auch zu?

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Ob nach der Veröffentl­ichung des Ibiza-Videos oder während der Spesenaffä­re: Philippa Strache stand unerschütt­erlich an der Seite ihres Mannes. „Arglos, wie ein junger Welpe“sei der, verteidigt­e sie ihn. Wie streitbar sie sein kann, hatte die Selfmade-Frau schon in Straches Team bewiesen, in dem sie häufig das letzte Wort gehabt haben soll. Doch im aktuellen Konflikt scheinen der 33-Jährigen weder der eigene Kampfgeist noch ihr Mann helfen zu können.

Die FPÖ versucht offenbar, ihren Einzug ins Parlament zu verhindern. Es wäre „schon hadschert, wenn ein Familienmi­tglied noch einen Fuß in der Tür behält“, sagt der ehemalige Europaabge­ordnete Andreas Mölzer. Das Kapitel Strache, sekundiert der Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger, müsse beendet werden – das gelte auch für Philippa Strache, der die Wiener FPÖ den halbwegs sicheren Listenplat­z drei reserviert hatte, damit ihr Mann nach der Europawahl auf sein Direktmand­at im Europaparl­ament verzichtet. Weil der Kollege auf Platz zwei auch über ein gewonnenes Wahlkreism­andat in den Nationalra­t einziehen kann, wäre sie eigentlich drin im Parlament. Nach bislang unbestätig­ten Meldungen bietet die Partei ihr nun aber an, weiter als Angestellt­e der FPÖ zu arbeiten. Seit drei Jahren bezieht die Frau des früheren Parteichef­s dafür angeblich 9500 Euro monatlich – das ist mehr, als ein Abgeordnet­er verdient.

Schon nach der Matura, dem österreich­ischen Abitur, hatte Philippa

Beck, spätere Strache, für die Parlaments­fraktion der Sozialdemo­kraten gearbeitet. Damals wollte sie noch Model werden und gewann im Jahr 2007 auch den Model-Wettbewerb einer Frauenzeit­schrift. Später landete sie in der Pressestel­le des „Team Stronach“, mit dem der austro-kanadische Milliardär Frank Stronach frischen Wind in die muffige österreich­ische Politik bringen wollte. Die Kurzzeit-Partei schaffte es zwar 2013 in den Nationalra­t, zerbrach aber kurz darauf. Philippa Beck, von ihren Freundinne­n Phiba genannt, wechselte zum Privatsend­er Ö24 und sagte dort Wetter und Gewinnspie­le an. Auf einer Geburtstag­sparty des Eigentümer­s lernte sie dann Strache kennen. Er war geschieden und hatte zwei Kinder. Bald wurde sie häufiger an der Seite des 18 Jahre älteren gesehen, der sie 2015 auch als Moderatori­n zum Parteisend­er FPÖ TV holte. 2016 wurde Hochzeit gefeiert. Sohn Hendrik kam am 1. Januar 2019 auf die Welt.

In der Partei erhielt Philippa den Spottnamen „Prinzessin“. Ihre Vorliebe für teure Roben und glanzvolle Auftritte fiel auf. Eine Woche vor der Wahl wurden sie ihr zum Verhängnis: Fotos mit Handtasche­n von Chanel und Gucci, teuren Schuhen und Uhren tauchten in der Boulevardp­resse auf. Das Gerücht kursierte, Strache habe seine Frau teilweise auf Parteikost­en ausgestatt­et. Auf ihrer Website wies Philippa Strache dies empört zurück: Sie habe die Dinge mit eigenem Geld gekauft oder bei Freundinne­n geliehen. Zu der „konstruier­ten Neiddebatt­e“wolle sie nicht Stellung nehmen. Mariele Schulze Berndt

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Foto: Imago Images

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