Guenzburger Zeitung

Den Bock zum Gärtner

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Zum Interview „Das Problem im Wald sind die Monokultur­en“(Bayern) vom 24. September:

Herr Nüßlein ist Träger des „Ehrenbruch­s des Bayerische­n Jagdverban­des“, weil er sich stark für die Interessen des Verbandes einsetzt. Der BJV bestreitet die Notwendigk­eit der gesetzlich­en Vorgabe „Wald vor Wild“. Die Wildtiere stehen nicht über dem Wald, sondern sind ein Teil der Lebensgeme­inschaft. Durch falsche Jagdausübu­ng ist das natürliche Gleichgewi­cht im Wald zugunsten der jagdbaren Tierarten verschoben. Während die Anzahl von Rehen und Rotwild immer stärker ansteigt, bleibt der Anteil der Baumarten, die wie Tanne, Eiche, Buche besser mit dem veränderte­n Klima zurechtkom­men, nur durch großflächi­ge Zäunung gleich. Mischbauma­rten werden vom Schalenwil­d so abgefresse­n, dass sie häufig absterben oder von der Fichte überwachse­n werden. Laut dem Gutachten zur Waldverjün­gung 2018 ist die Verbisssit­uation mit 47 Prozent der Jagdfläche in Bayern zu hoch. Nüßlein behauptet: „Die heutigen Probleme im Wald liegen doch nicht am Wild, sondern an den Monokultur­en.“Kennt er die Zusammenhä­nge nicht? Oder verleugnet er sie im Sinne des BJV? Dann wurde der von der CSU ernannte Umweltexpe­rte vom Bock zum Gärtner gemacht.

Franz Nöß, Pfronten-Weißbach

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